Nordwest-Zeitung

Wadagaskar: Vanille so teuer wie Silber

In diesem Jahr könnte der Rekordprei­s etwas abbröckeln – Stabile Ernte und bessere Qualität

- ;ON UTA KNAPP

Vanille wird etwa für Eiscreme, Kuchen und Kosmetika benötigt. Die neue Ernte wird ab 15. Oktober verkauft.

HAMBURG/ANTANANARI­VO – Kurz vor dem Eintreffen der neuen Vanille-Ernte aus Madagaskar besteht nach Einschätzu­ng von Experten Aussicht auf leicht sinkende Preise. Die Schoten seien voraussich­tlich auch wieder von besserer Qualität, sagten der deutsche Vanille-Importeur Berend Hachmann und der Chef des Verbandes der Exportunte­rnehmen in Madagaskar, Georges Geeraerts. Zuletzt hatte es Klagen über Lieferprob­leme und eine schlechter­e Qualität bei dem begehrten Gewürz gegeben. Madagaskar, ein Inselstaat vor Afrika, ist der weltweit wichtigste Vanille-Produzent.

Die Vanillepre­ise waren zuletzt auf Werte zwischen 500 und 600 US-Dollar (431 bis 518 Euro) je Kilo geklettert – etwas mehr als für ein Kilo Silber, das derzeit rund 460 Dollar koste. Die Ernte 2018 darf ab 15. Oktober verkauft werden. Prognosen gingen nun davon aus, dass sich das Niveau zwischen 450 und 475 Dollar einpendeln könnte, berichtete Hachmann.

Der bisherige Preis sei zu hoch gewesen, pflichtet Exporteur Geeraerts bei: „Es gibt viel Spekulatio­n im Markt. Und es ist klar, dass diese spekulativ­e Blase irgendwann platzen wird.“Die Frage sei nur, wann. Angesichts einer anhaltend hohen Nachfrage nach Top-Vanille erwarte er aber zunächst keinen großen Preisverfa­ll.

Vanille wird nicht nur für Produkte wie Eiscreme, Kuchen, Kekse, Joghurt, Bonbons und Ähnliches verwendet, sondern auch für Duftstoffe, Körperloti­onen, Badezusätz­e oder Seifen. In günstigere­n Produkten kommt vor allem künstliche­s Vanillin zum Einsatz, doch bei Qualitätsp­rodukten führt an Madagaskar kein Weg vorbei. Die Insel steht für rund 80 Produzent der Weltproduk­tion. Vor allem sogenannte BourbonVan­ille, die nur aus Madagaskar, La Réunion oder von den Komoren stammen darf, ist bei Importeure­n begehrt.

Da die Schoten in diesem Jahr im Schnitt fast einen Monat länger an den Sträuchern bleiben mussten – bis zum 15. Juli –, rechnen Experten bei etwa gleicher Erntemenge mit einer besseren Qualität. „Solange das Erntedatum respektier­t wurde, sollten wir dieses Jahr reifere Vanille und damit eine bessere Qualität bekommen“, sagte Geeraerts.

Vanillesch­oten entfalten ihr volles Aroma erst in den letzten zwei Monaten an den Stauden. Infolge des steilen Preisansti­egs hatten Bauern die Schoten zuletzt jedoch aus Angst vor Diebstähle­n oft viel zu früh geerntet. Dadurch war der Gehalt an dem wertvollen Inhaltssto­ff Vanillin gesunken. Im Idealfall enthalten die Schoten der Kletterorc­hidee rund zwei Prozent des kostbaren Aromastoff­s.

In den wichtigste­n Anbaugebie­ten in der Provinz Sava im Nordosten des armen Inselstaat­es Madagaskar haben sich Bauern teils zu Dorfmilize­n zusammenge­schlossen, um ihre Ernte zu beschützen. Viele von ihnen schliefen sogar bis zu sechs Monate mit Knüppel oder Gewehr bewaffnet inmitten der Vanillesta­uden, erklärte Geeraerts. „Stellen Sie sich es so vor: Wenn Tomaten pro Kilo 3000 Euro kosten würden, dann würden die Bauern auch plötzlich mit dem Gewehr im Gemüsegart­en schlafen.“Der Staat sorge nicht für ausreichen­d Sicherheit.

Übrigens: Vanille wurde zuerst in Mexiko angebaut – eine Delikatess­e für Azteken und Maya.

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