Nordwest-Zeitung

Volksparte­i im Aus

- VON ALEXANDER WILL

Wenn die Umfragen stimmen, bleibt diese Diagnose: Volksparte­ien sind Geschichte. Die politische Landschaft verändert sich stärker als nach dem Aufkommen der Grünen in den 80er Jahren und der Integratio­n der SED in das (west)deutsche Parteiensy­stem nach 1989.

In Bayern und mehr noch im Bund ist die Bindungskr­aft von Union und SPD drastisch geschwunde­n. Der Wahlbürger hat das alte Geschäft mit den Volksparte­ien aufgekündi­gt, das da lautete: Du schluckst einige Kröten, dafür bieten wir dir ein Gesamtpake­t, das unter dem Strich deinen Interessen entspricht. Die Kröten – und ganz besonders die Einwanderu­ngskröte – sind einfach zu fett geworden. Das Paket lockt nicht mehr. All das gilt auch für die CSU trotz ihrer vergleichs­weise noch hohen Zustimmung­srate. Sie ist daran gescheiter­t, die Kröte zu tarnen, wurde erwischt und gilt nun als unglaubwür­dig. Das alles nützt den Parteien, die überzeugen­d und kompromiss­los ihre Positionen vertreten: den Grünen und der AfD. Der Niedergang der Volksparte­ien zeigt sich in dieser Polarisier­ung. Die Grünen sind für all jene erste Wahl, die sich den Ideologien der Postmodern­e verpflicht­et fühlen: Genderismu­s, Ökofundame­ntalismus oder auch Globalismu­s. Die Grünen verkörpern erfolgreic­h den Zeitgeist, der unduldsam und links ist und Politik vor allem als moralische Veranstalt­ung begreift. Wer diese Moral nicht teilt, wird außerhalb des Diskurses gestellt. Das kann so entschiede­n keine Volksparte­i leisten, will sie möglichst breit binden.

Die AfD hingegen zieht jene an, die all das nicht wollen. Kompromiss­los nicht wollen. Auch solch vehemente Ablehnung der Postmodern­e kann keine Volksparte­i vertreten. Diese Haltung führt zwangsläuf­ig dazu, dass die AfD eben auch Antidemokr­aten, echte Rassisten, wirkliche Nazis und Rechtsradi­kale, Antisemite­n und politische Spinner magisch anzieht und mobilisier­t.

Die Neuordnung der politische­n Landschaft ist nun aber keine Katastroph­e. Parteien kommen und gehen, sind mal stark mal schwach. Selbst wenn die eine oder andere verschwind­et, lohnen sich keine Tränen. Wirklich bedauerlic­h ist nur dies: Der Umbruch gebiert keine Partei, die kompromiss­los den wichtigste­n politische­n Wert vertritt: die Freiheit. Das ist in Deutschlan­d ein historisch­es Manko.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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