Nordwest-Zeitung

Wie der Vater – so der Sohn

Kriminalro­man „Champion“von Felix Francis

- VON REINHARD TSCHAPKE

LONDON/OLDENBURG – Familie verpflicht­et: Felix Francis ist der jüngste, 1953 geborene Sohn des englischen Bestseller­autors Dick Francis (1920– 2010). Sein Vater war ein Champion – zunächst als Jockey, später als Krimischri­ftsteller, dessen internatio­nal geschätzte Romane man, einmal infiziert, verschlang und Jahr für Jahr herbeisehn­te.

Sohn Felix war zunächst nur Lehrling beim Papa, der Sohn recherchie­rte und guckte über die Schulter. Einige Bücher haben sie gemeinsam verfasst, für weitere hat Felix Francis recherchie­rt. Nach dem Tod des Vaters schaffte es Felix Francis, erfolgreic­h in die nicht zu kleinen Fußstapfen des Vaters zu treten. Er versuchte gar nicht erst den literarisc­hen Vatermord, er machte keine Experiment­e, er schrieb einfach so weiter, wie der Vater geschriebe­n hatte. Fünf spannende Romane sind jetzt bereits von Felix Francis Der englische Autor Francis Felix

im deutschspr­achigen Raum im Diogenes Verlag erschienen – weitere werden folgen. Übrigens im gleichen Verlag wie beim Vater. Bei Diogenes. Tradition verpflicht­et.

Aber kann man zu viel schreiben? Ist nicht gerade eben erst vor ein paar Monaten der Roman „Scharade“von Francis erschienen? Ja, er schreibt viel, aber die Qualität bleibt gleich. Auch der neue Roman „Champion“weist jetzt wieder alle Ingredienz­ien auf, die diese Werke so einmalig machen: das Rennbahnmi­lieu, eine Sprache, die sich süffig, unterhalts­am, fein lesbar gibt; eine Geschichte, die man gut versteht, auch wenn man noch nie auf einem Pferd gesessen hat. Und nicht zuletzt einen Helden, der ja in der Schreiberf­amilie Francis immer leicht lädiert ist und mit privaten Problemen zu kämpfen hat.

Den Undercover-Ermittler Jeff Hinkley, dessen Ehe gescheiter­t ist, dessen Schwester Krebs hat, dessen Schwager ein Ekelpaket ist, schickt Felix Francis in seinem zweiten Fall los. Diesmal geht es um Rennmanipu­lationen und Morde. Das in feiner Art aufzudröse­ln gelingt Francis wieder wunderbar, und das liest sich nur so weg, dass man das Buch, einmal angefangen, nicht aus der Hand legen möchte.

Wann kommt endlich der nächste Francis-Krimi?

Felix Francis: „Champion“, aus dem Englischen von Malte Krutzsch, Diogenes Verlag, 415 Seiten, 18 Euro.

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BILD: DIOGENES VERLAG

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