Kiosk vom Bootsverleih kommt ins $useum
GW-ZIUW wird demontiert, zwischengelagert und im Museumsdorf Cloppenburg wieder aufgebaut
1949 wurde der Kiosk an der Mühlenhunte erbaut. Jahrzehntelang wurden dort Ruder3 und Tret3 boote verliehen.
OLDENBURG/CLOPPENBURG – Ende gut, alles gut: Der fast 70 Jahre alte Kiosk des Bootsverleihs an der Mühlenhunte wird demontiert und nach einer Zwischenlagerung im Museumsdorf Cloppenburg wieder aufgebaut.
Zu verdanken ist das den guten Kontakten von Friedrich Precht, ehemaliger Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde in Oldenburg, zu Dr. Michael Schimek, Leiter der bauhistorischen Abteilung des Museumsdorfes. Die Cloppenburger setzen zurzeit einen thematischen Schwerpunkt auf die Nachkriegszeit und bauen dabei auch die Harpstedter Kult-Diskothek „Zum Sonnenstein“ab, die im Museumsdorf wieder aufgebaut wird.
Thematisch passt dazu der Kiosk, der 1949 gebaut wurde. Als Lehrling beteiligt war damals Robert Reichert. Der 90Jährige war am Freitag auf Vermittlung der dabei, als Handwerker aus dem Museumsdorf damit begannen, zunächst im Inneren des Gebäudes die Verkleidungen abzuschrauben und die Außenwerbung zu sichern. „Das Holz – Fichte – ist noch in einem hervorragenden Zustand, die Bausubstanz intakt. Das Reetdach hat dicht gehalten und das Fundament hat von unten die Feuchtigkeit ferngehalten“, freut sich Schimek.
Dach ist abgängig
Das Dach ist allerdings nach den vielen Jahrzehnten abgängig und muss beim Wiederaufbau durch ein neues ersetzt werden. Reichert hatte 1949 die Einzelteile, die vorher bei Suhr & Vogel (heute Suhr Holzbau) in etwa zweiwöchiger Vorarbeit in der Werkstatt am Schützenweg gefertigt worden waren, zum Teil mit dem Handkarren zur Elisabethstraße geschoben. Alle Teile waren vorher mit römischen Ziffern mit dem Stecheisen nummeriert worden, um sie dann an Ort und Stelle zusammenzusetzen. Ein Reetdach hatte der Kiosk damals allerdings noch nicht. Auch beim Stegbau war der Stift mit der Handramme dabei und stand bei den Arbeiten im Wasser der Mühlenhunte. „Die tragenden Pfosten des Kiosks habe ich mit Handsäge und Schablone gestaltet“, erinnert sich Reichert an den Aufbau. Damals war er 21 Jahre alt und der „Stift“im Betrieb.
Den Abbau verfolgt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend deshalb, weil ihm der Anblick im Stadtbild fehlen wird – so wie vielen anderen sicherlich auch. Lachend, weil der Kiosk nun demontiert und nicht abgerissen und entsorgt wird. So bleibt der Nachwelt ein wichtiges Stück jüngerer Oldenburger Stadtgeschichte erhalten. Bootsverleiher war damals ein gewisser Klusmann, der 1954 den Betrieb an Heinz und Elfriede Stiehler verkaufte. Elfriede Stiehler stammt aus der Familie von Holzbau Suhr am Grenadierweg, ist eine Tochter von Hans-Johannes Suhr, der das Unternehmen im Jahr 1921 gemeinsam mit Herrmann Vogel gegründet hatte. Schwiegersohn Heinz Stiehler wurde häufiger für Reparaturarbeiten zur Mühlenhunte geschickt.
Neubau mit Toilette
Am 30. Juli 1969 verkauften die Eheleute den Verleih an Dieter Schmidt, dessen Nachfahren der Bootsverleih bis Mitte 2017 gehörte. Mittlerweile ist Anja Wiehl Eigentümerin des Verleihs, der nach längerer Schließung in diesem Jahr provisorisch wieder öffnete. Die Boote wurden in dieser Saison aus einen Bauwagen heraus verliehen. Nach der Demontage des alten Kiosks wird auf dessen Fundament ein hölzerner Neubau gesetzt – mit kleinem gastronomischen Betrieb plus Sanitäranlagen.