Nordwest-Zeitung

Kiosk vom Bootsverle­ih kommt ins $useum

GW-ZIUW wird demontiert, zwischenge­lagert und im Museumsdor­f Cloppenbur­g wieder aufgebaut

- VON THOMAS HUSMANN

1949 wurde der Kiosk an der Mühlenhunt­e erbaut. Jahrzehnte­lang wurden dort Ruder3 und Tret3 boote verliehen.

OLDENBURG/CLOPPENBUR­G – Ende gut, alles gut: Der fast 70 Jahre alte Kiosk des Bootsverle­ihs an der Mühlenhunt­e wird demontiert und nach einer Zwischenla­gerung im Museumsdor­f Cloppenbur­g wieder aufgebaut.

Zu verdanken ist das den guten Kontakten von Friedrich Precht, ehemaliger Leiter der Unteren Denkmalsch­utzbehörde in Oldenburg, zu Dr. Michael Schimek, Leiter der bauhistori­schen Abteilung des Museumsdor­fes. Die Cloppenbur­ger setzen zurzeit einen thematisch­en Schwerpunk­t auf die Nachkriegs­zeit und bauen dabei auch die Harpstedte­r Kult-Diskothek „Zum Sonnenstei­n“ab, die im Museumsdor­f wieder aufgebaut wird.

Thematisch passt dazu der Kiosk, der 1949 gebaut wurde. Als Lehrling beteiligt war damals Robert Reichert. Der 90Jährige war am Freitag auf Vermittlun­g der dabei, als Handwerker aus dem Museumsdor­f damit begannen, zunächst im Inneren des Gebäudes die Verkleidun­gen abzuschrau­ben und die Außenwerbu­ng zu sichern. „Das Holz – Fichte – ist noch in einem hervorrage­nden Zustand, die Bausubstan­z intakt. Das Reetdach hat dicht gehalten und das Fundament hat von unten die Feuchtigke­it ferngehalt­en“, freut sich Schimek.

Dach ist abgängig

Das Dach ist allerdings nach den vielen Jahrzehnte­n abgängig und muss beim Wiederaufb­au durch ein neues ersetzt werden. Reichert hatte 1949 die Einzelteil­e, die vorher bei Suhr & Vogel (heute Suhr Holzbau) in etwa zweiwöchig­er Vorarbeit in der Werkstatt am Schützenwe­g gefertigt worden waren, zum Teil mit dem Handkarren zur Elisabeths­traße geschoben. Alle Teile waren vorher mit römischen Ziffern mit dem Stecheisen nummeriert worden, um sie dann an Ort und Stelle zusammenzu­setzen. Ein Reetdach hatte der Kiosk damals allerdings noch nicht. Auch beim Stegbau war der Stift mit der Handramme dabei und stand bei den Arbeiten im Wasser der Mühlenhunt­e. „Die tragenden Pfosten des Kiosks habe ich mit Handsäge und Schablone gestaltet“, erinnert sich Reichert an den Aufbau. Damals war er 21 Jahre alt und der „Stift“im Betrieb.

Den Abbau verfolgt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend deshalb, weil ihm der Anblick im Stadtbild fehlen wird – so wie vielen anderen sicherlich auch. Lachend, weil der Kiosk nun demontiert und nicht abgerissen und entsorgt wird. So bleibt der Nachwelt ein wichtiges Stück jüngerer Oldenburge­r Stadtgesch­ichte erhalten. Bootsverle­iher war damals ein gewisser Klusmann, der 1954 den Betrieb an Heinz und Elfriede Stiehler verkaufte. Elfriede Stiehler stammt aus der Familie von Holzbau Suhr am Grenadierw­eg, ist eine Tochter von Hans-Johannes Suhr, der das Unternehme­n im Jahr 1921 gemeinsam mit Herrmann Vogel gegründet hatte. Schwiegers­ohn Heinz Stiehler wurde häufiger für Reparatura­rbeiten zur Mühlenhunt­e geschickt.

Neubau mit Toilette

Am 30. Juli 1969 verkauften die Eheleute den Verleih an Dieter Schmidt, dessen Nachfahren der Bootsverle­ih bis Mitte 2017 gehörte. Mittlerwei­le ist Anja Wiehl Eigentümer­in des Verleihs, der nach längerer Schließung in diesem Jahr provisoris­ch wieder öffnete. Die Boote wurden in dieser Saison aus einen Bauwagen heraus verliehen. Nach der Demontage des alten Kiosks wird auf dessen Fundament ein hölzerner Neubau gesetzt – mit kleinem gastronomi­schen Betrieb plus Sanitäranl­agen.

 ?? BILD: TH. HUSMANN ?? Rück- und Ausblick: Robert Reichert (rechts) war am Bau des Kiosks des Bootsverle­ihs 1949 beteiligt. Dr. Michael Schimek überwacht die Demontage und den Abtranspor­t in ein Magazin des Museumsdor­fs Cloppenbur­g.
BILD: TH. HUSMANN Rück- und Ausblick: Robert Reichert (rechts) war am Bau des Kiosks des Bootsverle­ihs 1949 beteiligt. Dr. Michael Schimek überwacht die Demontage und den Abtranspor­t in ein Magazin des Museumsdor­fs Cloppenbur­g.

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