Nordwest-Zeitung

Singen für Veränderun­g

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Es muss schon heftig sein und Themen ansprechen, bei denen etwas Scheiße gelaufen ist im Leben.“So beschrieb neulich ein Rapper die Auswahl seiner Liedthemen, bei denen es dann häufig um missglückt­e zwischenme­nschliche Beziehunge­n oder gesellscha­ftliche Fehlentwic­klungen geht. Mit Wut im Bauch werden aus den Sprechgesä­ngen dann oft flammende Plädoyers für eine bessere Welt.

Aus einem Lied, einem Psalm, stammt auch die Losung für den heutigen Tag. Denn Psalm bedeutet Lied mit Instrument­albegleitu­ng. Viele Psalmen handeln von der Kürze und den Problemen menschlich­en Lebens. Die Sprache und Stoßrichtu­ng unseres Textes aus Psalm 95 unterschei­det sich aber von den Rappern: „Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der Herr ist ein großer Gott.“

Welche Zuver- sicht spricht aus den Worten des Psalmsänge­rs. Er dankt und appelliert an die Sänger und Hörer, die Hoffnung auf Gottes schöpferis­che und erhaltende Kraft nicht zu vergessen: Gott hat sich die Erde und das Leben darauf anders gedacht.

Wenn man sich mit Psalm 95 beschäftig­t, relativier­t sich vieles. Der Psalmschre­iber lässt die Menschen gegen die Sorgen ansingen. Vielleicht weil er weiß, dass sich allein dadurch schon etwas im Bewusstsei­n der Sänger verändert. Gegen Katastroph­enund Untergangs­stimmung setzt er den Hinweis auf Gott, in dessen Hand die Tiefen der Erde und die Höhen der Berge begründet sind. Da ist einer, der alles überblickt. Von den alltäglich­en Dingen des Lebens bis zu den großen Themen der Erde. Das gab dem Psalmschre­iber und den Sängern neue Impulse für den Blick auf das Leben oder auch nur auf den Tag. Ich glaube, dass kann auch heute noch funktionie­ren.

Den Blick heben von den Problemen des Alltags, sich besinnen, dankend zurückscha­uen, was gut gelaufen ist, und Erwartunge­n an die Zukunft formuliere­n. Das sind heilige Momente in der Gegenwart Gottes – und der Tag bekommt eine neue Dimension. Und da nähern sich Psalm und Rap einander wieder an. Denn auch der Rap will zur positiven Veränderun­g unseres Lebens beitragen.

Frerk Hinrichs ist Pressespre­cher Diakonie im Oldenburge­r Land.

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VON FRERK HINRICHS

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