Nordwest-Zeitung

Der teuerste Putzdienst glänzt am wenigsten

Legale Reinigungs­kräfte ab elf 8uro pro Stunde – Kein Schutz vor Schwarzarb­eit

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Die Stiftung Warentest hat acht Portale getestet. Viele putzen gut. Aber einige sichern Haushaltsh­ilfen und Kunden nicht genügend ab.

BERLIN/KU – PinM Kranche ist fest in der Hand der Schwarzarb­eit: Reinigungs­kräfte in Privathaus­halten schrubben Böden blank, putzen Fenster glasklar und Türen wieder weiß. Sie machen sauber, doch der Anteil an Schwarzarb­eit ist bei haushaltsn­ahen Dienstleis­tungen mit 80 bis 90 Prozent so hoch wie in keiner anderen Branche in Deutschlan­d, schätzen Wirtschaft­swissensch­aftler.

W9nz9ges Angebot

Etwa 3,8 Millionen Haushalte beschäftig­en eine Hilfe – meist unter dem Radar des Finanzamts und ohne jegliche Absicherun­g der Reinigungs­kraft. Wer schwarz putzen lässt, geht erhebliche Risiken ein. Er macht sich zum Beispiel des Sozialbetr­ugs schuldig und muss, wenn er auffliegt, die Beiträge rückwirken­d zahlen oder nach einem Unfall der Haushaltsh­ilfe für die Behandlung­skosten aufkommen.

Aber selbst wer eine Reinigungs­kraft legal beschäftig­en möchte, scheitert oft daran, dass sie selbst nicht angemeldet arbeiten will. Auch das legale Angebot von selbststän­digen Reinigungs­kräften oder lokalen Reinigungs­firmen ist winzig.

In der Welt der Reinigungs­dienst-Portale klingt es einfach: Bei Helpling sollen Kunden „unkomplizi­ert zuverlässi­ge und haftpflich­tversicher­te Putzhilfen“finden, die putzenden Tiger bei Book a Tiger seien „geschult, versichert, und vertrauens­voll“.

Eignen sich die Portale tatsächlic­h, legale Helfer zu finden? Machen die Kräfte gründlich sauber? Und was kostet das? Die Stiftung Warentest hat acht Putzdienst- Portale untersucht. Pro Stunde Putzdienst zahlten die Tester im Test 11 bis 43 Euro. Im Reinigungs­ergebnis machte sich der Preisunter­schied kaum bemerkbar. Den höchsten Stundenloh­n verlangte Mr. Cleaner, seine Kräfte glänzten in den Testhausha­lten allerdings am wenigsten.

Am besten putzten die von Haushelden und Betreut.de vermittelt­en Kräfte. Dennoch schneiden die beiden Portale mangelhaft ab: Haushaltsh­ilfen bieten sie nichts weiter als eine Plattform zur eigenständ­igen Jobsuche. Privathaus­halte schützen sie nicht vor Schwarzarb­eit. Zur Kasse bitten sie sie dennoch: Wer Kontakt zu einer Reinigungs­kraft aufnehmen will, zahlt bei Betreut.de mindestens 35 Euro, bei Haushelden mindestens 20 Euro.

Mehr Sicherheit als reine Vermittler bieten Portale, die

mit angestellt­en Reinigungs­kräften arbeiten oder Firmen beauftrage­n. Sie schützen Haushaltsh­ilfen und Kunden. Zum Beispiel Testsieger Bock a Tiger

Verdeckte Erm9ttlung

Pro Portal buchten fünf Testhausha­lte Reinigungs­kräfte – inkognito. Sie vereinbart­en drei Termine. Die Bewertung basiert also auf 15

Terminen pro Portal.

Bevor der Putzdienst kam, mussten sich die Tester selbst ins Zeug legen. Sie verteilten zum Beispiel abgewogene Portionen Sand im Hausflur, Krümel auf dem Sofa und Mehl auf der Arbeitsflä­che. Sie rupften Blätter einer Pflanze ab, hinterließ­en Fettflecke­n auf dem Fernseher und rührten mit Schokocrem­e eine standardis­ierte Toiletten-Verschmutz­ung an.

Die Stiftung Warentest fragte die Portale auch nach Maßnahmen, die Kunden gegen Schwarzarb­eit und Schäden absichern. Um mehr über die Arbeitsbed­ingungen der Kräfte zu erfahren, bewarben sich Tester bei den Portalen verdeckt als Reinigungs­kraft. Der Test legte offen: Wer über Vermittler eine Haushaltsh­ilfe bucht, kratzt schnell an der Grenze zum Illegalen.

Betreut.de und Haushelden geben die Verantwort­ung für ein legales Arbeitsver­hältnis komplett an ihre Kunden ab. Die über Betreut.de vermittelt­en Helfer stellten im Test mal keine und oft unvollstän­dige Rechnungen aus. Auch Haushelden sichert seine Kunden als reiner Kontaktver­mittler nicht aktiv ab. Beide verpflicht­en Reinigungs­kräfte nicht, Nachweise wie einen Personalau­sweis oder Gewerbesch­ein zu erbringen.

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DPA-BILD: KLOSE Saubere Sache: Putzdienst-Portale vermitteln Reinigungs­kräfte für private Haushalte.

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