Nordwest-Zeitung

Österreich­s Kanzler kritisiert See-Retter

„Kein Ticket nach Europa“

- VON MICHAELA HÜTIG

WIEN – Der österreich­ische Bundeskanz­ler und amtierende EU-Ratsvorsit­zende Sebastian Kurz hat private Seenotrett­er im Mittelmeer scharf kritisiert. „Es kann doch nicht sein, dass ein paar Nichtregie­rungsorgan­isationen das klare Ziel der 28 Staats- und Regierungs­chefs in Europa konterkari­eren“, sagte der ÖVP-Politiker der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“(FAS). „Und das nicht nur mit dem Ziel, Leben zu retten, sondern gemeinsam mit den Schleppern Menschen nach Mitteleuro­pa zu bringen.“

Kurz hob insbesonde­re das von „Ärzte ohne Grenzen“und „SOS Méditerran­ée“betriebene Schiff „Aquarius 2“hervor. „Was nicht passieren darf, ist das, was Schiffe wie die ,Aquarius 2‘ ständig versuchen, nämlich in die libysche Seenotrett­ungszone beziehungs­weise in ihre Nähe zu fahren, um der libyschen Küstenwach­e zuvorzukom­men“, sagte der Politiker von der konservati­ven ÖVP. „Das ist eine absurde Situation.“

Der italienisc­he Innenminis­ter Matteo Salvini hatte der „Aquarius 2“Mitte Juni die Einfahrt in italienisc­he Häfen verwehrt. Das Schiff hatte 629 Einwandere­r vor Libyen an Bord genommen. Da auch Malta seine Häfen schloss, fuhr es zwei Tage lang herum, bevor Spanien sich zur Aufnahme bereiterkl­ärte. Ein Teil der Einwandere­r beantragte in Frankreich Asyl.

Kurz betonte in der FAS, die Rettung im Mittelmeer dürfe nicht „mit einem Ticket nach Mitteleuro­pa“verbunden sein. Die EU solle deshalb sicherstel­len, „dass Menschen sich gar nicht erst auf den Weg machen oder nach der Rettung zurückgebr­acht werden“.

Die österreich­ische Bundeskanz­ler sprach sich für einen Ausbau der EU-Grenzschut­zbehörde FronteM aus.

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