Nordwest-Zeitung

Kritik an Ökonom Hans-Werner Sinn als Festredner

AStA und Gewerkscha­ften dagegen – Uni: Einladung Sinns nicht politisch zu verstehen

- VON JANTJE ZIEGELER

OLDENBURG – Disput an der Carl von Ossietzky Universitä­t: Dass das Präsidium und die Universitä­tsgesellsc­haft den Ökonomen Prof. Dr. Hans-Werner Sinn als Festredner zur Eröffnung des Akademisch­en Jahres am 18. Oktober eingeladen haben, stößt auf Widerstand.

Der Allgemeine Studierend­enausschus­s der Universitä­t, mehrere Gewerkscha­ften (DGB Region Oldenburg-Ostfriesla­nd, GEW Niedersach­sen, IG Metall Oldenburg, IG Metall Wilhelmsha­ven und die „Verdi“-Betriebsgr­uppe der Universitä­t), die Arbeitslos­enselbsthi­lfe Oldenburg sowie unter anderem zahlreiche an der Universitä­t tätige Personen sind Unterzeich­ner einer Erklärung, in der sie der Universitä­tsleitung vorwerfen, einen Wissenscha­ftler eingeladen zu haben, dessen Positionen im Widerspruc­h zu den Prinzipien Carl von Ossietzkys stünden. Sinns Positionen, so heißt es in der Erklärung, bedeuteten mehr ökologisch schädliche­n Ressourcen­verbrauch, soziale Ausgrenzun­g und mehr soziale Ungerechti­gkeit. Weiter heißt es: Sinn „ist glühender Verfechter der Atomenergi­e und er will die Flüchtling­ssituation zum Anlass nehmen, Löhne abzusenken. (…) Die Migration osteuropäi­scher Arbeitskrä­fte nach Deutschlan­d bezeichnet er als ,fortwähren­den Zustrom sogenannte­r schlechter Risiken‘. Er fordert dagegen eine Immigratio­n von Hochqualif­izierten und nimmt damit den Fachkräfte­abzug aus den Herkunftsl­ändern in Kauf.“Die von der Universitä­t gepriesene

Weltoffenh­eit sehe anders aus.

Die Kritiker wünschen sich zumindest eine „zusätzlich kontrovers angelegte Diskussion­sveranstal­tung mit HansWerner Sinn, um nicht den Eindruck zu erwecken, die Universitä­t stehe hinter seinen politische­n Positionen.“

„Die Einladung Sinns“, stellt die Universitä­t auf NWZ- Nachfrage klar, „stellt kein Bekunden von Sympathie für bestimmte politische Positionen dar.“Die Universitä­t verstehe sich als Ort des Meinungsau­stausches, der Meinungsbi­ldung und der sachlich ausgetrage­nen Kontrovers­e. Aus diesem Verständni­s heraus sei die Einladung erfolgt. Die bereits ausgebucht­e Veranstalt­ung, bei der Sinn über „Die Entwicklun­g der Weltwirtsc­haft: Trump, Brexit, Eurokrise. Was wird aus Deutschlan­d?“sprechen wird, habe außerdem eine große Resonanz ausgelöst.

Am selben Tag solle bei einer hochschulö­ffentliche­n Veranstalt­ung die Möglichkei­t bestehen, mit Sinn ins Gespräch zu kommen und zu diskutiere­n. Das geht den Unterzeich­nern der Erklärung aber nicht weit genug: Sie hätten sich einen „ebenbürtig­en Gegenpart zu Herrn Sinn“gewünscht. Dieser Vorschlag sei aber abgelehnt worden.

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