Nordwest-Zeitung

Laubschwem­me kommt bald über uns

AWB stellt 1000 Körbe in der Stadt auf – NWZ freut sich auf Ihre herbstlich­en Fotomotive

- VON MARC GESCHON3E

Rund 40 000 Straßenbäu­me entledigen sich zurzeit ihres Blätterkle­ids. Das bringt nicht nur Arbeit, sondern auch wieder Ärger mit sich.

OLDENBURG – „Sitzt im Oktober das Laub noch fest am Baum, fehlt ein strenger Winter kaum“– so wollen’s die Bauern angeblich wissen. Welch eisige Kälte da also auch immer im Dezember auf Oldenburg zusteuern mag: Schon sehr viel früher wird eine regelrecht­e, schlagarti­ge Laubschwem­me über die Stadt kommen. Was man angesichts des güldenen Spätsommer­s derzeit allerdings nicht so recht glauben mag. „Das Wetter ist einfach noch zu gut“, sagt da beispielsw­eise Jörg Geerdes vom Abfallwirt­schaftsbet­rieb (AWB). Zu gut? Darüber wäre zu diskutiere­n. Aber Geerdes hat ja Recht: Stürmische Winde blieben bislang aus, der Regen hält sich höflich im Hintergrun­d und Frost wie mindestens nächtliche Kälte wollen der üblicherwe­ise für sich beanspruch­ten Jahreszeit noch nicht so ganz entspreche­n. Das Laub hängt.

1000 leere Körbe – noch!

Der Wetterberi­cht gibt zumindest keinen Hinweis darauf, wie lang dies noch der Fall sein mag. Trotzdem hat der AWB Vorkehrung­en für den „Ernstfall“getroffen und bereits mit der jährlichen Verteilung der öffentlich­en Laubkörbe an die Straßen begonnen, ziemlich genau 1000 ihrer Art. Und das schon eine Woche früher als geplant.

Deren Standorte sind fest verbucht, die Abholzeite­n und der Tourenplan für die AWBFahrer ebenso. Einmal wöchentlic­h sind sie ab sofort

im Stadtgebie­t unterwegs, mindestens. Die Schlagzahl der Abholungen, aber dann auch der privaten Lieferunge­n an die AWB-Annahmeste­llen, wird sich im wahrsten Sinne naturgemäß zügig steigern. Denn schlägt das Wetter um, werden auch die über so lange Zeit getrocknet­en Blätter fallen.

Um es mal mit den Zahlen aus dem vergangene­n Jahr zu erläutern: 2017 wurden hier vom Abfallwirt­schaftsbet­rieb insgesamt 1629 Tonnen Laub verarbeite­t, davon 856 Tonnen aus den städtische­n Laubkörben. 505 Tonnen wurden direkt in Neuenwege abgegeben, immerhin noch 268 waren’s am Langenweg.

Jede Menge Volumen

Nun ist – zumindest trockenes – Laub nicht allzu schwer, angesammel­t dafür aber um so umfangreic­her. Heino Mester, Betriebsle­iter im hiesigen Kompostier­werk, weiß um das immense Volumen, das hier dann alsbald tagtäglich herangekar­rt wird: „Eine Tonne macht ungefähr vier bis fünf Kubikmeter aus“, sagt er. „Wenn es trocken ist.“

40 000 Straßenbäu­me

Kaum verwunderl­ich erscheint es da also, wenn verzweifel­te Grundstück­seigentüme­r nicht nur die eigenen Komposter mit dem auf ihrem Privatgelä­nde eingekehrt­en Laub füllen wollen, sondern eben auch die am Straßenran­d stehenden öffentlich­en Behälter nutzen wollen. Zur Frage, was denn nun Straßen-, was Graben- und Gartenlaub sei, gab es in der Vergangenh­eit indes genügend Irritation­en und gleichsam humorige Abhandlung­en in dieser Stadt.

Was aber trotz alledem unterm Strich bleibt: Städtische­rseits ist eine Durchmisch­ung des Naturabfal­ls weder erwünscht noch erlaubt. Bei rund 40000 Straßenbäu­men in Oldenburg ist da ohnehin schon mehr als genug zu tun. Und weil die Laubkörbe mit einem Seitenlade­r geleert werden, sich die Luke oberhalb des Fahrzeugs befindet, bleibt „Bonusmater­ial“wie die seit 2011 verbotenen Laubsäcke eben auch an Ort und Stelle zurück.

8ehlbe9:llungen

Um der Laub-Massen in den Straßenkör­ben Herr werden zu können, müht man sich im jahrelang erprobten System. Der AWB halte sich wohl auch dran, die Bürgerscha­ft indes nicht in vollem Umfang, heißt es bei der Stadt. Unter „Fehlbefüll­ung“in den Laubkörben verstehen die AWBKräfte halt nicht nur das Laub von Privatgrun­dstücken. Da findet sich auch eine Vielzahl Kunststoff­e, gelbe Säcke, Hundekotbe­utel und und und. Oder eben andere Grünabfäll­e – und damit allesamt „Störstoffe“, die den gesamten Kompostier­prozess verlangsam­en und behindern. Der dauert in den vollautoma­tischen „Intensivro­tten“(also Kompostier­tunneln in Neuenwege) üblicherwe­ise drei bis vier Wochen. Im heimischen Komposter braucht’s da schon mal ein ganzes Jahr.

Laute Laubbläser

Da eine Plage selten allein kommt: Auch Besitzer von Laubbläser­n und -saugern dürften deren Akkus just schon mal voller Vorfreude laden. Allerdings gibt’s auch hier Einschränk­ungen, die alljährlic­h für Diskussion­en sorgen. Laut Stadtverwa­ltung heißt es: „In Wohn- und Kleinsiedl­ungsgebiet­en, Kurund Klinikgebi­eten sowie auf dem Gelände von Krankenhäu­sern und Pflegeanst­alten dürfen (...) Laubbläser, Laubsauger (...) nur an den Werktagen von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr eingesetzt werden, sofern diese Geräte nicht mit dem Umweltzeic­hen als lärmarme Maschinen gekennzeic­hnet sind.“Ihnen einen schönen und ruhigen Herbst!

 ?? BILD: MARC GESCHON3E ?? Voller Anmut, wie eine fernöstlic­he Weisheit besagt, fällt dieses Laub sicher nicht: Noch müssen die AWB-Jungs in Neuenwege selbst für herbstlich­en Spaß sorgen – alsbald dürften die Blätter aber ganz allein durch die Luft fliegen.
BILD: MARC GESCHON3E Voller Anmut, wie eine fernöstlic­he Weisheit besagt, fällt dieses Laub sicher nicht: Noch müssen die AWB-Jungs in Neuenwege selbst für herbstlich­en Spaß sorgen – alsbald dürften die Blätter aber ganz allein durch die Luft fliegen.
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