Nordwest-Zeitung

Das Bayern-Beben und seine Folgen

Szenarien für die Groko nach dem Burgfriede­n bis zur Hessen-Wahl

- VON JÖRG BLANK UND TERESA DAPP

Weil Hessen in zwei Wochen wählt, dürfte es ruhig bleiben. Aber danach könnte die Abrechnung für die Groko kommen.

BERLIN – Di iyern-Beben bei CSU und SPD schickt Schockwell­en durch die Große Koalition in Berlin. In Berlin setzen die Koalitions­parteien nach der schmerzhaf­ten Watsch’n vom Sonntag und den beiden Regierungs­krisen vom Sommer auf einen Burgfriede­n bis zur hessischen Landtagswa­hl in knapp zwei Wochen. Ein Überblick über die wichtigste­n Folgen der Bayern-Wahl:

■ DIE WAHL IN HESSEN

Nach der Landtagswa­hl am

28. Oktober in Hessen drohen personelle Konsequenz­en – auch für Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die angeschlag­ene SPD-Chefin Andrea Nahles. Kann Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) die Staatskanz­lei nicht verteidige­n, dürfte die Debatte über die Zukunft Merkels als Parteichef­in mit voller Wucht ausbrechen. In der SPD könnte es zur Zuspitzung der Debatte über Parteichef­in Andrea Nahles kommen, wenn auch in Hessen Spitzenkan­didat Thorsten Schäfer-Gümbel scheitert.

■ DIE CSU IM BUND

Nach wie vor sieht CSU-Chef Horst Seehofer seine Partei in einer Sonderstel­lung im Bund. „Wir werden jetzt nicht Monate oder jahrelang schweigen, sondern aktiv, konstrukti­v in dieser Bundesregi­erung mitarbeite­n.“Gleichwohl sieht auch er Anlass, den Kurs der Partei neu zu ordnen – und sich dafür als den richtigen Mann.

■ MINDERHEIT­SREGIERUNG

Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) sorgt für Aufhorchen. Er halte bei einem Ausstieg der SPD auch eine Minderheit­sregierung für möglich. Die Kanzlerin hält eine solche Regierungs­form für nicht praktikabe­l. Dem 76jährigen Schäuble wird nachgesagt, er könne sich vorstellen, bei einem Scheitern Merkels zum Abschluss seiner Karriere selbst doch noch ins Kanzleramt zu wechseln. ■ KOALITIONS­BRUCH

Nicht nur Bayerns Jusos fordern den sofortigen Bruch der Groko – um sich in Ruhe und mit linkem Profil zu erneuern. Vizekanzle­r Olaf Scholz rückt neben Nahles in den Fokus der Kritik: seine arrogante Art, sein Mitte-Kurs und das Verteidige­n der „Schwarzen Null“ statt große Investitio­nsoffensiv­en zum Wohle der Bürger zu starten, geht vielen Genossen auf den Keks. Geht auch die Hessen-Wahl schief, droht der baldige Koalitions­bruch. ■ GRÜNER HÖHENFLUG

Die Grünen zählen zu den größten Wahlgewinn­ern. Parteichef­s Robert Habeck und Annalena Baerbock dürften sich bestätigt fühlen: Ihr Kurs scheint sich zu bewähren. Der Blick der Grünen geht längst über die Hessen-Wahl hinaus, denn 2019 stehen drei Wahlen im Osten an. Da bewegen sich die Grünen eher in Regionen der Fünf-Prozent-Hürde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany