Millionen wollen andere Politik
Vom Ergebnis der Grünen in Bayern ist Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter (48) begeistert. Es stärke seine Partei ungemein – auch über Bayern hinaus, meint der Münchner.
FRAGE: Diee Dofreiter, 17,5 Prozent, zweitstärkste Kraft in Bayern und weit vor der SPD: Sind die Grünen die neue Volkspartei?
HOFREITER: Von einer Volkspartei-Debatte halte ich nichts. Die Zeiten der klassischen Volksparteien sind ja erkennbar vorbei. Wir freuen uns natürlich riesig über das Ergebnis der Landtagswahl. Über eine Million Menschen in Bayern haben uns zum ersten Mal gewählt und deutlich gemacht, dass sie eine andere Politik wollen.
FRAGE: Eine grüne Regierungsbeteiligung wird es wohl nicht geben, denn die CSU möchte am liebsten mit den Freien Wähler koalieren. st das Wahlergebnis für die Grünen in Wahrheit nur ein Pyrrhussieg?
HOFREITER: Nein. Das Ergebnis stärkt uns ungemein und reicht über Bayern hinaus. Es gibt unseren Wahlkämpfern in Hessen Rückenwind und zeigt uns im Bund, dass unser Kurs richtig ist. In Bayern ist deutlich geworden, dass ganz viele Menschen eine Alternative zum CSU-Kurs der Spaltung wollen. Wenn die CSU schlau wäre, würde sie diese Botschaft hören und den Veränderungsauftrag annehmen. FRAGE: Sollten die bayerischen Grünen sich mit der CSU in eine Koalition begeben, wenn von dort noch das ngebot kommt?
HOFREITER: Das entscheiden die Grünen in Bayern und hängt davon ab, ob es möglich ist, eine andere Politik zu machen. Eine humane Politik, die dafür sorgt, dass sich in den Städten wieder jeder eine Wohnung leisten kann. Eine Politik, die unsere Lebensgrundlagen erhält. Das wäre nun wirklich notwendig. Es gilt, was wir vor der Wahl gesagt haben: Mit uns kann man reden über eine menschlichere, ökologischere, sozial gerechtere Politik, aber nicht über eine autoritäre und antieuropäische.
FRAGE: it einer schwachen SPD erscheint eine linke Regierungsmehrheit langfristig aussichtslos. Bleibt künftig also nur die Union als möglicher Koalitionspartner HOFREITER: Für uns ist die Perspektive klar: Wir wollen dauerhaft führende Kraft der linken Mitte werden. Wir wollen ein eigener starker Pol sein, der insgesamt die gesellschaftliche Debatte verändert. Die starken Demonstrationen für eine ökologischere und gerechtere Gesellschaft wie im Hambacher Wald oder in Berlin sind ein Auftrag für uns. Wenn wir die gesellschaftlichen Mehrheiten haben, entstehen daraus auch politische Mehrheiten.