Nordwest-Zeitung

Der Königsmach­er von den Freien Wählern

So will Hubert Aiwanger seine Partei zum Regierungs­bündnis mit der CSU führen

- VON TOM SUNDERMANN UND CHRISTOPH TROST

MÜNCHEN – Hubert Aiwanger ist fast am Ziel. Mit seinen Freien Wählern hat der Par- Bodenständ­ig, politisch begabt und ein bisschen populistis­ch: Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger teichef bei der Landtagswa­hl in Bayern ein Rekorderge­bnis geholt. 11,6 Prozent qualifizie­ren die Partei zum Juniorpart­ner in einem bürgerlich­en Bündnis mit der CSU von Ministerpr­äsident Markus Söder, die eine absolute Mehrheit weit verfehlt hat. Dieses Bündnis gilt als das aussichtsr­eichste. Seit der ersten Prognose am Wahlabend ist Aiwangers Rhetorik noch kämpferisc­her geworden, als sie es im Wahlkampf war. „Wir werden uns nicht unter Wert verkaufen“, beschreibt er am Montag die Linie seiner Partei für die Sondierung­sgespräche. „Drei große oder fünf sehr kleine Ministerie­n“werde er Söder abringen. Und auch in der Regierung gelte: „Sollte hier Foul-Spiel passieren, sagen wir: Sucht euch einen Dümmeren.“

Der selbstbewu­sste 47-Jährige ist das Gesicht der Freien Wähler: Er ist in Personalun­ion Bundesvors­itzender, Landesvors­itzender, Fraktionsc­hef im bayerische­n Landtag – und künftig nun möglicherw­eise auch Staatsmini­ster in der Landesregi­erung. Seine Bekannthei­t dürfte damit auch bundesweit steigen – auch wenn böse Zungen behaupten, dass man Aiwanger im Fernsehen wegen seines auffällige­n Dialekts eigentlich mit Untertitel­n versehen müsste.

Aiwanger dürfte selbst das nicht stören. Er geht unbeirrt seinen Weg. Der hat ihn über die Kommunalpo­litik an die Spitze der Freien Wähler geführt. Seit 2008 sitzen er und seine Mannschaft nun im Landtag – und sind dort längst zur festen Größe geworden.

Bodenständ­ig ist Aiwanger bei alledem immer geblieben. Heimat des Agraringen­ieurs und zweifachen Vaters ist ein Bauerhof bei Rottenburg an der Laaber in Niederbaye­rn. Der passionier­te Jäger ist im Landtag nach wie vor eine Ausnahmeer­scheinung. Er kann auch lange Reden ohne Manuskript halten. Selbst seine Kritiker halten ihn für politisch begabt – aber auch ein Stück weit für einen begabten Populisten. Innerhalb der Partei werfen ihm seine Gegner einen egozentris­chen, autoritäre­n Führungsst­il vor.

Doch Aiwanger nimmt für sich in Anspruch, viel erreicht zu haben: zuletzt unter anderem mit einem Volksbegeh­ren für die Abschaffun­g höchst umstritten­er Straßenaus­baubeiträg­e, das die CSU zum Handeln zwang. Nun kann er sich Umwege über Volksbegeh­ren voraussich­tlich sparen – künftig hat er wohl in der Staatsregi­erung ein entscheide­ndes Wort mitzureden. Man werde dem Ministerpr­äsidenten „herunterhe­lfen vom Mond“, spottet er.

Das heißt aber nicht, dass Aiwanger selbst keine Visionen hat. Die mögliche Arbeit in der Landesregi­erung dürfte er als Visitenkar­te für sein nächstes großes Ziel verwenden: Er will die Freien Wähler irgendwann auch in den Bundestag führen.

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