Nordwest-Zeitung

Löw appelliert an Charakter

Bundestrai­ner zeigt sich vor Spiel gegen Frankreich am Abend angriffslu­stig

- VON OLIVER MUCHA

Joachim Löw kündigte für die Partie gegen den Weltmeiste­r Änderungen an. An seinen eigenen Rücktritt denkt der Bundestrai­ner nicht.

PARIS – Joachim Löw schläft schlecht. Die nächtliche Unruhe hat aber nichts mit möglicher Abstiegsan­gst oder enormem Druck vor einem der wichtigste­n Spiele seiner Karriere als Bundestrai­ner zu tun – der 58-Jährige wird seit Tagen von einer Erkältung geplagt. Vor seinem „Endspiel“in der Nations League an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ ARD) in Paris bei Weltmeiste­r Frankreich präsentier­te sich Löw aber souverän und angriffslu­stig.

„Es ist klar, dass es massive Kritik gibt, mit der wir umgehen müssen. Das blende ich als Trainer aber aus. Mit Druck kann ich schon relativ gut umgehen“, sagte Löw im Auditorium des Stade de France und schaltete in den Offensivmo­dus: „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir den Charakter haben, den Abstieg zu verhindern.“

Dem viermalige­n Weltmeiste­r droht bei einer weiteren Pleite der Sturz in die europäisch­e Zweitklass­igkeit und Löw möglicherw­eise in der Stadt der Liebe die Trennung vom DFB. Sein persönlich­es Schicksal stellt Löw hinten an: „Das Wichtigste ist es, die Spieler wieder aufzuricht­en.“Nach dem Abgesang von Amsterdam beim Erzrivalen Niederland­e (0:3) müsse die DFB-Elf „eine Reaktion zeigen“, forderte Löw.

Bei einer Niederlage hätte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Klassenerh­alt nicht mehr in der eigenen Hand. Nach dem WM-Debakel wäre ein Abstieg ein weiterer Imageschad­en für das Aushängesc­hild des Verbandes.

Die Aufarbeitu­ng der bitteren Niederlage erfolgte am Dreimal Joachim Löw: 2006 kurz nach seiner Beförderun­g zum Bundestrai­ner (oben), 2014 nach dem WMTriumph

Sonntag in Amsterdam, wo Löw ein Gespräch mit DFBPräside­nt Reinhard Grindel hatte. „Er hat mir das Vertrauen ausgesproc­hen, das ist gut“, sagte der DFB-Trainer.

Löw tüftelte an den richtigen Maßnahmen für das Rückspiel gegen Frankreich (Hinspiel: 0:0). Löw kündigte „taktische und personelle Änderungen“an. Neuer bleibe aber im Tor. Für den verletzt abgereiste­n Jérome Boateng dürfte Niklas Süle in die Startelf rücken. Zudem drängen Leroy Sané, Julian Draxler und Julian Brandt ins Team. Dem formschwac­hen Thomas Müller droht die Bank.

Neben dem Abstieg könnte die Nationalma­nnschaft einen Negativrek­ord aufstellen. Sechs Niederlage­n in einem Länderspie­ljahr gab es noch nie. Bisher hat die DFBAuswahl 2018 gegen Brasilien, Österreich, Mexiko, Südkorea und die Niederland­e verloren.

Mats Hummels forderte daher einen „Sieg“. Gegen den Hochgeschw­indigkeits­Fußball der Franzosen mit den Stars Kylian Mbappé und Antoine Griezmann kommt es für ihn darauf an, „nicht in Rückstand zu geraten. Sonst können sie ihren Konter-Fußball mit ihren Mopeds vorne noch besser ausspielen.“

Einen Videokomme­ntar zur Zukunft von Joachim Löw unter www.NWZonline.de/videos

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DPA-BILDER: SCHRADER/SEEGER/FASSBENDER (Mitte) und beim Spiel in Amsterdam am vergangene­n Samstag (unten)
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