Löw appelliert an Charakter
Bundestrainer zeigt sich vor Spiel gegen Frankreich am Abend angriffslustig
Joachim Löw kündigte für die Partie gegen den Weltmeister Änderungen an. An seinen eigenen Rücktritt denkt der Bundestrainer nicht.
PARIS – Joachim Löw schläft schlecht. Die nächtliche Unruhe hat aber nichts mit möglicher Abstiegsangst oder enormem Druck vor einem der wichtigsten Spiele seiner Karriere als Bundestrainer zu tun – der 58-Jährige wird seit Tagen von einer Erkältung geplagt. Vor seinem „Endspiel“in der Nations League an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ ARD) in Paris bei Weltmeister Frankreich präsentierte sich Löw aber souverän und angriffslustig.
„Es ist klar, dass es massive Kritik gibt, mit der wir umgehen müssen. Das blende ich als Trainer aber aus. Mit Druck kann ich schon relativ gut umgehen“, sagte Löw im Auditorium des Stade de France und schaltete in den Offensivmodus: „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir den Charakter haben, den Abstieg zu verhindern.“
Dem viermaligen Weltmeister droht bei einer weiteren Pleite der Sturz in die europäische Zweitklassigkeit und Löw möglicherweise in der Stadt der Liebe die Trennung vom DFB. Sein persönliches Schicksal stellt Löw hinten an: „Das Wichtigste ist es, die Spieler wieder aufzurichten.“Nach dem Abgesang von Amsterdam beim Erzrivalen Niederlande (0:3) müsse die DFB-Elf „eine Reaktion zeigen“, forderte Löw.
Bei einer Niederlage hätte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Nach dem WM-Debakel wäre ein Abstieg ein weiterer Imageschaden für das Aushängeschild des Verbandes.
Die Aufarbeitung der bitteren Niederlage erfolgte am Dreimal Joachim Löw: 2006 kurz nach seiner Beförderung zum Bundestrainer (oben), 2014 nach dem WMTriumph
Sonntag in Amsterdam, wo Löw ein Gespräch mit DFBPräsident Reinhard Grindel hatte. „Er hat mir das Vertrauen ausgesprochen, das ist gut“, sagte der DFB-Trainer.
Löw tüftelte an den richtigen Maßnahmen für das Rückspiel gegen Frankreich (Hinspiel: 0:0). Löw kündigte „taktische und personelle Änderungen“an. Neuer bleibe aber im Tor. Für den verletzt abgereisten Jérome Boateng dürfte Niklas Süle in die Startelf rücken. Zudem drängen Leroy Sané, Julian Draxler und Julian Brandt ins Team. Dem formschwachen Thomas Müller droht die Bank.
Neben dem Abstieg könnte die Nationalmannschaft einen Negativrekord aufstellen. Sechs Niederlagen in einem Länderspieljahr gab es noch nie. Bisher hat die DFBAuswahl 2018 gegen Brasilien, Österreich, Mexiko, Südkorea und die Niederlande verloren.
Mats Hummels forderte daher einen „Sieg“. Gegen den HochgeschwindigkeitsFußball der Franzosen mit den Stars Kylian Mbappé und Antoine Griezmann kommt es für ihn darauf an, „nicht in Rückstand zu geraten. Sonst können sie ihren Konter-Fußball mit ihren Mopeds vorne noch besser ausspielen.“
Einen Videokommentar zur Zukunft von Joachim Löw unter www.NWZonline.de/videos