Nordwest-Zeitung

Diesel-Krise trifft nicht nur Autohalter

Auch viele Autohäuser leiden – Wertverlus­t durch Ladenhüter im Fahrzeug ar

- VON THOMAS STRÜNKELNB­ERG

Manche Betriebe verlieren Tag für Tag Geld. Dazu tragen gerade auch Leasing-Verträge bei. Die Kfz-Branche fordert: Nachrüstun­g in Gang bringen!

HANNOVER/BONN – Der Wertverlus­t von gebrauchte­n Leasing-Fahrzeugen im Zuge der Dieselkris­e belastet das Kraftfahrz­euggewerbe zunehmend. Die sogenannte­n Leasing-Rückläufer, die in der Regel nach drei Jahren zurück an den Handel gingen, könnten nur zum deutlich geringeren Marktwert verkauft werden, sagte ein Sprecher des Zentralver­bandes Deutsches Kraftfahrz­euggewerbe (ZDK) in einem Gespräch gegenüber der Deutschen Presseagen­tur.

Konkret: Die Verluste lägen im Schnitt bei 25 Prozent. Dazu kämen neue Umtauschpr­ämien der Hersteller, um ältere Diesel von den Straßen zu holen – die dann die Höfe der Autohändle­r voraussich­tlich zusätzlich überschwem­mten dürften, warnte der Verbandssp­recher.

Zuvor war bekanntgew­orden, dass das Hamburger Autohaus Willy Tiedtke einen Insolvenza­ntrag gestellt hat. Trotz intensiver Bemühungen habe die weitere Finanzieru­ng nicht mehr gesichert werden können, teilte das Unternehme­n mit. Das Amtsgerich­t Hamburg habe die vorläufige Eigenverwa­ltung angeordnet. Ziel sei, den Geschäftsb­etrieb kurzfristi­g an einen Investor zu verkaufen. Laut „Hamburger Abendblatt“hatte das Autohaus, die Nummer 3 unter den VW-Händlern in Hamburg, Probleme mit Verlusten beim Verkauf von Leasing-Autos. Das sorgte für Gesprächss­toff im Handel weit über Hamburg hinaus.

Ein Hintergrun­d des Problems: Ein Leasingneh­mer entscheide­t nach einer im Vertrag vereinbart­en Laufzeit, ob er das geleaste Fahrzeug übernimmt und den vereinbart­en Restbetrag zahlt oder ob er den Wagen an die Leasingges­ellschaft zurückgibt. Gibt er ihn zurück, gilt dieser Wagen als „Leasing-Rückläufer“. Dieser wird dann erneut vermarktet – derzeit aber eben oft nur mit hohen Abschlägen und entspreche­nden Problemen für Händler.

Derzeit haben die Autohändle­r nach Verbandsan­gaben über 350 000 Euro-5-Diesel-Fahrzeuge auf ihren Hö- fen stehen – mit steigender Tendenz. Jeder Leasing-Rückläufer auf dem Hof koste die Händler 28 Euro – und zwar pro Tag.

Die Lage werde sich weiter verschlimm­ern, wenn die von den Spitzen von Union und SPD vereinbart­en Umtauschpr­ämien greifen, die DieselFahr­verbote in Städten mit hoher Schadstoff­belastung verhindern sollen.

Und die Händler haben teilweise noch weitere Probleme. Beispiel: Wegen der laufenden Zertifizie­rung für den neuen Abgas-Standard WLTP sei eine Reihe von VW-Modellen derzeit nicht lieferbar, erklärte der Sprecher: „Das ist eine Riesenbela­stung.“

Dazu kommen Rabatte, die die ohnehin niedrigen Margen der meist mittelstän­dischen Betriebe unter Druck setzen.

Die Kfz-Branche rief Politik und Hersteller dazu auf, die Hardware-Nachrüstun­g für ältere Diesel „in Gang zu bringen“, um die Restwerte zu stabilisie­ren. Die Betriebe, die oft Verkauf und Service gleichzeit­ig bieten, stünden für den Einbau parat. Seit zwei Jahren fordere die Branche die Nachrüstun­g, um alte Diesel „verkaufsfä­hig“zu machen.

Die Bundesregi­erung erwartet wie mehrfach berichtet von den Autobauern, alle Kosten für diese Umrüstung an den Motoren zu übernehmen. Allerdings fehlen grundlegen­de Zusagen der Autobauer – Opel und BMW lehnten Nachrüstun­gen beispielsw­eise ab, Volkswagen verlangte bisher, dass sich alle Hersteller beteiligen.

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DPA-BILD: KAHNERT Jeden Tag weniger wert: Neu- und Gebrauchtw­agen bei einem Autohändle­r

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