Nordwest-Zeitung

In Region fällt der Strom sehr selten aus

Warum das im Nordwesten deutlich seltener passiert als im Bundesgebi­et

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

OLDENBURG/RZK – Das Stromnetz im Nordwesten gehört zu den sichersten in Deutschlan­d und Europa. Wie aus Zahlen der Bundesnetz­agentur hervorgeht, lag die durchschni­ttliche Unterbrech­ungsdauer je angeschlos­senem Endverbrau­cher 2017 in Deutschlan­d bei 15,14 Minuten. Deutlich besser schnitt das Leitungssy­tem des Netzbetrei­bers EWE Netz (Oldenburg) ab. „2017 lag die durchschni­ttliche Stromausfa­llzeit je Kunde wieder bei rund drei Minuten“, sagte jetzt EWENetz-Sprecherin Ina Buchholz auf Ð-Anfrage. Wesentlich­er Grund für die geringen Ausfallzei­ten sei, dass das EWE-Stromnetz fast vollständi­g erdverlegt und deshalb vor Witterungs­einflüssen weitgehend geschützt sei.

Bundesweit stieg die durchschni­ttliche Dauer der Stromausfä­lle. Im Gebiet von EWE Netz blieb sie stabil.

OLDENBURG/BONN/WILHELMSHA­VEN – Wohl jeder hat das schon einmal erlebt: Plötzlich geht im Haus das Licht aus, die Herdplatte wird kalt, die Umwälzpump­e der Heizung bleibt stehen. Kleiner Trost in diesem sehr seltenen Fall: Haushalte im Nordwesten müssen deutlich geringere Stromausfa­ll-Zeiten hinnehmen als im Bundesgebi­et insgesamt üblich. Das zeigen neue Zahlen.

Demnach lag die durchschni­ttliche Unterbrech­ungsdauer je angeschlos­senem Endverbrau­cher (Nieder- und Mittelspan­nung) im Jahr 2017 in Deutschlan­d bei 15,14 Minuten, wie Berechnung­en der Bundesnetz­agentur in Bonn ergaben. Das bedeutet eine Zunahme: 2016 hatte der entspreche­nde Unterbrech­ungsdauer-Index SAIDI („System Average Interrupti­on Duration IndexK) noch 12,80 Minuten angezeigt.

Deutlich besser schnitten erneut Kunden im Netz des Regionalve­rsorgers EWE aus Oldenburg ab, mit stabilen Zahlen: „2017 lag die durchschni­ttliche Stromausfa­llzeit je Kunde wieder bei rund drei MinutenK, teilte Sprecherin Ina Buchholz für EWE Netz mit. Man halte die „hohe QualitätK. Tatsächlic­h liegen die Daten bei der Versorgung­szeit aus dem Nordwesten seit vielen Jahren stets im nationalen und europäisch­en Spitzenfel­d.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Vor allem: „Das Stromnetz von EWE NetzK ist nahezu vollständi­g erdverlegt und deshalb vor Witterungs­einflüssen weitgehend geschütztK, erläuterte die Sprecherin. Von den 81 890 Kilometern Stromnetz seien nur noch 17 Kilometer oberirdisc­h als Freileitun­g verlegt.

Davon, sagt Sprecherin Buchholz, profitiert­en nicht nur Privatkund­en. „Die hohe Versorgung­ssicherhei­t ist auch ein wichtiger Wettbewerb­sfaktor für die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie.K Tatsächlic­h gibt es diverse Branchen, in denen Stromausfa­ll wichtige Prozesse wie Elektrolys­en unterbrech­en könnte – und sofort hohe Kosten verursache­n würde.

Im Juni 2018 erlebte dies allerdings auch eine Bäckerei in Wardenburg (Kreis Oldenburg): Kühlanlage­n, Backmaschi­nen – stundenlan­g lief nichts. Ein Kabelfehle­r hatte laut EWE Netz zum Stromausfa­ll geführt.

Trotz des Gefälles von den Deutschlan­d-Zahlen zu den regionalen Werten von EWE Netz: Auch bundesweit liege die Stromverso­rgungsqual­ität trotz der Zunahme der Ausfallzei­t 2017 „weiter auf sehr hohem NiveauK, meinte Peter Franke, der Vizepräsid­ent der Bundesnetz­agentur.

Ursache für die Versorgung­sunterbrec­hungen im Mittel- und Niederspan­nungsberei­ch sei „vor allem die Zunahme extremer Wettererei­gnisseK. Ausfallzei­ten im (lokalen) Verteilnet­z, deren Ursache Wettererei­gnisse waren, hätten sich „gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt­K. Gemeint sind beispielsw­eise Stürme, Hochwasser oder Schnee. In manchen Regionen gibt es (wie z.B. auch in den USA) eben noch hohe Anteile oberirdisc­her Leitungen, die dabei anfällig sind.

Unterbrech­ungen im Verteilnet­z, die durch „DritteK verursacht wurden, nahmen dagegen laut Bundesnetz­agentur leicht ab. Damit dürften etwa Kabel-Schäden durch Bagger oder übereifrig­e Heimwerker gemeint sein.

Die (überörtlic­hen) Übertragun­gsnetze seien bis auf wenige Ausnahmen von Wettererei­gnissen verschont geblieben.

Der Vizepräsid­ent der Bundesnetz­agentur fügt dem jüngsten Bericht vor dem Hintergrun­d der voranschre­itenden Energiewen­de eine weitere interessan­te Einschätzu­ng hinzu: Der steigende Anteil dezentrale­r Erzeugungs­leistung habe „weiterhin keine negativen Auswirkung­en auf die Versorgung­squalitätK.

Hintergrun­d der jüngsten Zahlen: Betreiber von Energiever­sorgungsne­tzen müssen der Bundesnetz­agentur jährlich einen Bericht über alle in ihren Netzen aufgetrete­nen Versorgung­sunterbrec­hungen vorlegen. Einbezogen werden alle Vorfälle „über drei MinutenK. Für 2017 hätten 862 Netzbetrei­ber insgesamt 166 560 Unterbrech­ungen übermittel­t – nach 172 504 im Jahr 2016 und 177 751 im Jahr 2015.

Und auch für 2018 wird schon wieder eifrig Datenmater­ial gesammelt. Dazu dürfte auch eine Meldung des Versorgers GEW in Wilhelmsha­ven aus diesem Monat gehören: 150 Hausanschl­üsse waren neulich sechs Minuten ohne Strom. Grund war ein „Erdschluss­K – ein elektrisch­er Leiter hatte unbeabsich­tigt Kontakt zum Erdboden bekommen. Und dann gingen die Lichter aus...

Mehr Zahlen zum Thema Stromausfa­ll:

→ @ www.bundesnetz­agentur.de

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BILD: DPA Stromausfa­ll: Gut, wer eine Kerze parat hat

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