Nordwest-Zeitung

Kommt die Stütze künftig aus Brüssel?

Finanzmini­ster Scholz schlägt europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung vor – Die Hintergrün­de

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

Scholz will die nationalen Kassen entlasten. Die Union will keine Zusatzbela­stung der Deutschen.

BERLIN – Bundesfina­nzminister Olaf Scholz schlägt eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung vor. Damit will er die Währungsun­ion stabilisie­ren. Die Union warnt vor der nächsten Belastung der deutschen Steuerzahl­er. Die Hintergrün­de zum Scholz-Plan:

? Worauf zielt der Vorstoß Wenn ein Euro-Staat in eine schwere Wirtschaft­skrise gerät, soll ein neuer gemeinsame­r Topf mit dem Titel Europäisch­er Arbeitslos­en-Stabilisie­rungs-Fonds (EUSF) die nationalen Sozialkass­en entlasten. Die Länder könnten die Mittel nutzen, um bei einem kurzfristi­gen, starken Anstieg der Arbeitslos­igkeit keine Leistungen für ihre Bürger kürzen zu müssen. Zurückzahl­en müssten sie die Gelder im nächsten Aufschwung. Einzahlen sollen die Mitgliedst­aaten entspreche­nd ihrer Wirtschaft­skraft. Scholz will damit auch dem Aufstieg von Populisten entgegenwi­rken. Laut einem vertraulic­hen Papier seines Ministeriu­ms geht es darum, „die Solidaritä­t zwischen den Mitgliedss­taaten zu stärken“.

Was kostet das die ? deutschen Steuerzahl­er

Zur Höhe der Zahlungen äußern sich die Beamten des Finanzmini­steriums in ihrem Papier nicht. Dafür versichern sie, dass das Projekt mittelfris­tig „kostenneut­ral“sein solle. Das heißt: Dauerhafte Kredite oder gar eine Förderung ohne Rückzahlun­gen sind nicht vorgesehen.

Trägt Bundeskanz­lerin ? Merkel diesen Plan mit

Es handele sich nicht um eine abgestimmt­e Position der gesamten Bundesregi­erung, stellte Regierungs­sprecher Seibert klar. Nach seinen Worten sind „einige grundlegen­de Fragen offen“. Bereits in der Vergangenh­eit hatte Merkel betont: „Die EU ist keine Sozialunio­n.“In der Bundestags­fraktion von CDU und CSU stoßen die Ideen des Finanzmini­sters auf offenen Widerstand. „Neue Geldtöpfe und Transferza­hlungen sind nicht das richtige Mittel, um wirtschaft­liche Ungleichge­wichte zu beseitigen“, sagt Christian Freiherr von Stetten (CDU), Vorsitzend­er des Parlaments­kreises Mittelstan­d. Auch die Wirtschaft­sverbände melden Bedenken an. „Wenn Sozialleis­tungen nicht aus eigener Wirtschaft­skraft heraus solide finanziert werden können, muss mit nationalen strukturel­len Reformen geantworte­t

werden“, so Steffen Kampeter, Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände.

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Wie geht es weiter? Scholz muss erst einen Kompromiss mit den Ministerko­llegen und der Kanzlerin finden. Das wird schwer genug, da das Projekt über den Koalitions­vertrag hinausgeht und Wirtschaft­sminister Altmaier die Skepsis der Unionsfrak­tion teilt. Anschließe­nd soll eine Einigung mit Frankreich folgen, bevor es zu einer Beratung auf europäisch­er Ebene kommt. Dort dürfte es Scholz leichter fallen, sich Unterstütz­ung zu sichern.

Betrifft: „Abgründe des Sozialismu­s“, Kolumne von Alexander Will, Meinung, /01 2ktober Der Aufschrei der Alexander-Will-Allergiker dürfte gewiss sein. Es sei Ihnen frei gestellt, Beispiele eines gelungenen Sozialismu­s zu präsentier­en. Außer einigen Insektenst­aaten wird wohl kaum etwas Glaubhafte­s dabei heraus kommen. Beim Menschen spielt im Gegensatz zum Insekt aber der Eigensinn eine entscheide­nde Rolle. Deshalb gilt für uns Menschen: Der Kapitalism­us hat soziale Schwächen. Aber der Sozialismu­s hat kapitale Schwächen!

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