Alternativlos
Das Desaster in den Niederlanden und der starke Auftritt bei Weltmeister Frankreich wird ein Umdenken bei Joachim Löw ausgelöst haben. Dem Bundestrainer wurde innerhalb von drei Tagen überdeutlich vor Augen geführt, dass seine Nibelungentreue
PRO...
zu erfahrenen Profis wie Müller und Boateng ein Ende haben und er künftig auf Talente wie Sané, Kehrer, Süle und Gnabry setzen muss.
Löws Reformwille in Paris wird in der Öffentlichkeit goutiert, die Niederlage sogar als Fortschritt gesehen, weil Deutschland endlich mit Mut, Tempo und Spielwitz auftrat. Das verschafft dem Bundestrainer vorerst Zeit – und die wird er auch bekommen.
Nur mit einer Heimblamage gegen die Niederlande im November zum Abschluss der Nations League könnte sein Amt noch in Gefahr geraten. Dann geht der Alltag EM-Qualifikation los. Hier ist die deutsche Nationalelf ihren Gegnern meist derart überlegen, dass Löw in Ruhe experimentieren und entwickeln kann, ohne den Erfolg zu gefährden.
Davon abgesehen gibt es gar keine passende Alternative. Wer sollte es besser machen? Ich sehe keinen (freien) Trainer, der das Team schnell zurück auf ein Toplevel hieven kann. Denn eines muss jedem Fan klar sein: Von der absoluten Weltspitze hat sich der deutsche Fußball seit dem Titelgewinn 2014 ein ganzes Stück weit entfernt, weil er Entwicklungen im Moment des Triumphes verschlafen hat. Wer die vielen Talente in Frankreich, Belgien, Spanien und sogar England mit den jungen deutschen Spielern vergleicht, stellt fest, dass wir einen gehörigen Rückstand haben – und das liegt sicher nicht nur am Bundestrainer. @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de