Nordwest-Zeitung

Merkel sieht Großbritan­nien weiterhin als Partner

Bundes;anzlerin verbreitet ;urz vor eine< wichtigen EU-Gi=fel Zwec;o=ti<is<us

- VON MISHAEL FISSHER

BERLIN – Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sieht immer noch Chancen für einen geordneten Austritt Großbritan­niens aus der EU. Beide Seiten hätten sich aufeinande­r zubewegt, sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag in einer Regierungs­erklärung zum EU-Gipfel. 90 Prozent seien geregelt. Es liege im Wesentlich­en noch an der Frage, wie die Grenze zwischen Irland und Nordirland geregelt werden solle. „Die Tücke liegt da sehr im Detail.“

Zudem müssten auch die künftigen Beziehunge­n zu Großbritan­nien auf eine neue Grundlage gestellt werden. Sie wolle, dass Großbritan­nien auch nach dem Austritt ein enger und vertrauens­voller Partner der EU sei, sagte die Kanzlerin. Sie betonte, dass die Bundesregi­erung auf alle Möglichkei­ten des Brexits vorbereite­t sei, auch auf einen sogenannte­n harten Brexit ohne Abkommen.

Am Abend sollte ein EUGipfel in Brüssel mit Gesprächen über den Stand der Brexit-Verhandlun­gen beginnen. Die britische Regierungs­chefin Theresa May wird den 27 anderen Staats- und Regierungs­chefs erläutern, wie sie sich eine Lösung der noch offenen Fragen beim Austritt aus der EU vorstellt.

Die Verhandlun­gen über den für Ende März 2019 geplanten Brexit waren am Sonntag in eine Sackgasse geraten. Knackpunkt ist immer noch die Frage, wie Schlagbäum­e und Kontrollen an der künftigen EU-Außengrenz­e zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland vermieden werden können.

SPD-Parteichef­in Andrea Nahles sprach sich für eine vertiefte Zusammenar­beit in der Europäisch­en Union aus. „Wir brauchen mehr Europa, und zwar jetzt“, sagte sie. Es gehe um die Zukunft eines friedliche­n, weltoffene­n und wirtschaft­lich starken Europas, während es von innen und außen angegriffe­n werde. Nahles sagte, Deutschlan­d müsse mit Frankreich „Lokomotive“sein bei Reformen etwa in der Währungsun­ion.

AfD-Fraktionsc­hefin Alice Weidel kritisiert­e, die EUKommissi­on überschrei­te Kompetenze­n. Ihr müssten „legislativ­e Hoheitsrec­hte“entzogen werden. Es gehe um einen „Rückbau“der EU-Institutio­nen.

FDP-Chef Christian Lindner warf der Bundesregi­erung vor, beim Thema Brexit genau so paralysier­t zu sein wie die Regierung in London. Es fehle etwa ein Brexit-Beauftragt­er, der sich darum kümmere, dass der Finanzplat­z Frankfurt am Main vom Umzug bestimmter Einrichtun­gen profitiere.

Die Brexit-Verhandlun­gen seien wahrschein­lich nicht mal das größte Problem der EU, sagte Linke-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t. „Europa ist in schlechter Verfassung. Die soziale Ungleichhe­it wächst und die Lebensunsi­cherheit, die Zukunftsan­gst von immer mehr Menschen nimmt zu.“Es seien die „unsozialen Vorgaben der EU-Verträge“und die „dreisten Politikdik­tate aus Brüssel und Berlin“, die dazu beitrügen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany