DÜROKRATIE ERSCHWERT INTEGRATION DURCH FUßBALL
Gpielgenehmigungen für Flüchtlinge erfordern Mühe und viel Zeit – Vor allem Kinder betroffen
Der VfL Oldenburg und der SSV Jeddeloh engagieren sich in der Integrationsarbeit. Dabei stoßen die Vereine auf bürokratische Hürden.
OLDENBURG – Viele Sportvereine im Oldenburger Land engagieren sich sehr stark bei der Integration von Flüchtlingen. Einigen macht die deutsche Sportbürokratie aber erhebliche Schwierigkeiten. Vereine, deren erste Mannschaften in einer der vier höchsten Fußballligen spielen, müssen das Fifa-Reglement zu „Status und Transfer von Spielern“beachten. Damit will der Fußball-Weltverband verhindern, dass Vereine wie der FC Chelsea oder FC Barcelona minderjährige Spieler aus aller Welt verpflichten. Und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzt dieses Reglement mit deutscher Gründlichkeit stur und unflexibel um. Allerdings hat das zur Folge, dass Flüchtlingskinder oft sehr lange nicht spielen dürfen.
„Als wir noch in der Oberliga spielten, hatten wir die Spielgenehmigungen für ausländische Kinder und Jugendliche innerhalb von vier bis sechs Wochen. Wir wussten ja, welche Unterlagen wir nach Barsinghausen schicken mussten. Seit wir in der Regionalliga spielen, dauert es mehrere Monate“, ärgert sich Klaus Dieter Gehrels, Jugendfußballobmann des Aufsteigers VfL Oldenburg über die Bürokraten in der DFB-Zentrale in Frankfurt.
„Die Kinder trainieren mit und begreifen nicht, warum sie nicht auch spielen dürfen. Das kann man ihnen auch nicht einfach erklären“, sagt er und fügt hinzu: „Bei einem Jungen aus Syrien warten wir bereits seit Saisonbeginn auf den Spielerpass.“Bei Kindern, die in der F-, E- und D-Jugend spielen, hat der VfL Oldenburg bisher keine größeren Probleme mit den Spielerpässen. Bei C-, B- und A-Junioren und bei jungen Erwachsenen dagegen sorgt das Fifa-Reglement teilweise zu erheblichen Verzögerungen bei der Ausstellung von Spielerpässen.
Auch bei Kebba Badije, 19jähriger Stürmer des Regionalliga-Teams, kam es Anfang der Saison zu Verzögerungen. Vor drei Jahren kam er als unbegleiteter Flüchtling aus Gambia nach Bremen und wechselte im Sommer vom Niendorfer TSV zum VfL. Spielen durfte der Asylbewerber als nicht mehr minderjähriger aber erst mit einer Aufenthaltserlaubnis – und die gab es nur, weil Badije einen Ausbildungsplatz gefunden hat.
„Der DFB geht da den ganz harten Weg“, bestätigt Jürgen Ries, Präsident des Regionalligisten SSV Jeddeloh: „Dabei sollte man in Frankfurt eigentlich wissen, dass es in Syrien, Somalia oder dem Irak keine innere Ordnung gibt. Da werden Anfragen, ob ein Kind oder ein Jugendlicher in einem Verein Fußball gespielt hat, auf dem Postweg sehr oft gar nicht beantwortet“, sagt Ries und ergänzt: „Als wir noch in der Oberliga spielten, galt die Vier-Wochen-Regelung für Amateurvereine.“Nach dieser Regelung bekommt ein ausländischer Spieler dann einen Pass, wenn der Fußballverband seines Heimatlandes eine Anfrage innerhalb von vier Wochen nicht beantwortet.
Bei einem deutschen Spieler oder einem Spieler aus der Europäischen Union (EU) ist es einfach, einen Spielerpass zu bekommen: Antrag online ausfüllen und amtliches Dokument mit Name, Vorname und Geburtsdatum (z. B. Kopie der Geburtsurkunde, des Personal- oder Kinderausweises, der Meldebescheinigung) mit einreichen.
Bei Jugendlichen aus dem Nicht-EU-Ausland schlägt die deutsche Fußballbürokratie dagegen erbarmungslos zu. Der DFB verlangt die Meldebescheinigung des Jugendlichen, die Meldebescheinigung der Eltern, die Geburtsurkunde des Jugendlichen. Und gerade die haben viele Flüchtlinge nicht – entweder ging sie auf der Flucht verloren oder im Heimatland wurde erst gar keine Geburtsurkunde ausgestellt.
Alle diese Formulare und Urkunden müssen dann an den DFB geschickt werden. Und dann heißt es warten, ob der syrische Fußballverband oder der somalische Heimatverein antwortet. „Das dauert manchmal zehn Wochen, und dann wohnen die Kinder oder Jugendlichen oft schon gar nicht mehr bei uns in der Gemeinde“, sagt Ries.
Die Ammerländer haben von der DFB-Bürokratie inzwischen die Nase voll und gehen einen anderen weg. Seit der Gründung des JFV Edewecht melden sie ausländische Kinder und Jugendlichen beim VfL Edewecht oder beim TSV Klein-Scharrel an.
Der SSV Jeddeloh ist in der Integrationsarbeit sehr aktiv. „Wenn wir erfahren, dass eine syrische Familie mit Kindern hier zugezogen ist, besuchen wir sie und bieten ihr an, dass die Kinder bei uns Fußball spielen können“, erklärt Ries: „Zurzeit spielen zehn Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien bei uns, es könnten aber mehr sein. In unserer zweiten Mannschaft in der ersten Kreisklasse haben wir vier junge Erwachsene, unsere dritte Mannschaft besteht zu einem großen Teil aus Flüchtlingen“, sagt er. Aber auch hier setzt die Bürokratie hohe Hürden. Meldebescheinigung, Aufenthaltserlaubnis oder Duldungsbescheinigung müssen beim Spielerpassantrag vorgelegt werden, manchmal auch ein Arbeitsnachweis.
Und auch der wird für Vereine und Spieler oft zu einem Problem, denn die Ordnungsämter der Landkreise haben unterschiedliche Richtlinien.