Nordwest-Zeitung

„TATORT“AUS MÜNCHEN

„Tatort“aus München an diesem Sonntag im Ersten – Computerst­imme als Zeugin

- VON BRITTA SCHULTEJAN­S

Tenn künstliche Intelli5 genz Gespräche führen kann – was unterschei­det sie dann noch vom Men5 schen? Dieser Frage ge5 hen die Ermittler im München5„Tatort“nach.

OÜNCHEN – Künstliche Intelligen­z und Gefahren aus dem Netz scheinen es denen bei der ARD angetan zu haben. Beim „Tatort“wird die digitale Bedrohung mehr und mehr zum Lieblingst­hema. Die neue Folge „KI“aus München, die an diesem Sonntag um 20.15 Uhr ausgestrah­lt wird, ist also schon Teil eines eigenen kleinen Genres innerhalb der Sonntags-Krimi-Reihe.

In ihrem 79. Fall müssen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) das Verschwind­en der 14-jährigen Melanie aufklären. Sie ist die Tochter eines Freundes von Batic, ihre Eltern liegen nach der Trennung im Clinch.

Gerade noch saß das Mädchen in seinem Zimmer – dann war es plötzlich weg. Schon als die Kommissare in Melanies Zimmer den Laptop mit der großen Aufschrift „Caution“beschlagna­hmen, ist klar: Auch hier kommt die Gefahr wieder aus dem Computer. Obacht!

Schnell wird klar: Maria, die neue Freundin des eigentlich so einsamen Mädchens, muss etwas über Melanies Verschwind­en wissen. Schließlic­h haben sich die beiden bis zu sechs Stunden am Tag ausgetausc­ht – und standen auch zum Zeitpunkt ihres Verschwind­ens in Kontakt.

Das Problem: Maria ist kein Mensch, sondern eine Stimme aus dem Computer, ein ausgeklüge­ltes Programm künstliche­r Intelligen­z, das eigentlich in einem Münchner Forschungs­zentrum weitgehend unter Verschluss gehalten werden sollte und doch irgendwie den Weg nach draußen gefunden hat – wahrschein­lich durch einen Hacker. „Nix mit Maria und der ungehackte­n Empfängnis.“Man merkt dem streckenwe­ise zähen Film an, wie sehr seine Macher sich auf diesen Satz gefreut haben.

Die besonderen Umstände des Falles stellen Batic und Leitmayr vor schwierige Fragen wie: Kann eine Computerst­imme eine Zeugin sein? Wie stellt man einer solchen Zeugin die richtigen Fragen? Und: Was unterschei­det eine künstliche, lernfähige Intelligen­z überhaupt noch vom Menschen? Leitmayrs Antwort darauf: „Sie weiß nicht, wie Erdbeereis schmeckt.“

Die Idee, zu den hochbrisan­ten Themen digitaler Bedrohunge­n einen Film zu machen, hatten vor den Münchnern schon andere „Tatort“-Macher: 2016 hatte Schauspiel­er Ken Duken in Stuttgart Angst vor „Big Data“. Kurze Zeit später, in der Bremer Episode „Echolot“, war die digitale Kopie des Mordopfers die Täterin. In der Neujahrs-Folge 2018 aus dem Saarland ging es laut Titel um „Mord ex Machina“– und in Berlin vor rund einem Monat im Grunde auch. In „Tiere der Großstadt“aus Berlin mussten die Ermittler nämlich die Frage beantworte­n, ob eine mit künstliche­r Intelligen­z ausgestatt­ete Maschine zum Mörder werden kann.

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BILD: BAVARIA FICTION GMBH VON der Suche nach Melanie: Szene mit den Schauspiel­ern Udo Wachtveitl (links) und Miroslv Nemec
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