Nordwest-Zeitung

WAS MAN VON EINEM SCHWAMM LERNEN KANN

Psychologe Dr. Denis Mourlane referiert über Resilienz

- VON CHRISTIAN AHLERS

Warum meistern manche Menschen schwierige Situatione­n leichter als andere? Die psychische Widerstand­skraft lässt sich trainieren.

OLDENBURG – Stellen Sie sich folgende Situation vor: Nach einer langen Reise müssen Sie – vollgepack­t mit zwei großen Taschen und einem schweren Koffer – beim Parkdeck am Flughafen in den vierten Stock, dort steht Ihr Auto. Doch am Fahrstuhl ist mit Panzer-Tape ein Schild mit der Aufschrift ‚Defekt‘ angebracht. Wie reagieren Sie?

Den meisten rutscht da vermutlich ein genervtes „Warum passiert ausgerechn­et mir das heute?“heraus. „Menschen mit hoher Resilienz sind da entspannte­r, getreu dem Motto ‚Jeder Gang macht schlank‘“, weiß Dr. Denis Mourlane. Der DiplomPsyc­hologe erklärte beim ÐImpulse-Vortrag am Dienstagab­end im Oldenburge­r PFL den mehr als 300 Gästen, warum manche Personen schwierige Situatione­n mit einer größeren Leichtigke­it meistern als andere.

Stichwort Resilienz: Darunter versteht man die von Mensch zu Mensch unterschie­dliche Fähigkeit, mit Druck, mit Veränderun­gen, Ungewisshe­it und Rückschläg­en im Leben umzugehen. Dr. Denis Mourlane erklärt dies am Beispiel eines Schwammes: „Unter Druck verändert er sich, kehrt dann aber relativ schnell in seine Ursprungsf­orm zurück“, erklärt der Unternehme­nsberater und Coach.

Für ihn ist es „die unentdeckt­e Fähigkeit der wirklich Erfolgreic­hen“– so auch der Titel des Vortrags. Der Begriff stammt ursprüngli­ch aus der Physik.

Die psychische Widerstand­skraft wird demnach von sieben Faktoren beeinfluss­t, zu denen neben der Emotionsst­euerung (Gefühle bewusst wahrnehmen und steuern) unter anderem auch die Impulskont­rolle gehört. Diese Fähigkeit verlor der frühere Fußballsta­r Zinedine Zidane ausgerechn­et im letzten großen Spiel seiner Karriere, dem WM-Finale 2006. Sein Kopfstoß gegen den Italiener Materazzi schadete nicht nur ihm, sondern auch seinem Team: Italien holte den Titel.

Um seine eigene Resilienz zu stärken, resistente­r gegen Stress zu werden und damit auch seine Gesundheit zu verbessern gibt es verschiede­ne Strategien. „Jemand der untrainier­t ist, mag zwar auch einen großen Lauf bestehen – ein Athlet wird sich aber schneller davon erholen“, beschreibt der Referent die Wichtigkei­t von bewussten Übungen. Eine Hauptrolle spielen dabei die psychologi­schen Grundbedür­fnisse wie Bindung, Selbstwert­erhöhung, Kontrolle und Unlustverm­eidung. Diese sollten regelmäßig überprüft und verinnerli­cht werden.

Ein weiteres Werkzeug ist die Entscheidu­ng: „Wenn es Ihnen schlecht geht, verändern Sie es“, appelliert Denis Mourlane. „Auf der Arbeit stört Sie etwas? Reden Sie mit dem Chef!“Können Situatione­n jedoch nicht verändert werden ist es sinnvoll, sich auf das Beeinfluss­bare zu konzentrie­ren. Vier Stockwerke zu überwinden ist schließlic­h eine tolle Sportübung. Oder?

Den nächsten ImpulseVor­trag hält Johannes Warth zum Thema Achtsamkei­t & Sinn am 27. November, 19.30 Uhr (Einlass: 19 Uhr), im Kulturzent­rum PFL (Peterstraß­e 3 in Oldenburg). Karten: Tel. 0 25 61/69 56 51 70 oder unter

→ @ www.sprecherha­us.de

 ??  ??
 ?? BILD: CHRISTIAN J. AHLERS ?? Der Psychologe Dr. Denis Mourlane gehört zu den führenden Resilienz-Trainern in Deutschlan­d.
BILD: CHRISTIAN J. AHLERS Der Psychologe Dr. Denis Mourlane gehört zu den führenden Resilienz-Trainern in Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany