Bewerber-Duell um Grünen-Chefposten
Mit welchen Argumenten Hans-Joachim Janßen Amtsinhaber Stefan Körner herausfordert
Am 27. Oktober entscheiden die niedersächsischen Grünen in Celle über ihren Landesvorstand. Im Ð-Gespräch verteidigen beide Kandidaten ihren Anspruch auf das Spitzenamt.
FRAGE: Zch will Landesvorsitzender der Grünen in Niedersachsen werden beziehungsweise bleiben, weil… HERAUSFORDERER HANS-JOACHIM JANßEN: …ich große Lust habe, grüne Landespolitik weiter mitzugestalten, für starke Grüne in der Stadt und auf dem Land zu kämpfen. Ich will dafür arbeiten, dass wir als Partei mit klaren Positionen und klarer Haltung wahrnehmbar sind, dass wir die Bewegungs- und Bürgerrechtspartei sind. Nicht zuletzt der Protest gegen das neue Polizeigesetz in Hannover zeigt: Gemeinsam mit den Gruppen der Zivilgesellschaft sind wir viele und wir werden mehr.
AMTSINHABER STEFAN KÖRNER: ...ich den grünen Aufbruch weiter mitgestalten will. Mit umfassender Beteiligung, Mitgliederbefragungen, in Regionaltreffen und begleitet von wissenschaftlicher Auswertung sind wir jetzt dabei, mit unseren über 7000 Mitgliedern in Niedersachsen die Wegmarken für die Rückkehr in die Regierungsbeteiligung festzulegen. Dafür möchte ich meine ganze Kraft, meine Begeisterung und meine Erfahrungen einsetzen.
FRAGE: Als Landeschef der Grünen werde ich… JANßEN: ...grüne Themen setzen: Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit, bezahlbares Wohnen, Agrarwende, nachhaltige Mobilität und ökologisches Wirtschaften. Außerdem möchte ich einen breiten Dialog führen nicht nur mit uns oft nahestehenden Gruppen wie Umweltverbänden oder Gewerkschaften, sondern auch mit Wirtschaftsverbänden, Handwerkskammern oder dem
Landvolk. Ich will grüne Politik attraktiv gestalten. Politik soll Freude machen, sie muss mitreißen. Die Einbindung und Aktivierung der Mitglieder in den Kreis- und Ortsverbänden liegt mir besonders am Herzen. Ich möchte die Kampagnenfähigkeit der Grünen in Niedersachsen weiter stärken. Wir wollen wachsen, vor allem bei den Kommunalwahlen 2021.
KÖRNER: ...für Ökologie und Gerechtigkeit, für Weltoffenheit und Menschlichkeit, für Fairness und Solidarität eintreten. Für eine bessere Bildung, für bessere Mobilität und Landwirtschaft, für mehr Frauenrechte und für eine bunte und vielfältige Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Hetze. Und für eine optimistische, leidenschaftlich debattierende und mitreißend kämpfende mutige grüne Partei. Nicht immer nur höher, schneller und weiter sollte es zugehen in unserer Gesellschaft, sondern vor allem vertrauensvoller, ehrlicher und herzlicher. Rechthaberei, Ideologie und Propagandareden gibt es viel zu viele. Die Energiequellen für die Erneuerung der Grünen sind stattdessen Zuhören, Nachdenken und ernst nehmen. Ernst nehmen auch derjenigen, die uns noch kritisch gegenüberstehen.
FRAGE: Ich bin der bessere Kandidat, weil…
JANßEN: Das beurteilen die Delegierten in Celle. Dabei geht es um Fähigkeiten, Erfahrung, Werte und Haltung – dazu zählt für mich, die Integrität meiner Mitbewerber zu achten und wertschätzend miteinander umzugehen. Und hier bringt jeder von uns seine eigenen Stärken, Fähigkeiten und Kompetenzen mit. KÖRNER: Die Entscheidung liegt bei den Delegierten. Meine Bewerbung richtet sich nicht gegen irgendjemanden. Ich werbe für die Zustimmung zu meiner Kandidatur. Dazu gehört auch der Respekt gegenüber allen Kandidaturen. Über meiner Bewerbung steht das Für.
FRAGE: Es ist Zeit für einen Wechsel an der Spitze der Landes-Grünen beziehungsweise es bedarf keines Wechsels, weil… JANßEN: Auch das entscheiden die Delegierten in Celle. Aber ich glaube, ich mache den Delegierten ein gutes Angebot. Als Agrar- und Umweltpolitiker, als ehemaliger Landtagsabgeordneter und langjähriger Kommunalpolitiker, beruflich als Landschaftsplaner und Naturschützer bringe ich eine Menge Erfahrung mit. Daher weiß ich, dass ein grüner Aufbruch wie in Bayern nur mit klaren Botschaften, Zuversicht und Offenheit für Neues bei klarer Haltung gelingen kann. Wir brauchen auch neue Impulse und eine bessere Wahrnehmung der grünen Landespartei.
KÖRNER: Ich will dafür sorgen, dass wir den Bayern nacheifern. Das grüne Wahlergebnis in Bayern hat uns alle begeistert. 17,5 Prozent, sechs Direktmandate mit einer großartigen Zustimmung sowohl im ländlichen Bereich als auch in den Großstädten – das wäre auch was für Niedersachsen. Ich werbe auf dem Parteitag dafür, meine Erfahrung aus dem Aufbruchsprozess weiter einbringen zu können.
FRAGE: Ich bin sicher, dass ich die Mehrheit der Delegiertenstimmen bekomme, denn… JANßEN: Da bin ich mir nicht sicher, ich mache mit meiner Kandidatur ein Angebot. Als Landmensch möchte ich auch den ländlichen Blick mit Themen wie Mobilität, Nahversorgung, Breitbandausbau und Agrarwende in den Landesvorstand bringen. Ich will mit Leidenschaft und Enthusiasmus die Grünen stärken. Dafür bitte ich um die Unterstützung der Delegierten. KÖRNER: Das wird der Parteitag entscheiden.