Sieben Jahre unterwegs zum Merkur
Europäische Sonde Bepi Colombo startet am Samstag – Untersuchung der Planetenoberfläche
NK ist die anspruchsvollste Mission der Esa in ihrer mehr als 40-jährigen Geschichte. Die <orschung kann voraussichtlich im April 2026 beginnen.
7ARMSTA7T/KOUROU – Die Europäische Weltraumorganisation Esa will die Geheimnisse des sonnennächsten Planeten Merkur lüften: Die Sonde Bepi Colombo soll an diesem Samstag vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana zum kleinsten und unbekanntesten Planeten unseres Sonnensystems starten. „Das ist Christoph Kolumbus im 21. Jahrhundert“, sagt die Leiterin des Flugkontrollteams der Sonde, Elsa Montagnon. „Der Merkur ist ein sehr geheimnisvoller Planet.“
Das Vorhaben stellt die anspruchsvollste interplanetare Mission in ihrer Geschichte dar. „Ein einziger Fehler könnte die ganze Mission zum Scheitern bringen“, sagt der Leiter des Missionsbetriebs, Paolo Ferri. Die schwierige Reise der europäisch-japanischen Sonde bis zur Umlaufbahn des Merkurs dauert sieben Jahre. Erst im April 2026 kann voraussichtlich die Forschung beginnen, wie Projektwissenschaftler Johannes Benkhoff sagt.
Namensgeber ist der italienische Mathematiker Bepi Colombo (1920-1984), der schon früh Grundlagen für eine Flugbahn zum Merkur berechnet hatte. Die Vorbereitungen der rund 1,3 Milliarden Euro teuren Mission haben fast 20 Jahre gebraucht. Grund sind auch die unwirtlichen Bedingungen in der Nähe des Merkurs: Um das Überleben der Sonde in dieser nach den Worten der Esa „höllischen Umgebung“zu ermöglichen, musste eine Reihe neuer Technologien entwickelt werden.
Die Reise ist zudem extrem kompliziert: „Wir brauchen mehr Energie, als zum Pluto zu fliegen“, beschreibt der Flugdirektor für Bepi Colombo und Leiter der Esa-Abteilung für interplanetare Missionen, Andrea Accomazzo, eine der größten Herausforderungen. Grund für den hohen Energiebedarf sei die Anziehungskraft der Sonne.
Die 6,40 Meter hohe und 4,1 Tonnen schwere Raumsonde nähert sich ihrem Ziel in großen elliptischen Bahnen. Dabei fliegt sie neunmal an Planeten vorbei, unter anderem um zu entschleunigen und nicht auf die Sonne zu fallen. Zuerst ist 2020 die Erde dran, dann zweimal die Venus und sechsmal der Merkur selbst. „Jeder Vorbeiflug an einem Planeten braucht ein paar Monate intensive Vorbereitungszeit“, sagt Accomazzo.
Wenn die Merkur-Zielumlaufbahn voraussichtlich im Dezember 2025 erreicht wird, trennen sich die zwei selbstständigen Wissenschafts-Satelliten von ihrem Raumtaxi und erforschen den Planeten aus unterschiedlichen Umlaufbahnen.
Der Esa-Satellit MPO (Mercury Planetary Orbiter), auch „Bepi“genannt, nimmt die Oberfläche des weitgehend unbekannten Planeten unter die Lupe. Der japanische Satellit MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter) – oder „Mio“– nimmt das Magnetfeld ins Visier. „Wir wollen verstehen, wie unser Sonnensystem entstanden und geformt ist“, beschreibt Benkhoff das übergeordnete Ziel. Dafür habe der Merkur, der so nah an der Sonne ist, eine besondere Bedeutung.
Ein Jahr ist für die Forschung mindestens vorgesehen, heißt es. Der Esa-Satellit MPO könnte im günstigsten Fall aber auch bis zu vier Jahre halten. Dann werde der Orbiter voraussichtlich verglühen. Der japanische Orbiter soll nach etwa 3,5 Jahren auf dem Merkur zerschellen. Wenn alles wie geplant läuft.