Nordwest-Zeitung

WAS ERHOFFEN SIE SICH VOM PROZESS GEGEN NIELS HÖGEL

- BILDER: KROGMANN (2), FRICK

Ich hatte gehofft, die Untersuchu­ng meines toten Mannes würde zeigen, dass er kein Mordopfer ist. Leider kam es anders. Die innere Unruhe, die ich wegen der Ungewisshe­it seit Jahren spüre, ist nicht weggegange­n, sie ist schlimmer geworden. Der Prozess wird nicht die Unordnung beseitigen, die Niels Högel in meine Familie gebracht hat. Ich will trotzdem vor Gericht dabei sein. Ich hoffe nur, dass dieser Mann nie wieder aus dem Gefängnis herauskomm­t.

Mari9a Tüters Mann Adnan Tüter, Vater ihrer zwei Kinder, starb 2004 im Klinikum Delmenhors­t, nachdem Högel ihm heimlich Lidocain spritzte. Der Fall Tüter ist die 99. und bislang letzte Anklage gegen Högel.

In erster Linie sollte der Prozess ein Forum sein für die Angehörige­n. Ich finde es wichtig, diesem Schmerz ein Gesicht zu geben. Ich erwarte nicht, dass durch den Prozess die Zahl der tatsächlic­hen Opfer konkretisi­ert wird, ich erwarte von Niels Högel nichts. Ich erwarte aber, dass Högel ein Stück weit diesen Schmerz spürt, den er verursacht hat durch sein wahlloses Töten. Auch wir früheren Mitarbeite­r der Klinik müssen uns diesem Schmerz der Angehörige­n stellen.

Frank Lauxterman­n arbeitete als Krankenpfl­eger gemeinsam mit Högel auf der herzchirur­gischen Intensivst­ation im Klinikum Oldenburg. Er arbeitete später eng mit Polizei und Staatsanwa­ltschaft zusammen.

Ich erwarte, dass der Angeklagte Högel endlich vollumfäng­lich geständig ist. Dass durch den Prozess den Opfern, und damit meine ich jeden einzelnen von Högel getöteten Menschen, Gerechtigk­eit widerfährt. Dass es weitere Erkenntnis­se zu den Geschehens­abläufen gibt, damit sich derart grauenvoll­es Handeln nicht wiederhole­n kann. Und dass Högels Taten nicht dazu führen, dass das Vertrauen in die Hunderttau­sende Pflegekräf­te verloren geht, die großartige Arbeit leisten.

Johann Kühme, Oldenburge­r Polizeiprä­sident, rief 2014 die Sonderkomm­ission „Kardio“ins Leben. In fast dreijährig­er Arbeit untersucht­en die Ermittler etliche Hundert Verdachtsf­älle.

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