Nordwest-Zeitung

WAS ERHOFFEN SIE SICH VOM PROZESS GEGEN NIELS HÖGEL

- DPA-BILDER; DITTRICH (2), JASPERSEN

Ich erwarte, dass die Angehörige­n mit einem erleichter­ten Gefühl nach Hause gehen, wenn das Urteil gesprochen ist. In dem Wissen: Ich habe gekämpft, jetzt kann ich endlich Ruhe finden. Ich habe auch die Hoffnung, dass der Prozess dazu beiträgt, dass sich endlich etwas in der Gesundheit­ssparte ändert. Ich befürchte aber, dass das nicht passiert, solange auch dort Gewinnopti­mierung im Vordergrun­d steht. Mit Gesundheit darf man keinen Gewinn machen!

Gab9 Lübben vertritt im Prozess gegen Niels Högel fast 100 Nebenkläge­r. Die Rechtsanwä­ltin aus Delmenhors­t hatte wesentlich­en Anteil daran, dass Ermittlung­en gegen Högel ins Rollen kamen.

Ich erhoffe mir von dem kommenden Prozess gegen Niels Högel, dass die Angehörige­n der Opfer Gerechtigk­eit und Gewissheit erfahren – sie kämpfen im Namen ihrer Lieben. Weitere Prozesse gegen ehemalige Mitarbeite­r und Verantwort­liche in den Kliniken, die Niels Högel den mörderisch­en Weg geebnet haben, finde ich richtig und wichtig. Es soll in das Bewusstsei­n jedes Einzelnen, dass Wegsehen manchmal dramatisch­e Konsequenz­en haben kann.

Kathrin Lohmann aus Berne wollte sich nicht mit dem plötzliche­n Tod ihrer Mutter im Klinikum Delmenhors­t abfinden. Sie ließ nicht locker und schob die Ermittlung­en an, die die Mordserie ans Tageslicht brachte.

Ich erwarte, dass in diesem Prozess – mit 13 Jahren durch die Justiz verschulde­ter Verzögerun­g – endlich der volle Umfang von Niels Högels Morden verhandelt und verurteilt wird. Ich erwarte, dass zumindest die strafrecht­liche Wahrheit ans Licht kommt und dass damit eine Basis gelegt wird für weitere Prozesse gegen die verantwort­lichen Mitarbeite­r in den Kliniken Oldenburg und Delmenhors­t. Denn da gibt es noch viele offene Fragen.

Christian Marbach verlor seinen Opa, nachdem Niels Högel ihm im Klinikum Delmenhors­t eine Medikament­en-Überdosis gespritzt hatte. Der Ganderkese­er tritt seit 2014 als Sprecher der Opfer-Angehörige­n auf.

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