RUNDUMSCHLAG DER BAYERN-BOSSE
Rummenigge und Hoeneß üben heftige Medienschelte
Die Bayern-Spitze beklagte „polemische“und „unverschämte“Berichterstattung. Hoeneß konterkarierte die selbst erhobenen Vorwürfe.
MÜNCHEN – Nach vier sieglosen Spielen haben die Bosse des FC Bayern vor dem als Wendepunkt erhofften Spiel beim VfL Wolfsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr) mit heftiger Medienschelte für Aufsehen gesorgt. In einer denkwürdigen Pressekonferenz am Freitag beklagten Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic einen Sittenverfall in der Fußball-Berichterstattung und kündigten energische Gegenwehr an, notfalls mit juristischen Mitteln.
Die Führungsspitze des Rekordmeisters beklagte Unwahrheiten sowie „polemische“und „unverschämte“Kritik an verdienten BayernSpielern oder auch an Bundestrainer Joachim Löw. Auslöser für den Rundumschlag sei die Berichterstattung nach dem 0:3 der Nationalmannschaft in den Niederlanden gewesen, von der auch maßgeblich Bayern-Profis wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng und Mats Hummels betroffen
waren. Der Verein verurteile, „einen solchen Mann offenbar in dieser Art und Weise in Schutt und Asche zu reden“, sagte Rummenigge zum lange verletzten Neuer.
Den Innenverteidigern Boateng (30) und Hummels (29) war von einem ExSpieler „Altherrenfußball“vorgehalten worden. „GehtQs eigentlich nochR“, fragte Rummenigge: „Es scheint offensichtlich, dass man sich überhaupt keine Gedanken
mehr macht über Werte wie Würde und Anstand.“Der 63Jährige erwähnte sogar Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“Rummenigges Eindruck ist: „Polemik scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Das gilt für Medien, das gilt auch für Experten, und das gilt vor allen Dingen auch für Experten, die mal bei diesem Club Fußball gespielt haben.“
Hoeneß jedoch konterka- rierte die selbst erhobenen Vorwürfe, indem er dem im Sommer verkauften Außenverteidiger Juan Bernat bescheinigte, im ChampionsLeague-Spiel gegen den FC Sevilla in der Vorsaison „einen Scheißdreck“gespielt zu haben. Der Präsident hatte zuletzt öfter verbal überzogen, ob gegen Mesut Özil („Dreck gespielt“) oder den Leverkusener Profi Karim Bellarabi, dessen Foul am Münchner Abwehrspieler Rafinha er „geisteskrank“genannt hatte. „Das hätte ich nicht sagen sollen“, räumte der 63-jährige Hoeneß am Freitag ein.
Sportdirektor Salihamidzic empörte sich, dass ihm fehlende Rückendeckung für Trainer Niko Kovac unterstellt worden sei. „Wir müssen uns nicht öffentlich ein Küsschen geben. Die Bundesliga ist keine Dschungelshow“, sagte er.
Dem Fotografen der Deutschen Presse-Agentur, die viele Medien in Deutschland mit Bildern beliefert, wurde der Zutritt zu der Pressekonferenz vom Verein verwehrt. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) wies die Medienschelte der Bayern-Bosse zurück. „Wie Journalisten über den Fußballclub, die Spiele und die Verantwortlichen des Vereins berichten, lassen wir uns nicht von der Chefetage des Vereins vorschreiben“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Oberall.