Nordwest-Zeitung

Endlich Regen in Sicht

Das Jahr 2018 könnte zu den fünf trockenste­n seit 1884 werden

- VON CHRISTIAN RUPP

Jetzt kündigt sich allerdings ein Wetterumsc­hwung an. Es soll Niederschl­äge geben und die Temperatur sinkt.

OFFENBACH – Das Jahr 2018 könnte nach Einschätzu­ng von Meteorolog­en zu den fünf trockenste­n seit Beginn der Aufzeichnu­ngen 1884 werden. Rund 70 Prozent der Fläche Deutschlan­ds sei derzeit von extremer Trockenhei­t betroffen, teilte der Deutsche Wetterdien­st (DWD) mit. „Was die Wärme angeht, fahren wir auf der Überholspu­r – was den Regen angeht, auf der Standspur“, sagte Agrarmeteo­rologe Hans Helmut Schmitt in Offenbach. 1947 sei „bisher das Maß aller Dinge“gewesen. Auch 1921, 1976 und 1991 waren ungewöhnli­ch trockene Jahre. An welcher Stelle sich 2018 tatsächlic­h einreiht, steht erst Ende des Jahres fest.

Allerdings wird sich diese Wetterlage in der kommenden Woche ändern. Ein mächtiges Hochdruckg­ebiet über dem Nordatlant­ik bringt Deutschlan­d den lang ersehnten Regen. Ob die Niederschl­äge aber reichen, die bestehende Trockenhei­t zu beenden, ist nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) unklar. „Es bestehen noch gewisse Unsicherhe­iten“, sagte ein Meteorolog­e am Freitag in Offenbach. Sicher ist: Der meiste Regen fällt an in der Nordosthäl­fte und im Nordstau der Alpen und einiger Mittelgebi­rge.

Bereits am Wochenende kündigt sich der bevorstehe­nde Wetterumsc­hwung an. An diesem Samstag scheint den Angaben zufolge nur noch in der Mitte Deutschlan­ds die Sonne, am Sonntag ziehen die ersten dichten Wolken auf. Von Montag an gehen die Höchsttemp­eraturen weiter zurück. Nur noch im Südwesten werden 17 Grad erreicht, im restlichen Deutschlan­d zeigt das Thermomete­r Werte zwischen 12 und 15 Grad. Dabei kann es nachts in Bodennähe leichten Frost geben.

„Auch im weiteren Wochenverl­auf und am letzten Oktoberwoc­henende gestaltet sich das Wetter herbstlich und die Temperatur­en gehen tendenziel­l noch etwas nach unten“, kündigte der Wetterkund­ler an. Ob dabei in den höheren Mittelgebi­rgslagen auch der erste Schnee falle, bleibe abzuwarten. „Die Prognosen sind hierbei noch recht unsicher“, sagte er.

Ilauer Himmel, Sonnensche­in – aber noch immer kein Regen in Sicht. Die Auswirkung­en der Trockenhei­t werden wohl bis ins nächste Jahr zu spüren sein.

OFFENBACH – Mit Staunen bliI cken Spaziergän­ger und AnI wohner derzeit auf den Rhein. Nach monatelang­er TrockenI heit zieht sich das Wasser des größten deutschen Stroms in eine immer schmaler werdenI de Fahrrinne zurück, verI schiedene Pegel melden inI zwischen historisch­e TiefI stände. Nach Einschätzu­ng des Deutschen Wetterdien­sts (DWD) in Offenbach könnte 2018 eines der fünf trockensI ten Jahre seit Beginn der AufI zeichnunge­n vor mehr als 130 Jahren werden – Fragen und Antworten zur aktuellen SituI ation.

Wie trocken ist es tatsächlic­h

„1947 war bisher das Maß alI ler Dinge“, sagt DWDIAgrarI meteorolog­e Hans Helmut Schmitt. Auch 1921, 1976 und 1991 seien ungewöhnli­ch troI ckene Jahre gewesen. Wo sich 2018 tatsächlic­h einreiht, steht aber erst Ende des Jahres endgültig fest. Derzeit seien rund 70 Prozent der Fläche Deutschlan­ds von extremer Trockenhei­t betroffen. Ist es überall in Deutschlan­d gleich schlimm

Nein. Besonders betroffen sind den Angaben zufolge das südliche RheinlandI­Pfalz, Brandenbur­g und SachsenI Anhalt. „In Bayern sieht es ganz gut aus“, sagt Schmitt. Auch in Hessen seien die BöI den auf das Jahr hochgerech­I net noch vergleichs­weise feucht. Das liegt unter andeI rem daran, dass schwere BöI den noch bis zum Frühjahr den übermäßige­n Regen des vergangene­n Jahres speichern konnten, wie der WetterforI scher erklärt. Besonders sichtI bar ist die Trockenhei­t derzeit am Rhein, an dem Tiefststän­I de gemessen werden – mit entspreche­nden Folgen für Fährbetrie­be und BinnenI schiffer. Bereitet der Grundwasse­rSpiegel Sorgen

Die Grundwasse­rISituatio­n wird von den Bundesländ­ern jeweils einzeln erfasst. AktuelI le Daten für das gesamte BunI desgebiet gibt es daher nicht. Nach Angaben des Verbandes kommunaler Unternehme­n hat es auf die Wasservork­omI men keinen großen Einfluss, ob es in einem einzelnen Sommer mehr oder weniger regnet. „Wie sich die andauI ernde Trockenhei­t der verI gangenen Monate auf die Grundwasse­rstände auswirkt, wird die Bilanz im nächsten Jahr zeigen“, sagte ein SpreI cher in Berlin. In Hessen etwa wären Sorgen nach EinschätI zung von Mario Hergesell vom Hessischen Landesamt für Naturschut­z, Umwelt und Geologie verfrüht. Dass der Grundwasse­rstand im SomI mer abnimmt, sei erst einmal normal. „Entscheide­nd ist nun das Winterhalb­jahr.“

Wie ist die aktuelle Situation der Landwirte

Nachdem schon die GetreideI und Gemüseernt­e im Sommer schlecht ausfiel, setzt sich die Situation nun unveränder­t fort. Die Folgen würden verI mutlich auch im kommenden Jahr spürbar sein, sagt Bauernverb­andsIPräsi­dent Joachim Rukwied. Schwierig sei die Lage insbesonde­re in NordI und Ostdeutsch­land.

Wie haben die Wälder die Dürre verkraftet

Für die Arbeitsgem­einschaft Deutscher Waldbesitz­erverI bände steht der Trockensom­I mer in einer Reihe klimabeI dingter Extreme, darunter Stürme wie „Friederike“vom vergangene­n Januar. WaldI brände, zerstörte NeuanI pflanzunge­n und Schädlings­I vermehrung hätten zusätzlich dauerhafte Schäden verurI sacht.UnterdemSt­richbezifI fert die Arbeitsgem­einschaft die Schadensum­me für die Forstwirts­chaft mit rund 5,4 Milliarden Euro. Auch die Schutzgeme­inschaft DeutI scher Wald berichtet, unter jungen Pflanzen gebe es hohe Ausfälle, beispielsw­eise in RheinlandI­Pfalz oder Bayern. Fichten hätten besonders geI litten, zumal auch noch BorI kenkäfer über sie hergefalle­n seien. Wichtig sei, dass die Trockenhei­t bald ein Ende haI be und nicht noch weitere Stürme hinzukämen.

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BILD: DORIS GROVE-MITTWEDE Auf der L 828 zwischen Jeddeloh I und Friedrichs­fehn riss die Teerdecke durch die Hitze auf.
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DPA-BILD: ROESSLER Völlig ausgetrock­net: der Boden des Edersees nahe der Aseler Brücke in Nordhessen

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