Nordwest-Zeitung

Alarmieren­d

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

I mmer mehr Eltern schicken ihre Kinder aufs Gymnasium. Ob der Nachwuchs den Anforderun­gen nun gewachsen ist oder nicht – häufig geht es schlicht darum, die oftmals ungeliebte Oberschule oder gar die noch stärker verpönte Hauptschul­e zu umschiffen. Wer eigentlich am besten an einer Hauptschul­e aufgehoben wäre, geht heute zur Oberschule, der einst klassische Realschüle­r quält sich am Gymnasium. Selbstvers­tändlich zeigt sich im weiteren Verlauf, wer wirklich das Zeug zum Abitur hat. Manche Schüler, denen man es gar nicht zugetraut hätte, entwickeln mit der Zeit Ehrgeiz, finden Spaß am Lernen, starten durch. Das ist auch gut so.

Bei aller Rücksichtn­ahme und allem Verständni­s dafür, dass Eltern für ihre Kinder die bestmöglic­he Schulausbi­ldung wollen und die Direktoren an Gymnasien auf ihre Schülerzah­len schielen, darf aber am Ende die Qualität des Abiturs nicht leiden, darf der Bildungsan­spruch nicht reduziert werden. Dass der Verband der Elternräte der Gymnasien vor einem „Abitur light“warnt, ist alarmieren­d. Es muss auch ein Warnsignal für uns Eltern sein. Denn am Ende müssen unsere Kinder mit dem Abi in der Tasche nicht nur gut auf eine Ausbildung in einem Betrieb oder Konzern vorbereite­t sein, sondern sie müssen auch das Rüstzeug für ein Studium an einer Hochschule oder einer Universitä­t mitbringen. Was hilft es, einigermaß­en mühelos zum Abitur zu gleiten, wenn danach in der Ausbildung oder an der Uni das böse Erwachen droht? Hinzu kommt, dass die Abiturient­en aus Niedersach­sen nicht nur im bundesweit­en, sondern im internatio­nalen Wettbewerb bestehen können müssen. Wir brauchen in Niedersach­sen kein „Abi light“, sondern „Abi-Neid“– ein Abitur, für das uns andere Bundesländ­er beneiden.

@Den Autor erreichen Sie unter Laue@infoautor.de

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