Schulminister kann sich warm anziehen
Was der Verband der Elternr;te der G<mnasien Ressortchef Grant Hendrik Tonne vorwirft
Der Elternverband wird 70 und tagt an diesem Samstag in Hameln. Feierstimmung dürfte aber nicht aufkommen, dafür ist die Kritik an der aktuellen Schulpolitik des Landes zu groß.
HANNOVER/HAMELN – Sein 70jähriges Bestehen begeht der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens an diesem Samstag in Hameln. Eltern reisen unter anderem aus Oldenburg, Osnabrück, Wilhelmshaven und Aurich an. Gerechnet wird mit rund 200 Gästen, unter ihnen auch der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Und der wird sich einiges anhören müssen. Der Verein, in dem sich Schulelternräte niedersächsischer Gymnasien vereinigen, ist so gar nicht in Feierlaune, sondern warnt vielmehr vor einem „Abitur light“.
„Der Regierungswechsel hat nicht zu einem klaren Kurswechsel in der niedersächsischen Bildungspolitik geführt“, bedauert Dr. Hartwig Jeschke, Vorsitzender des Verbands, und kündigt an: „Die vielen Kritikpunkte wie Unterrichtsversorgung, Lehrermangel, Stundenausfall, Leistungsabbau sowie schlechte Schulausstattung werden die zahlreichen Elternvertreter des Verbandes aus ganz Niedersachsen mit Kultusminister Tonne im kritischen Dialog erörtern.“Die Eltern hätten immer weniger Verständnis für den „fortlaufenden Qualitätsabbau an den Gymnasien“.
Bildungsabbau befürchtet
Mit Blick auf die Zukunft unserer Kinder in Studium und Beruf dürfe es keinen weiteren Abbau gymnasialer Bildungsstandards geben, warnt Jeschke und meint damit „die fortlaufende Inflation der Abiturdurchschnitts und -bestennote bei gleichzeitiger Reduzierung der Bildungsansprüche und -vorgaben durch das Ministerium“. Mit der Reduzierung weiterer Fremdsprachenkenntnisse auf dem Weg zum Abitur baue das Ministerium in fahrlässiger Weise Bildung ab.
Unhaltbar sei auch der Zustand, dass Eltern beinahe täglich erlebten, dass in vielen Klassen der Unterricht ausfalle oder gekürzt werden müsse. „Die Stabilisierung und Verbesserung der Unterrichtsversorgung ist und bleibt höchste Priorität dieser Landesregierung“, beteuert Minister Tonne am Freitag bei der Vorstellung des Haushaltsplanentwurfs für das kommende Jahr. Es seien ausreichend Vollzeitlehrereinheiten im kommenden Haushalt, um alle rund 2300 frei werdenden Stellen im nächsten Jahr wieder zu besetzen. Tonne: „Darüber hinaus können wir allen geeigneten Absolventinnen und Absolventen der niedersächsischen Studienseminare ein Einstellungsangebot machen. Das ist de facto eine Einstellungsgarantie.“Ziel sei es, eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung im Landesschnitt zu erreichen.
Attraktivität steigern
Doch das reicht dem Verband der Elternräte der Gymnasien nicht. „Auch bei 100 Prozent Unterrichtsversorgung gibt es keinen Unterricht in den vielen Mangelfächern, wird fachfremd unterrichtet und werden Klassengrößen bis an die Kapazitätsgrenze gefahren. Minister Tonne muss jetzt endlich Lösungen präsentieren, um dem fortschreitenden Lehrermangel zu begegnen“, fordert Elternverbandschef Jeschke. Vor allem müsse das Land daran arbeiten, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten, etwa durch eine angemessene Besoldung und durch verlässliche Arbeitsbedingungen. Die jüngsten Zahlen von 1000 Lehrern, die auf Antrag Niedersachsen verlassen und in ein anderes Bundesland wechseln wollen, passten ins Bild und belegten auf drastische Weise, wie unattraktiv das Land für Lehrer aktuell sei.