Nordwest-Zeitung

Schwächer als ie CSU

- VON HAUKE RICHTERS

In diesen Tagen ist zu beobachten, wie sonst vom Erfolg verwöhnte Gruppen aus Bayern mit Rückschläg­en umgehen. Die CSU ist bei der Suche nach einem Schuldigen für das schlechte Ergebnis bei der Landtagswa­hl noch zu keinem klaren Ergebnis gekommen. Man streitet hier ein bisschen intern, schimpft dort ein wenig nach außen, ist aber insgesamt um einen relativ moderaten Ton bemüht.

Ganz anders verhält es sich beim deutschen Vorzeige-Fußballclu­b Bayern München. Da ist die Botschaft klar: Der Feind kommt von außenP Daher rücken die Verantwort­lichen zusammen und schießen mit der verbalen Schrotflin­te auf alles, was sich bewegt, beziehungs­weise Stift, Laptop oder Mikrofon in der Hand hält.

Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge griff zu Beginn seines merkwürdig­en Auftritts am Freitag im Regal gleich ganz nach oben. Er zitierte mit Blick auf die kritische Berichters­tattung über seinen Verein und dessen Spieler den Artikel 1 des Grundgeset­zes, wonach die Würde des Menschen unantastba­r sei.

Hätte der als fleißiger Leser geltende Rummenigge doch im Grundgeset­z noch etwas weiter geblättert­P Unter Artikel 5 heißt es da sinngemäß, dass jeder das Recht habe, seine Meinung frei zu äußern. Und wortwörtli­ch steht dort: „Die Pressefrei­heit und die Freiheit der Berichters­tattung durch Rundfunk und Film werden gewährleis­tet.“

Und genau das scheint Rummenigge und seinem Vereinsprä­sidenten Uli Hoeneß nicht zu passen. Im Herbst 2018, wo es sportlich beim erfolgsver­wöhnten Rekordmeis­ter nicht rund läuft, wird also tatsächlic­h kritisch über die Vorgänge berichtet – aus ihrer Sicht ein Unding.

Dabei haben Rummenigge und Hoeneß über Jahrzehnte etwas aufgebaut, um das sie von vielen Rivalen beneidet werden. Der FC Bayern sammelt Titel wie kein anderer deutscher Club, vermeldet Jahr für Jahr Rekordumsä­tze und ist die einzige deutsche Mannschaft, die auf europäisch­er Bühne dauerhaft mithält.

Diese Erfolge haben die Münchner zu etwas Besonderem gemacht. Dass daher genauer hingeschau­t wird, wenn es mal nicht so gut läuft, liegt in der Natur der Sache. Das wissen natürlich auch Hoeneß und Rummenigge. Umso unverständ­licher ist ihr indiskutab­ler Auftritt vom Freitag. Eine so schwache Figur hat die CSU bei der Aufarbeitu­ng ihrer Wahlnieder­lage nicht abgegeben.

@ Den Autor erreichen Sie unter Richters@infoautor.de

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