Geteilte Meinung zu Papst-Zitat „Auftragsmord“
Betrifft: „Papst nennt Abtreibung Auftragsmord“, Nachrichten, 11. Oktober
Bei aller berechtigter Kritik an der in diesem Fall ganz falschen Wortwahl des Papstes muss man den Kontext betrachten, in dem das Zitat vom „Auftragsmord“gefallen ist. Im Rahmen einer Katechesenreihe ging es in der Predigt bei der Generalaudienz des Papstes um das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“.
Wie es genau richtig ist, thematisierte der Papst in diesem Zusammenhang die Themen Krieg, ökonomische Ausbeutung und „Systeme, die alles dem Profit unterordnen und auch vor der Würde des menschlichen Lebens nicht Halt machen“. Ganz im Sinne von „Diese Wirtschaft tötet.“Auftragsmörder in diesem Sinne sind vor allem die kapitalistischen Ausbeuter und Kriegsherren.
Im weiteren Verlauf thematisierte der Papst dann den Umgang mit älteren, schwächeren und kranken Menschen, deren Leben im Kapitalismus mit Füßen getreten wird (materiell Benachteiligte sterben im Kapitalismus ca. 10 Jahre früher als Reiche), und in dem Zusammenhang (...) auch das Thema Tötung des ungeborenen Lebens, also Abtreibung.
Rechte und konservative Politiker gerieren sich beim Thema Abtreibung oft als Lebensschützer, haben aber kein Problem mit dem Töten von geborenen Menschen durch Krieg, Ausbeutung und Umweltzerstörung. Wenn man dagegen das Thema „Schutz des ungeborenen Lebens“in die Gesamtthematik der Vernichtung von menschlichem Leben durch Kapitalismus und Krieg einbettet, wie es der Papst beabsichtigte, ist das vom Grundsatz her durchaus in Ordnung. (...)
Jonas Christopher Höpken
Oldenburg
Bei ihrem Artikel bleibt einem die Spucke weg. Da behauptet der Papst, da werde aus Kostengründen „ein mögliches Menschenleben kalt gemacht“. Die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch sei „als ob man einen Auftragsmörder mietet, um ein Problem zu lösen”. Nach seinen Worten sind schwangere Frauen und Ärzte, die verhindern wollen, dass ein missgebildetes Kind zur Welt kommt und die Familie auf Lebenszeit belastet, Auftragsmörder ?
Was der Papst da von sich gibt, ist ungeheuerlich. Was denkt er denn, wer er ist, dass er über Leben und Tod entscheidet. Der Papst und die Kirche sind nicht diejenigen, die sich um die kranken und missgebildeten Kinder kümmern. Das müssen die Eltern, die das Schicksal ereilt hat.
Die Natur in der Wildnis hilft sich, indem kranke Tiere von Raubtieren ausgesondert werden, was beim Menschen nicht möglich ist. Hier kann nur der Arzt und der Verstand der Schwangeren helfen. Sie müssen entscheiden, was für das Kind das Beste ist.
Der Papst sollte sich lieber um seine Angestellten kümmern, die aufgrund des Zölibates Kinder, die in ihrer Obhut sind, missbrauchen. Hier sehe ich ein Verbrechen innerhalb der Kirche, was womöglich von der Kirche stillschweigend hingenommen wird. Der Papst sollte mal ins Mittelalter zurückdenken, wo Kirchenfürsten Menschen haben umbringen lassen, weil sie angeblich Hexen oder Hexer seien. Hier sehe ich die Kirche als Auftragsmörder, das hat der Papst wohl vergessen?
Peter Richter
Varel