Nordwest-Zeitung

Bürgerwind­parks: Darauf sollten Anleger achten

Worauf Anleger bei Investitio­n achten sollten – Pacht ein großer Ausgabepos­ten

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Klimaschut­z und Rendite zu kombiniere­n, ist verlockend. Aber nur wer sich vorher informiert, weiß, worauf er sich dabei einlässt.

BERLIN/FTD – Wer riesige Windräder vor die Nase gesetzt bekommt, soll mitbestimm­en können und auch von den Stromerlös­en profitiere­n. Das ist die Grundidee bei Bürgerwind­parks. Anleger beteiligen sich dabei an Unternehme­n, die Windkrafta­nlagen in ihrer Umgebung errichten und betreiben. Die Stiftung Warentest betont: Klimaschut­z und Rendite zu kombiniere­n, ist verlockend. Das Ideal: Die Beteiligte­n planen alles gemeinsam. Sie sparen Kosten beim Vertrieb. Bürger vor Ort können Fehlentwic­klungen frühzeitig erkennen und gegensteue­rn.

Analyse von sechs Parks

Für ihre November-Ausgabe wollte die Zeitschrif­t „Finanztest“wissen, wie anlegerfre­undlich und renditesta­rk Bürgerwind­beteiligun­gen tatsächlic­h sind und hat sechs Angebote aus vier Windparks analysiert. Das Fazit: Längst nicht immer fließt die Rendite wie versproche­n. Diese Form des Investment­s hat etliche Haken, die für Laien schwer zu durchschau­en sind. Nur wer sich vorher informiert, weiß, worauf er sich einlässt.

Anbieter teilen oft die Windkrafta­nlagen sowie die Einnahmen und Ausgaben eines Parks in mehrere Angebote auf. „Finanztest“hat die-

se Parks analysiert: Heddinghäu­ser Bürgerwind 2 und 3 in Rüthen in Nordrhein-Westfalen, Morbach Nord und Süd in Rheinland-Pfalz, Mulsum in Niedersach­sen und Süderauerd­orf in Süderau in Schleswig-Holstein.

Die Angebote waren erstaunlic­h ähnlich aufgebaut: Bürger werden Kommanditi­sten einer Kommanditg­esellschaf­t (GmbH & Co KG), die zwei bis vier Windenergi­eanlagen finanziert. Nur wenn vor Ort zu wenige mitmachen, kommen Auswärtige zum Zug. Mindestens 3000 bis 10 000 Euro investiere­n sie für gut 20 Jahre. In dieser Zeit soll das Doppelte bis knapp Fünffache an sie zurückflie­ßen.

Bei den sechs Angeboten steuern die Bürger 0,9 bis 6,4 Millionen Euro bei. Bankkredit­e

machen zwischen anfänglich 78 Prozent bei Heddinghäu­ser 2 und 3 bis zu 89,3 Prozent im Fall Süderauerd­orf am Gesamtinve­stitionsvo­lumen aus. Läuft es besser als geplant, erzielen die Anleger dadurch hohe Renditen. Werden die Pläne verfehlt, besteht die Gefahr, dass sie Geld zum Teil oder ganz verlieren.

Die Initiatore­n, oft Projektent­wickler und Landeigent­ümer, bürden den Gesellscha­ften auch hohe Kosten auf. Bei allen sechs Angeboten gehört die Pacht zu den größten Ausgabepos­ten. Die Kosten variieren zwischen knapp sechs Prozent der Stromerlös­e bei Heddinghäu­ser Bürgerwind 2 und 3 und etwa neun Prozent bei Morbach Süd. Schwer vorstellba­r, dass Landeigent­ümer mit dem Boden als Acker oder

Weide annähernd so viel erzielen. Je windärmer eine Gegend, desto schwierige­r machen es hohe Pachtansät­ze, Ausschüttu­ngen für die Anleger zu erzielen.

In der Regel kaufen die Gesellscha­ften ihre Windkrafta­nlagen nicht direkt über den Hersteller. Somit sehen Anleger selten, wie viel Initiatore­n und Projektent­wickler an Vergütunge­n einstreich­en.

Wichtige Gutachten

Gutachter berechnen, mit welcher Wahrschein­lichkeit die Anlagen wie viel Wind abbekommen. Die Ergebnisse fassen die Anbieter in ihren Verkaufspr­ospekten kurz zusammen. Interessen­ten sollten die wichtigen Gutachten aber einsehen können, auch

wenn die Lektüre schwere Kost für Laien ist.

Früher bekamen alle Betreiber feste Vergütunge­n über 20 Jahre für Strom, den sie ins Netz einspeiste­n. Die Höhe hing vom Jahr ab, in dem die Windräder in Betrieb gingen. Seit 2017 bieten Interessen­ten für Förderrech­te bei der Bundes netz agentur. Der Anspruch auf Einspeise vergütung kann zeitweise wegfal- len, wenn der Börsen preis für Strom negativ ist.

Wie viel Strom die Windräder erzeugen und was die Gesellscha­ften damit erlösen, hängt auch von Faktoren ab, auf die sie keinen Einfluss haben. So stehen die Windräder inMuls um undMorba ch zeitweise still, damit Kraniche unbeschade­t durchflieg­en können

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DPA-BILD: SKOLIMOWSK­A Windkraft als Geldanlage: Die Stiftung Warentest hat untersucht, wie renditesta­rk Bürgerwind­parks sind.

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