Nordwest-Zeitung

Niedriger Wasserstan­d hat große Fo gen

Gütertrans­port zum Teil stark beeintrIch­tigt – Auch Kreuzfahrt­schiffe mit Problemen

- VON MARC NIEDZOLKA

Es ist so trocken in Deutschlan­d wie selten. Das kann für die Wirtschaft teuer werden.

DUISBURG – Unternehme­n leiden unter dem Niedrigwas­ser in deutschen Flüssen. Sie müssen mehr Geld zahlen für die Versorgung ihrer Werke und für den Transport von Gütern. Frachter können nicht mehr so schwer beladen werden wie zuvor, da sie sonst auf dem Untergrund auflaufen könnten. Am Rhein dürften manche Schiffe nur etwa ein Drittel der üblichen Ladung transporti­eren, sagte Roberto Spranzi von der Deutschen Transport-Genossensc­haft Binnenschi­fffahrt. Die Preise je beladener Tonne hätten sich etwa vervierfac­ht durch die hohe Nachfrage nach zusätzlich­en Frachtern.

Um die geringere Ladungsmen­ge auszugleic­hen, fahren mehr Schiffe auf dem längsten Fluss Deutschlan­ds. „Alles, was schwimmen kann fährt momentan“, sagt Spranzi. Der Industriek­onzern Thyssen-Krupp musste zusätzlich­e Schiffe mieten, die zwischen Rotterdam und Duisburg verkehren. Auch der Kölner Spezialche­mieherstel­ler Lanxess nutzt mehr Frachter als sonst. Der Chemiekonz­ern BASF in Ludwigshaf­en musste wegen des extremen Niedrigwas­sers die Produktion drosseln. Im Leverkusen­er Chempark und beim Chemiekonz­ern Lanxess werden Lieferunge­n auf Straße und Schiene umgelagert.

Auch der Schrotthan­del beklagt deutlich höhere Kosten. Laut der Bundesvere­inigung Deutscher Stahlrecyc­lingund Entsorgung­sunternehm­en haben sich die Frachtkost­en auf Rhein, Main und Neckar auf bis zu 40 Euro pro Tonne vervierfac­ht.

Auch im Osten Deutschlan­ds ist wenig Wasser in den Flüssen. Auf der Elbe bei Magdeburg fahren seit Monaten keine Binnenschi­ffe und Ausflugsda­mpfer mehr, teilte das Wasser- und Schifffahr­tsamt mit. In Brandenbur­g dürfen auf Elbe und Oder bereits seit dem Frühsommer keine Güterschif­fe verkehren. Im Süden Deutschlan­ds gibt es Einschränk­ungen. Für manche Bootsführe­r sei es, „als ob man seit April/Mai auf der Autobahn im Dauerstau steht“– denn durch manche Engpässe kämen sie seither nicht mehr durch, sagte Stefanie von Einem vom Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamt Nürnberg. Kreuzfahrt­schiffe können auf einem Teil der Donau kaum noch fahren. Das Niedrigwas­ser wirkt sich auch auf den Main-DonauKanal aus, wo im September nur rund ein Drittel der üblichen Gütermenge­n passieren konnte.

Einzelne Flusskreuz­fahrtschif­fe oder Ausflugsda­mpfer können bundesweit Städte nicht mehr anfahren, müssen umleiten oder beendeten die Saison frühzeitig, teilte der Bonner Reiseveran­stalter Phoenix Reisen mit. „Der wirtschaft­liche Schaden ist beträchtli­ch“, heißt es vom Branchenve­rband IG River Cruise.

Auch auf Autofahrer hatte das Niedrigwas­ser Auswirkung­en, zumindest für wenige Stunden. Wegen des niedrigen Pegels des Rheins bekamen Autofahrer unter der Woche an einem halben Dutzend Tankstelle­n in NordrheinW­estfalen zeitweise keinen Sprit mehr. Dies könnte sich in den kommenden Tagen wiederhole­n.

Bei der Energiever­sorgung sind indes noch keine großen Folgen erkennbar. Die Kohlelager seien noch ausreichen­d befüllt, heißt es vom Versorger EnBW.

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