Mit Klebezetteln und viel Kaffee
Kreative arbeiten im Ð-Medienhaus eine Nacht für guten Zweck
25 Leute schlugen sich die Nacht um die Ohren. Von der Arbeit profitierten drei gemeinnützige Gruppen.
OLDENBURG – Technisch sind alle hochwertig ausgestattet: Tablets, Smartphones und Laptops stehen und liegen einsatzbereit auf den Tischen. Die wichtigsten Werkzeuge für den kreativen Prozess sind aber Klassiker: Stifte, Tafeln und Klebezettel. Und Kaffee. Es wird schließlich eine lange Nachtschicht.
Der siebte Stock des ÐMedienhauses ist in der Nacht zu Samstag das karitative und zugleich kreative Zentrum der Stadt. Peter Gerd Jaruschewski hat hierhin zur ersten Oldenburger Nachtschicht eingeladen. Kreative aus dem Netzwerk „cre8oldenburg“haben sich bereiterklärt, acht Stunden lang unentgeltlich für gemeinnützige Vereine und Gruppen zu arbeiten. Insgesamt 25 Leute schlagen sich die Nacht um die Ohren. Die Ð stellt die Räume zur Verfügung. Auch die Oldenburger Wirtschaftsförderung ist mit im Boot.
Dort arbeitet Roland Hentschel. Nun stellt sich der Fachdienstleiter die Frage, was eigentlich eine „Essbare Stadt“sein soll. Dies ist nämlich die grobe Idee des Oldenburger Ernährungsrats, dem dafür aber noch ein konkretes Konzept fehlt. „Es geht darum, Lebensmittel wieder erfahrbarer zu machen“, erklärt Judith Busch.
Gegen zwei Uhr und nach vielen Diskussionen steht ein Slogan: „Von der Erde in den Mund – urban und gemeinsam: säen, matschen, ernten, genießen“. Dazu gibt es den Plan, Pflanzkästen an fünf Oldenburger Schulen aufstellen, die gemeinsam gebaut und bepflanzt werden. Und in jedem Monat soll es ein passendes Motto und jahreszeitlich stimmige Aktionen geben.
Ein Raum weiter hat die Boumdoudoum AG des Neuen Gymnasiums andere Ziele. Die Arbeit und die Unterstützung für das Dorf in Burkina Faso ist hier lange etablierter Bestandteil des Schullebens. Allerdings steht schon ebenso lange die dazugehörige Internetseite im Netz. „Die Pflege ist sehr zeitaufwendig, auch weil alles sehr verschachtelt ist“, sagt Schüler Benedikt Albach. „Dass wir hier jetzt unterstützt werden, ist natürlich eine tolle Sache“, ergänzt Lehrerin Anke Zimmer.
Schnell sind die Wünsche als Stichpunkte notiert: eine übersichtliche Struktur, prägnante Texte, eine direkte Bezahlfunktion für Spenden und noch einiges mehr. Bei der Umsetzung sind die Profis in ihrem Element. Webentwickler Rainer Gavelis erinnert aber auch daran, dass die Schüler auch noch für den selbstständigen Umgang mit der Seite vorbereitet werden müssen.
Die Männerwohlhilfe als dritte Gruppe benötigt ebenfalls einen neuen Auftritt im Netz. Doch nicht rein aus praktischen Gründen, sondern auch, um anders wahrgenommen zu werden. Ihre Arbeit mit Männern, die nach einer Trennung Hilfe benötigen, werde oft ein wenig belächelt, berichten die Vereinsmitglieder. „Wir machen das seit 15 Jahren und sind eigentlich ein Leuchtturm-Projekt, aber wir bringen das nicht richtig rüber.“
Designagentur-Chefin Angela Hespen will deshalb auch an der Ansprache auf der Seite feilen. „Man sollte den Trennungswunsch aktiv formulieren, statt über Rausschmiss zu sprechen“, rät sie. Auch in dieser Gruppe entsteht in der langen Nacht ein Ergebnis, das bald im Internet zu sehen sein wird.
„Es wurden wirklich tolle Ergebnisse erzielt“, ist Jaruschewskis Fazit. Und auch Ina Lehnert-Jenisch von der Wirtschaftsförderung ist beeindruckt von der Effektivität der zusammengewürfelten Gruppen. Die Nachtschicht endet zwar mit müden Augen. Aber auch mit der Gewissheit, dass sich die Mühe gelohnt hat.