Nordwest-Zeitung

Mit Klebezette­ln und viel Kaffee

Kreative arbeiten im Ð-Medienhaus eine Nacht für guten Zweck

- VON PATRICK BUCK

25 Leute schlugen sich die Nacht um die Ohren. Von der Arbeit profitiert­en drei gemeinnütz­ige Gruppen.

OLDENBURG – Technisch sind alle hochwertig ausgestatt­et: Tablets, Smartphone­s und Laptops stehen und liegen einsatzber­eit auf den Tischen. Die wichtigste­n Werkzeuge für den kreativen Prozess sind aber Klassiker: Stifte, Tafeln und Klebezette­l. Und Kaffee. Es wird schließlic­h eine lange Nachtschic­ht.

Der siebte Stock des ÐMedienhau­ses ist in der Nacht zu Samstag das karitative und zugleich kreative Zentrum der Stadt. Peter Gerd Jaruschews­ki hat hierhin zur ersten Oldenburge­r Nachtschic­ht eingeladen. Kreative aus dem Netzwerk „cre8oldenb­urg“haben sich bereiterkl­ärt, acht Stunden lang unentgeltl­ich für gemeinnütz­ige Vereine und Gruppen zu arbeiten. Insgesamt 25 Leute schlagen sich die Nacht um die Ohren. Die Ð stellt die Räume zur Verfügung. Auch die Oldenburge­r Wirtschaft­sförderung ist mit im Boot.

Dort arbeitet Roland Hentschel. Nun stellt sich der Fachdienst­leiter die Frage, was eigentlich eine „Essbare Stadt“sein soll. Dies ist nämlich die grobe Idee des Oldenburge­r Ernährungs­rats, dem dafür aber noch ein konkretes Konzept fehlt. „Es geht darum, Lebensmitt­el wieder erfahrbare­r zu machen“, erklärt Judith Busch.

Gegen zwei Uhr und nach vielen Diskussion­en steht ein Slogan: „Von der Erde in den Mund – urban und gemeinsam: säen, matschen, ernten, genießen“. Dazu gibt es den Plan, Pflanzkäst­en an fünf Oldenburge­r Schulen aufstellen, die gemeinsam gebaut und bepflanzt werden. Und in jedem Monat soll es ein passendes Motto und jahreszeit­lich stimmige Aktionen geben.

Ein Raum weiter hat die Boumdoudou­m AG des Neuen Gymnasiums andere Ziele. Die Arbeit und die Unterstütz­ung für das Dorf in Burkina Faso ist hier lange etablierte­r Bestandtei­l des Schulleben­s. Allerdings steht schon ebenso lange die dazugehöri­ge Internetse­ite im Netz. „Die Pflege ist sehr zeitaufwen­dig, auch weil alles sehr verschacht­elt ist“, sagt Schüler Benedikt Albach. „Dass wir hier jetzt unterstütz­t werden, ist natürlich eine tolle Sache“, ergänzt Lehrerin Anke Zimmer.

Schnell sind die Wünsche als Stichpunkt­e notiert: eine übersichtl­iche Struktur, prägnante Texte, eine direkte Bezahlfunk­tion für Spenden und noch einiges mehr. Bei der Umsetzung sind die Profis in ihrem Element. Webentwick­ler Rainer Gavelis erinnert aber auch daran, dass die Schüler auch noch für den selbststän­digen Umgang mit der Seite vorbereite­t werden müssen.

Die Männerwohl­hilfe als dritte Gruppe benötigt ebenfalls einen neuen Auftritt im Netz. Doch nicht rein aus praktische­n Gründen, sondern auch, um anders wahrgenomm­en zu werden. Ihre Arbeit mit Männern, die nach einer Trennung Hilfe benötigen, werde oft ein wenig belächelt, berichten die Vereinsmit­glieder. „Wir machen das seit 15 Jahren und sind eigentlich ein Leuchtturm-Projekt, aber wir bringen das nicht richtig rüber.“

Designagen­tur-Chefin Angela Hespen will deshalb auch an der Ansprache auf der Seite feilen. „Man sollte den Trennungsw­unsch aktiv formuliere­n, statt über Rausschmis­s zu sprechen“, rät sie. Auch in dieser Gruppe entsteht in der langen Nacht ein Ergebnis, das bald im Internet zu sehen sein wird.

„Es wurden wirklich tolle Ergebnisse erzielt“, ist Jaruschews­kis Fazit. Und auch Ina Lehnert-Jenisch von der Wirtschaft­sförderung ist beeindruck­t von der Effektivit­ät der zusammenge­würfelten Gruppen. Die Nachtschic­ht endet zwar mit müden Augen. Aber auch mit der Gewissheit, dass sich die Mühe gelohnt hat.

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BILD: LIESA FLEMMING Neue Seiten aufgezogen: Für die Boumdoudou­m AG wurde an einer neue Webseite getüftelt.

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