Lürssen-Werft würde Exportstopp akzeptieren
Türkische Ermittler: „Brutal geplanter Mord“– Was bedeutet Fall für Rüstungsexporte?
BREMEN/WOLGAST/DPA – Die Lürssen-Werft hat sich in der Diskussion um einen möglichen Stopp von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien zurückhaltend geäußert. Grundsätzlich werde man sich nicht zu Ausfuhrgenehmigungen sowie politischen Aussagen äußern. Die Werft werde aber selbstverständlich jede politische Entscheidung über die Ausfuhr der im mecklenburg-vorpommerschen Wolgast gefertigten Boote respektieren, sagte ein Sprecher der Lürssen-Werft in Bremen. Das Unternehmen produziert Küstenwachboote für Saudi-Arabien. Ein Teil des Auftrags ist bereits ausgeliefert. Zur Anzahl macht die Werft keine Angaben.
Für die Werft in Wolgast, die seit 2013 zur Bremer Lürssen-Gruppe gehört, wäre der Wegbruch des Auftrags ein schwerer Schlag. Ein Großteil der rund 300 Arbeitsplätze hängt an dem Bau der Boote.
Mit dem Eingeständnis, dass der Journalist im saudischen Konsulat getötet wurde, ist das Thema nicht vom Tisch. Dass die Führung nichts gewusst hat, kann so recht niemand glauben.
ISTANBUL/BERLIN – Bei der Tötung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi ist offenbar ein Doppelgänger eingesetzt worden. Die Fernsehsender CNN und TRT berichteten übereinstimmend am Montag, Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten einen Mann, der nach Khashoggis Verschwinden das saudi-arabische Konsulat in dessen Kleidern verlasse.
Khashoggi war zuletzt lebend gesehen worden, als er am 2. Oktober das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betrat, um Dokumente für seine geplante Hochzeit abzuholen. Saudi-Arabien räumte am Wochenende nach vielen Dementis erstmals ein, Khashoggi sei während eines „Faustkampfes“im Konsulat ums Leben gekommen. 18 Verdächtige seien in Gewahrsam genommen worden.
Dagegen schrieben regierungsnahe türkische Medien, der Kolumnist der „Washington Post“sei von einem Killerkommando getötet worden. Die Leiche ist noch immer nicht aufgetaucht.
Der Ablauf klingt mehr als abenteuerlich: CNN zeigte Aufnahmen des mutmaßlichen Khashogggi-Doppelgängers und zitierte türkische Behördenangaben, dass der Mann zu einem saudi-arabiDarüber
schen Team gehört habe, das für ein Attentat auf Khashoggi nach Istanbul geschickt worden sei. Der Doppelgänger sei demnach über den Hinterausgang des Konsulats mit einem Komplizen nach draußen gegangen.
Der Mann habe danach ein TaPi zur berühmten SultanAhmed-Moschee genommen, wo er sich in einer öffentlichen Toilette Khashoggis Kleidung ausgezogen habe. Auch der staatliche türkische Sender TRT berichtete, dass ein Mann, der in das Konsulat gegangen sei, das Gebäude in der Kleidung des Getöteten verlassen habe.
hinaus berichtete die regierungsnahe türkische Zeitung „Yeni Safak“, ein Mann aus dem Gefolge des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman habe etwa zum Zeitpunkt von Khashoggis Verschwinden vier Mal aus dem Konsulat den Bürochef des Prinzen angerufen. Eine Quelle nannte die Zeitung nicht. Regierungsnahe Zeitungen in der Türkei haben wiederholt Informationen zum Tod Khashoggis veröffentlicht – offenbar mithilfe von Geheimdiensten.
Die Polizei fand nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu zudem ein zum Konsulat gehörendes Auto in einer Tiefgarage des Stadtteils Sultangazi. Die Ermittler hätten bei der Staatsanwaltschaft und den saudischen Behörden um eine Genehmigung zur Durchsuchung des Wagens mit diplomatischem Kennzeichen gebeten.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verlangte Aufklärung. „Warum kamen diese 15 Personen hierherO Warum wurden 18 Personen festgenommenO All dies muss in allen Details erklärt werden“, sagte er und kündigte für Dienstag eine Rede vor Mitgliedern seiner Regierungspartei an, in der er Details der türkischen Ermittlungen zu den Vorgängen im Konsulat nennen werde.
Das saudische Königshaus kondolierte derweil Khashoggis Sohn. Sowohl Kronprinz Mohammed bin Salman als auch König Salman hätten Salah Khashoggi angerufen und ihr Beileid für den Tod seines Vaters bekundet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA.
Die Vorgänge beschäftigen auch die deutsche Wirtschaft: Siemens-Chef Joe Kaeser kündigte am Montag an, er werde an einer für diese Woche geplanten Investorenkonferenz in Saudi-Arabien nicht teilnehmen. Siemens sei stets ein verlässlicher Partner gewesen. „Aber jetzt muss die Wahrheit herausgefunden und der Gerechtigkeit Genüge getan werden“, schrieb Kaeser.