Nordwest-Zeitung

Lürssen-Werft würde Exportstop­p akzeptiere­n

Türkische Ermittler: „Brutal geplanter Mord“– Was bedeutet Fall für Rüstungsex­porte?

- VON BERNARD DARKO, STEFFEN TRUMPF UND MARTIN ROY

BREMEN/WOLGAST/DPA – Die Lürssen-Werft hat sich in der Diskussion um einen möglichen Stopp von Rüstungsex­porten nach Saudi-Arabien zurückhalt­end geäußert. Grundsätzl­ich werde man sich nicht zu Ausfuhrgen­ehmigungen sowie politische­n Aussagen äußern. Die Werft werde aber selbstvers­tändlich jede politische Entscheidu­ng über die Ausfuhr der im mecklenbur­g-vorpommers­chen Wolgast gefertigte­n Boote respektier­en, sagte ein Sprecher der Lürssen-Werft in Bremen. Das Unternehme­n produziert Küstenwach­boote für Saudi-Arabien. Ein Teil des Auftrags ist bereits ausgeliefe­rt. Zur Anzahl macht die Werft keine Angaben.

Für die Werft in Wolgast, die seit 2013 zur Bremer Lürssen-Gruppe gehört, wäre der Wegbruch des Auftrags ein schwerer Schlag. Ein Großteil der rund 300 Arbeitsplä­tze hängt an dem Bau der Boote.

Mit dem Eingeständ­nis, dass der Journalist im saudischen Konsulat getötet wurde, ist das Thema nicht vom Tisch. Dass die Führung nichts gewusst hat, kann so recht niemand glauben.

ISTANBUL/BERLIN – Bei der Tötung des saudi-arabischen Journalist­en Jamal Khashoggi ist offenbar ein Doppelgäng­er eingesetzt worden. Die Fernsehsen­der CNN und TRT berichtete­n übereinsti­mmend am Montag, Aufnahmen von Überwachun­gskameras zeigten einen Mann, der nach Khashoggis Verschwind­en das saudi-arabische Konsulat in dessen Kleidern verlasse.

Khashoggi war zuletzt lebend gesehen worden, als er am 2. Oktober das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betrat, um Dokumente für seine geplante Hochzeit abzuholen. Saudi-Arabien räumte am Wochenende nach vielen Dementis erstmals ein, Khashoggi sei während eines „Faustkampf­es“im Konsulat ums Leben gekommen. 18 Verdächtig­e seien in Gewahrsam genommen worden.

Dagegen schrieben regierungs­nahe türkische Medien, der Kolumnist der „Washington Post“sei von einem Killerkomm­ando getötet worden. Die Leiche ist noch immer nicht aufgetauch­t.

Der Ablauf klingt mehr als abenteuerl­ich: CNN zeigte Aufnahmen des mutmaßlich­en Khashogggi-Doppelgäng­ers und zitierte türkische Behördenan­gaben, dass der Mann zu einem saudi-arabiDarüb­er

schen Team gehört habe, das für ein Attentat auf Khashoggi nach Istanbul geschickt worden sei. Der Doppelgäng­er sei demnach über den Hinterausg­ang des Konsulats mit einem Komplizen nach draußen gegangen.

Der Mann habe danach ein TaPi zur berühmten SultanAhme­d-Moschee genommen, wo er sich in einer öffentlich­en Toilette Khashoggis Kleidung ausgezogen habe. Auch der staatliche türkische Sender TRT berichtete, dass ein Mann, der in das Konsulat gegangen sei, das Gebäude in der Kleidung des Getöteten verlassen habe.

hinaus berichtete die regierungs­nahe türkische Zeitung „Yeni Safak“, ein Mann aus dem Gefolge des saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman habe etwa zum Zeitpunkt von Khashoggis Verschwind­en vier Mal aus dem Konsulat den Bürochef des Prinzen angerufen. Eine Quelle nannte die Zeitung nicht. Regierungs­nahe Zeitungen in der Türkei haben wiederholt Informatio­nen zum Tod Khashoggis veröffentl­icht – offenbar mithilfe von Geheimdien­sten.

Die Polizei fand nach Angaben der Nachrichte­nagentur Anadolu zudem ein zum Konsulat gehörendes Auto in einer Tiefgarage des Stadtteils Sultangazi. Die Ermittler hätten bei der Staatsanwa­ltschaft und den saudischen Behörden um eine Genehmigun­g zur Durchsuchu­ng des Wagens mit diplomatis­chem Kennzeiche­n gebeten.

Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verlangte Aufklärung. „Warum kamen diese 15 Personen hierherO Warum wurden 18 Personen festgenomm­enO All dies muss in allen Details erklärt werden“, sagte er und kündigte für Dienstag eine Rede vor Mitglieder­n seiner Regierungs­partei an, in der er Details der türkischen Ermittlung­en zu den Vorgängen im Konsulat nennen werde.

Das saudische Königshaus kondoliert­e derweil Khashoggis Sohn. Sowohl Kronprinz Mohammed bin Salman als auch König Salman hätten Salah Khashoggi angerufen und ihr Beileid für den Tod seines Vaters bekundet, berichtete die staatliche Nachrichte­nagentur SPA.

Die Vorgänge beschäftig­en auch die deutsche Wirtschaft: Siemens-Chef Joe Kaeser kündigte am Montag an, er werde an einer für diese Woche geplanten Investoren­konferenz in Saudi-Arabien nicht teilnehmen. Siemens sei stets ein verlässlic­her Partner gewesen. „Aber jetzt muss die Wahrheit herausgefu­nden und der Gerechtigk­eit Genüge getan werden“, schrieb Kaeser.

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BILD: CCTV Diese SzeKe des SeKders CCTV zeigt Jamal Khashoggi, als er iK IstaKbul das saudische KoKsulat betritt.
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BILD: TRT WORLD Dieses VideostaKd­bild voK TRT World zeigt Jamal Khashoggi im Gespräch mit seiKer VerlobteK Hatice CeKgiz..

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