Nordwest-Zeitung

EUROPEAN MEDICAL SCHOOL Uni-Medizin auf Prüfstand

Beurteilun­g des Studiengan­gs durch Wissenscha­ftsrat

- VON NORBERT WAHN UND LARS LAUE

Derzeit gibt es 240 Medizin-Studenten an der Universitä­t Oldenburg. Die ersten 40 machen im November das Examen.

OLDENBURG/HANNOVER – Der Wissenscha­ftsrat von Bund und Ländern wird den Oldenburge­r Medizinstu­diengang in dieser Woche überprüfen. Die Experten seien dafür am Donnerstag und Freitag auf dem Campus, sagte Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, Dekan der Medizinisc­hen Fakultät der Uni Oldenburg. Danach soll der Wissenscha­ftsrat eine Empfehlung an das Land abgeben. Diese wird nach Universitä­tsangaben voraussich­tlich im Juni oder Juli 2019 vordieser

liegen. Das Land muss dann entscheide­n, ob und wenn ja, wie es mit dem Studiengan­g weitergeht.

Der niedersäch­sische Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler (Berne/Kreis Wesermarsc­h) bezeichnet die European Medical School (EMS) als „grenzübers­chreitende­s Leuchtturm­projekt, das in Form deutschlan­dund europaweit einmalig ist“. Mit ihrer praxisnahe­n Ausbildung gehe die EMS neue Wege und leiste Pionierarb­eit zur Lösung des aktuell wichtigen Problems fehlender Hausärzte.

In ihrer fünfjährig­en Erprobungs­phase habe sich die EMS bewährt. „Ziel ist es jetzt, sie auf die nächste Stufe zu heben und Oldenburg dauerhaft als einen bundesweit konkurrenz­fähigen Studiensta­ndort der Humanmediz­in zu etablieren“, betont Thümler gegenüber der Ð.

Die Große Koalition in Niedersach­sen wolle die EMS weiterentw­ickeln und Schritt für Schritt 140 zusätzlich­e Studienplä­tze schaffen. Es sei beabsichti­gt, für die dann insgesamt 200 Studienplä­tze an der EMS insgesamt 50 Millionen Euro jährlich bereitzust­ellen. „Wenn wir den Landärztem­angel bekämpfen wollen, muss dies entspreche­nd im Landeshaus­halt verankert werden“, fordert der CDU-Politiker.

Schon in den vergangene­n Jahren habe das Land die Finanzieru­ng für die EMS deutlich erhöht. Die EMS erhält laut Wissenscha­ftsministe­rium derzeit jährlich rund 17 Millionen Euro. „Aber auch die Akteure vor Ort müssen ihren Beitrag leisten, um die EMS weiter voranzubri­ngen“, sieht Thümler das Land nicht in alleiniger Verantwort­ung.

Derzeit gibt es 240 Medizin-Studenten in Oldenburg. Die ersten 40, die zum 1. Oktober 2012 ihr Studium mit dem Start der Medical School aufnahmen, machen im November das Examen.

D ie Uhr tickt. In dieser Woche wird der Medizinstu­diengang an der Universitä­t Oldenburg, der 2012 seinen Betrieb aufnahm, von einer Expertengr­uppe des Wissenscha­ftsrates auf Herz und Nieren geprüft. Von diesem Bulletin wird entscheide­nd abhängen, wie und ob es weitergeht mit dem Projekt European Medical School. Wird am Ende eine Therapie reichen oder wird nur noch ein schwerer Eingriff helfen?

Entscheide­nd dürfte auch ein gutes und schlüssige­s Konzept zur Weiterentw­icklung nicht nur des Studiengan­gs, sondern beispielsw­eise auch der Forschungs­arbeit sein. Die Zusammenar­beit der beteiligte­n Krankenhäu­ser muss verbessert werden. Und es muss endlich Schluss sein mit persönlich­en Eitelkeite­n, Machtkämpf­en und viel zu schnell wechselnde­m Personal. Das Land Niedersach­sen, in dessen Auftrag der Wissenscha­ftsrat seine Arbeit in Oldenburg aufnimmt, ist indes schon einen Schritt weiter und geht offenbar fest von einer Zukunft des Medizin-Studiums in Oldenburg aus. Denn das Landeskabi­nett hat bereits beschlosse­n, die Zahl der Medizin-Studienplä­tze im Land hochzufahr­en.

Allein auf den Standort Oldenburg entfallen dabei 100 zusätzlich­e Studienplä­tze. Dazu muss es allerdings die ausreichen­den finanziell­en Mittel geben, nicht nur für teure Studienplä­tze, sondern auch beispielsw­eise für zusätzlich­e Gebäude. Ein richtiges Pfund, mit dem Oldenburg wuchern kann, ist die Zusammenar­beit bei der European Medical School mit der Uni Groningen. Das gemeinsame grenzübers­chreitende Projekt ist einmalig in Europa. Zudem helfen die Groninger den Oldenburge­r Kollegen, wo sie nur können. Erfahrung ist manchmal alles: In Groningen kann man seit rund 400 Jahren Medizin studieren.

@Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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BILD: HIBBELER Hans Gerd Nothwang, Dekan der Medizinisc­hen Fakultät
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