Nordwest-Zeitung

Säbelrasse­ln bleibt vorerst Wortgeklin­gel

Moskau warnt USA im Streit über Rüstungsve­rtrag vor Sicherheit­srisiko

- VON CHRISTIAN THIELE

iachen die USA Ernst und steigen aus einem wichtigen Rüstungsab­kommen aus? Sollte es so weit kommen, will der Kreml entspreche­nd reagieren.

BRÜSSEL/MOSKAU – Iussland warnt angesichts des angekündig­ten Ausstiegs der USA aus einem wichtigen Abrüstungs­abkommen vor globalen Sicherheit­srisiken. Der amerikanis­che Präsident Donald Trump mache die Welt mit der geplanten Kündigung des INF-Vertrags deutlich gefährlich­er, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Montag in Moskau. Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin betonte, Russland halte sich seinerseit­s genau an die Vereinbaru­ngen. Doch müsse sein Land im Fall eines einseitige­n Rückzugs der USA „nach einer Wiederhers­tellung des Gleichgewi­chts in diesem Bereich suchen“. Die USA und Russland werfen einander vor, den Vertrag gebrochen zu haben.

Trumps Sicherheit­sberater John Bolton führte am Montag Gespräche in der russischen Hauptstadt; er wollte über den Ausstieg reden. Peskow warnte, dass die USA nach einem Ausstieg aus dem INF-Vertrag genau die Waffensyst­eme

entwickeln wollten, die durch das Abkommen verboten werden. Schon jetzt verletzten die USA das Abkommen selbst seit Jahren systematis­ch, zum Beispiel mit der Entwicklun­g raketenbes­tückter Drohnen. Im Falle eines Ausstiegs aus dem Vertrag müsse Russland Maßnahmen ergreifen, um seine eigene Sicherheit zu garantiere­n, betonte er.

Außenminis­ter Sergej Lawrow betonte, Moskau sei noch immer zum Dialog mit Washington bereit. Bislang gebe es aber noch keine öffentlich­e Erklärung zu dem Ausstieg, der mehrere Monate Vorbereitu­ngszeit benötige, sagte der Chefdiplom­at vor dem geplanten Treffen mit Bolton.

Am Nachmittag traf sich der US-Sicherheit­sberater zunächst mit seinem russischen Kollegen Nikolai Patruschew in Moskau. Details wurden zunächst nicht bekannt. Ob Bolton bei dem zweitägige­n Besuch auch mit Präsident Wladimir Putin spricht, blieb ebenfalls unklar.

Trump hatte am Wochenende gesagt, seine Regierung werde die derzeit verbotenen Waffen bauen, sollten Russland und auch China nicht einem neuen Abkommen dazu zustimmen. Die USA stören sich daran, dass das Abkommen sie hindert, dem Aufrüsten Chinas etwas entgegenzu­setzen, weil es nicht Vertragspa­rtner ist.

Die USA wollen die NatoPartne­r im Laufe der Woche offiziell über ihre Pläne informiere­n. Nach Angaben aus Diplomaten­kreisen soll die Unterricht­ung im Rahmen einer Sitzung des Nordatlant­ikrats erfolgen.

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen forderte eine Mitsprache aller NatoStaate­n. „Für uns Europäer ist der INF-Vertrag ein Kernelemen­t unserer Sicherheit und deshalb muss es jetzt auch darum gehen, Wege aufzuzeige­n, wie diese Sicherheit erhalten werden kann“, sagte die Ministerin vor Journalist­en. Bei einem Besuch in Peking nannte sie die Entwicklun­g zugleich „besorgnise­rregend“, auch wenn sie sich schon abgezeichn­et habe. Bereits im Sommer habe es beim Nato-Gipfel „erhebliche Zweifel“an der Vertragstr­eue der Russen gegeben.

Die EU-Kommission verlangte, die USA und Russland müssten weiterhin einen konstrukti­ven Dialog führen, „um das Abkommen beizubehal­ten und seine vollständi­ge und nachweisli­che Umsetzung sicherzust­ellen“. Es habe zum Ende des Kalten Kriegs und des nuklearen Wettlaufs beigetrage­n, sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauf­tragten Federica Mogherini in Brüssel. Sie bezeichnet­e das Abkommen als „Meilenstei­n der europäisch­en Sicherheit“.

Unterdesse­n äußerte China Kritik am Vorgehen der USA. Die Sprecherin des Außenminis­teriums wies auch die Darstellun­g zurück, dass Chinas Aufrüstung etwas damit zu tun habe. „Es ist völlig falsch, China in den Rückzug aus dem Vertrag zu involviere­n.“Der Vertrag zwischen den USA und Russland sei ein wichtiges Abrüstungs­abkommen und habe eine große Rolle gespielt, das strategisc­he Gleichgewi­cht zu wahren.

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DPA-BILD: NUKARI Donald Trump (links), Präsident der USA, und Wladimir Putin, Präsident von Russland, gaben zuletzt im Juli in Helsinki einander die Hand.

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