Politik plädiert für mehr Kontrolle bei Kadavern
Lehre aus Schweinestudie – Nottötung kranker Tiere soll verbessert werden
HANNOVER – So viel Einigkeit ist selten im niedersächsischen Landtag: Für Dienstagabend steht im Plenum in Hannover ein Antrag zur Abstimmung, den bisher alle fünf Fraktionen unterstützen. Darin fordert das Parlament die Landesregierung auf, die Nottötung kranker Tiere zu verbessern und dies auch besser zu kontrollieren. Alle Parteien folgen damit einem Vorstoß der Grünen, die den Antrag auf den Weg gebracht hatten.
Anlass sind offensichtliche Missstände in der Schweinehaltung: Vor knapp einem Jahr berichtete unsere Redaktion von einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, bei der Schweinekadaver in Tierkörperbeseitigungsanlagen (VTN) untersucht wurden.
Der Befund: Viele Tiere hatten zu Lebzeiten stark gelitten, waren wund gelegen oder abgemagert. Und mehr als die Hälfte der notgetöteten Tiere war mangelhaft betäubt und/oder getötet worden. In einem Fall erreichte ein Schwein trotz Bolzenschuss den Entsorgungsbetrieb lebend. Diese Befunde sollen nun nach Ansicht der Parlamentarier Konsequenzen haben: So fordert der Antrag vom Bund und vom Land routinemäßige Überprüfungen von Kadavern in Entsorgungsbetrieben. Denn anders als in Schlachthöfen ist das in den VTN gar nicht vorgesehen. Auch fordert das Parlament die Landesregierung auf, bundesweit eine leichtere Rückverfolgbarkeit der Herkunft der toten Tieres durchzusetzen. Denn selbst wenn der Kadaver Anzeichen von tierquälerischer Haltung aufweist, lässt sich der Herkunftsbetrieb allenfalls mit großem Aufwand feststellen, weil die Ohrmarken der Schweine diesen nicht eindeutig erfassen. Auch sollen Nutztierhalter besser im Umgang mit kranken Tieren und in der Nottötung geschult werden.
Die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Miriam Staudte, sieht in dem Beschluss „einen großen Erfolg für uns in der Sache“. „Bisher war es möglich, über diese Anlagen Tierschutzvergehen zu vertuschen. Dem wollen wir jetzt einen Riegel vorschieben“, sagte Staudte.
Inwieweit die Landesregierung bei Beschluss den Auftrag des Parlaments umsetzt, ist offen. Das Agrarministerium hat eine Folgestudie mit Rinder statt Schweinen angekündigt. Diese gebe es zwar noch nicht, „soll aber in Angriff genommen werden“, erklärte eine Ministeriumssprecherin unserer Redaktion.