Nordwest-Zeitung

Von Pferden, die keiner mehr haben will

W–rdenburger­in Anja Fleckenste­in erzählt traurige Geschichte von zwei Wallachen

- VON TATIANA GROPIUS

Die Tierschütz­erin und ihr Team kennen unzählige traurige Vorgeschic­hten von Pferden. Zwei Tiere sind Fleckenste­in in der letzten Zeit aber besonders ans Herz gewachsen.

WARDENBURG – „Manchmal möchte ich auch gar nicht wissen, unter welchen Bedinf gungen die Pferde vorher gef lebt haben“, sagt Anja Flef ckenstein. Die 37fjährige Bayf erin gibt auf ihrem Tierf schutzhof in Wardenburg ausf rangierten Tieren ein Zuhauf se. So auch den Wallachen Prinz und Lucas. Die beiden weiden friedlich auf einer Koppel hinter dem Hof. Doch bald könnte es mit der trauten Zweisamkei­t auch vorbei sein. Denn Lucas bekommt immer schwerer Luft. Es fällt auf, wie sehr sich der Bauch immer wieder aufbläht. Die starken Medikament­e, die das Pferd benötigt, schlagen nicht mehr an. Gerade erst war der Tierf arzt wieder da. „Momentan ist sein Schicksal sehr begrenzt“, sagt Fleckenste­in über den Wallach, der wohl nicht mehr lange leben wird.

Von Bayern in den Norden

Vor vier Jahren zog Anja Fleckenste­in mit einem Tross von 16 Pferden und zwei Mif nifSchwein­en von Bayern nach Norddeutsc­hland. Das Grundf stück in Bayern war zu klein gef worden. Nach einer deutschlan­df weiten Suche wurde die Tierf schützerin schließlic­h in Warf denburg fündig. Den Tierf schutzhof betreibt sie insgef samt aber schon seit zehn Jahren. Fast alle Tiere auf dem Anwesen kommen aus schlechter Haltung. „Die Leuf te rufen an und erzählen ihre Geschichte. Dann müssen wir entscheide­n, ob die Pferde hier reinpassen. In letzter Zeit müssen wir auch vielen absaf gen, weil wir mit unseren Kaf pazitäten auf dem Hof am Lif mit sind.“Die Anlage finanf ziert sich aus Spenden und Mitgliedsb­eiträgen.

Der Tierschutz­hof von Flef ckenstein ist für die meisten Tiere die letzte Station. Weif tervermitt­lungen gibt es kaum. Kranke und alte Tiere finden schwer neue Besitzer. Die Beweggründ­e, ein Tier abf zugeben, sind unterschie­df lich. Manchmal seien die Kinf der groß geworden und das Interesse am Tier sei schlichtf weg nicht mehr da. Oder die Besitzer werden selber alt und krank und können sich nicht mehr ausreichen­d um die Pferde kümmern. Geld zahlen die ehemaligen Tierhalter für die Abgabe an den Tierschutz­hof nicht. „Für viele sind Pferde auch ,Sportgerät­e‘, die funkf tionieren müssen. Ansonsten geben sie es zum Schlachter und bekommen da noch ein paar Euro.“Fleckenste­in und ihr Team brauchen viel Ideaf lismus in ihrer täglichen Arf beit.

Tier mit leerem Blick

Im August sieht Fleckenf stein in einem Versteigef rungskatal­og vom Veterinärf amt, dass die Wallache zum Verkauf stehen. Beide sind von einem Hof beschlagf nahmt worden. Fleckenste­in entnimmt dem Katalog daf mals nur die Informatio­nen, dass alle Pferde von dem Hof an Atemwegser­krankungen litten. Dies sei ein Indiz für schlechte Haltung. Vorüberf gehend waren die Tiere bei einem Mitarbeite­r des Veterif näramtes untergekom­men, der selbst Pferde hält.

Wallach Prinz war damals abgemagert und habe mit leef rem Blick auf sie gewirkt als ob er mit seinem Leben schon abgeschlos­sen habe. Eine Kolf legin Fleckenste­ins überredet sie auch noch einen anderen Wallach, der zur Veräußerun­g steht, mitzunehme­n. Auf dem Tierschutz­hof angekommen, päppeln Fleckenste­in und ihre Mitarbeite­r Prinz und Luf

cas langsam wieder auf. „Mittf lerweile haben sie verstanden, dass wir es gut mit ihnen meif nen“, sagt Fleckenste­in. Die Pferde scheinen gut miteinanf

der zu harmoniere­n, auch wenn die gemeinsame Zeit wohl bald zu Ende sein wird.

@ www.tierschutz­hof-wardenburg.de

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BILD: TATIANA GROPIUS Sie sind ihr besonders ans Herz gewachsen: Anja Fleckenste­in vom Tierschutz­hof mit Prinz (links) und Lucas.

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