Nordwest-Zeitung

Ferkelprei­s so niedrig wie nie

Warum viele deutsche Sauenhalte­r um ihre Existenz kämpfen

- VON HERMANN GERDES

Nur n:ch 28 Eur: werden zurzeit f;r 25 Kil: gezahlt. <:r einem Jahr war es n:ch mehr als das D:ppelte.

OLDENBURG – Es ist gerade einmal ein Jahr her, dass Ferkel so begehrt waren wie der Regen in diesem Sommer. Die Preise stiegen offiziell auf 63 Euro für das 25-Kilo-Ferkel, wobei es ohne Zuschläge die gesuchten kleinen Tiere nicht gab.

Doch in den vergangene­n Monaten setzte eine beispiello­se Talfahrt ein. Die Ferkelprei­se rutschten und rutschen. Jetzt ist mit 28 Euro für das 25-kg-Ferkel ein historisch­er Tiefstprei­s erreicht worden.

Die Krise verschärft­e sich mit steigenden Futterkost­en. Sie schien aber vorerst abgewendet, als die Verlängeru­ng für die betäubungs­lose Kastration der männlichen Ferkel um drei Jahre in Aussicht stand. Doch nun sind es vor allem die „drei K“, die den Sauenhalte­rn zu schaffen macht. Neben der Kastration belastet sie das „Magdeburge­r Kastenstan­dsurteil“mit mehr Platz für Muttersaue­n und das Kupiervero­bt. Dazu kommen erhöhte Kosten für die GülleBesei­tigung.

Hatten die Züchter im Sommer 2017 noch 1,40 Euro pro Kilo für Sauenfleis­ch erhalten, werden jetzt nur noch 94 Cent gezahlt. Und auch der Schlachtsc­hweineprei­s ist mit 1,36 Euro je Kilo keinesfall­s kostendeck­end, zumal es kaum Anzeichen gibt, die auf eine baldige Preiserhol­ung hoffen lassen.

Neben der sinkenden Nachfrage – nur 37,7 Millionen Schweine wurden in den ersten acht Monaten in Deutschlan­d geschlacht­et (minus 1,8 Prozent) – ist die Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) in Belgien nahe. Gerade in der westlichen Region beidseits der Niedersach­senNRW-Grenze stehen mehr als zehn Millionen Schweine im Stall. Sollte ein Wildschwei­n ASP-infiziert werden, droht der hiesigen Schweinenb­ranche der Super-GAU.

Nur im Ausland registrier­t mancher die existenzbe­drohende Lage vieler deutscher Ferkelerze­uger mit einem gewissen Wohlgefall­en. So wittern die exportstar­ken Dänen und Niederländ­er neue Marktantei­le im Ferkelgesc­häft. Ihr Vorteil: Die Dänen sind mit der lokalen Betäubung und die Niederländ­er mit der CO2-Narkose bereits für das deutsche Verbot der betäubungs­losen Kastration gerüstet. Bereits im vergangene­n Jahr lieferten die Niederland­e rund 6,6 Millionen Ferkel nach Deutschlan­d. Eine Verdoppelu­ng der aktuell rund elf Millionen Ferkel umfassende­n Gesamtimpo­rte nach Deutschlan­d sei möglich, heißt es dort.

Auch die Dänen würden gern mehr Ferkel an deutsche Mäster liefern. Bei Bedarf könnte auch kurzfristi­g ein erhebliche­r Teil der inzwischen mehr als fünf Mio. Ferkel, die nach Polen geliefert werden, nach Deutschlan­d umgeleitet werden. Denn das Polen-Geschäft ist für die Dänen wegen der dort grassieren­den ASP nicht ungefährli­ch.

 ?? DPA-BILD: HOLLEMANN ?? Nur noch 28 Euro erlösen die Sauenhalte­r zurzeit für Ferkel.
DPA-BILD: HOLLEMANN Nur noch 28 Euro erlösen die Sauenhalte­r zurzeit für Ferkel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany