Nordwest-Zeitung

In Bremen schle cht Bedrohl ches über d e Bühne

Kiuseppe Verdis „Maskenball“im 9heater am Goetheplat­z – Inszeniert von Michael 9alke

- VON WOLFGANG DENKER

BREMEN – Wie bei kaum einer anderen Oper hatte Verdi bei „Un ballo in maschera“Probleme mit der Zensur, die einen Mord am schwedisch­en König Gustav III. auf der Bühne verbot. Deshalb verlegte er die Handlung nach Boston und machte aus dem König den Gouverneur Riccardo. Heutige Inszenieru­ngen siedeln die Oper meist wieder in Schweden an. Das tat jetzt auch Regisseur Michael Talke im Bremer Theater am Goetheplat­z,

Gustav ist ein leichtherz­iger Monarch, der die Frau seines Freundes liebt und der alle Warnungen vor einem geplanten Attentat in den Wind schlägt, obwohl die Verschwöre­r in ihren schwarzen Gewändern von Anbeginn an bereits über die Bühne schleichen. Talke hat den Kontrast zwischen dieser Bedrohung und der Party-Stimmung vor dem Besuch bei der Wahrsageri­n Ulrica gut herausgear­beitet.

Das Bühnenbild von Barbara Steiner zeigt opulente Fassaden des Königspala­stes, die beim Besuch von Ulrica einstürzen. Denn dies ist die Stunde der Wahrheit: Ulrica erkennt die Liebesvers­trickung und die politische Gefahr ganz genau. Amelias schlechtes Gewissen ist fast greifbar: Vor dem Treffen mit Gustav am Galgenberg erblickt sie in einer Vision sich und ihre Familie in gespenstis­ch grünem Licht an einem Tisch sitzend. Dazu werden Totenköpfe projiziert.

Talkes Personenfü­hrung ist zunächst etwas statisch, da hätte es etwas mehr spielerisc­he Akzente geben können. Aber im zweiten Teil mit dem handfesten Ehekrach zwischen Renato und Amelia nimmt die Inszenieru­ng kräftig an Fahrt auf. Auch das letzte Bild mit der maskierten Hofgesells­chaft gerät eindrucksv­oll. Talke ist eine werkgetreu­e und nachvollzi­ehbare Inszenieru­ng gelungen, die für Spannung und Emotionen sorgt.

Dazu kommt eine durchweg hervorrage­nde sängerisch­e Besetzung, allen voran Birger Radde als Renato. Sein markiger Bariton entwickelt beachtlich­e Klangfülle, die Gestaltung der Arie „Eri tu“geht unter die Haut. Luis Olivares Sandoval punktet als Gustav mit seinem runden Tenor und seinem schönen Timbre. Besonders den Schluss gestaltet er mit Schmelz. Patricia Andress ist eine Amelia, die das Wechselspi­el ihrer Gefühle verdeutlic­hen kann. Als Ulrica beeindruck­t Romina Boscolo mit einer fulminante­n Tiefe, während die Registerüb­ergänge Wünsche offenlasse­n. Iryna Dziashko ist ein munterer Oscar mit blitzsaube­ren Kolorature­n. In ganz großer Form präsentier­t sich der von Alice Meregaglia einstudier­te Chor.

Das Bremer Debüt des Dirigenten Marco Comin hätte besser nicht ausfallen können. Vielleicht hätte das Liebesduet­t noch etwas mehr Feuer vertragen, aber ansonsten gelingt ihm eine spannende, effektvoll­e Wiedergabe.

K9rten: 0421/365 33 33

Alle -Kritiken unter www.NWZonline.de/premieren

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BILD: LANDSBERG Partystimm­ung? – Ensemble-Szene aus Bremen

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