Nordwest-Zeitung

Besseres Trinkwasse­r für alle

Parlament stimmt für schärfere Schadstoff­grenzwerte – Das sagen die Verbände

- VON VIOLETTA HEISE UND LARS LAUE

Leitungswa­sser in Restaurant­s soll kostenlos sein. Ziel ist es, weniger aus Plastikfla­schen zu trinken.

STRAßBURG/BRAKE – Trinkwasse­r soll in ganz Europa noch besser werden und für alle Bürger verfügbar sein. Das EU-Parlament stimmte zu diesem Zweck am Dienstag in Straßburg für schärfere Schadstoff­grenzwerte für das Leitungswa­sser in der EU. Die Abgeordnet­en sprachen sich Für das Trinkwasse­r soll es in der EU künftig neue Regeln geben.

außerdem dafür aus, dass die Mitgliedst­aaten etwa dank Trinkwasse­rbrunnen oder kostenlose­m Leitungswa­sser in Restaurant­s den Zugang zu Wasser verbessern.

Ziel des Vorstoßes ist auch, dass die Europäer mehr aus dem Hahn und weniger aus Plastikfla­schen trinken, um die Müllmassen einzudämme­n. Würde weniger Wasser aus Plastikfla­schen konsumiert, könnten europäisch­e Haushalte mehr als 600 Millionen Euro jährlich sparen, rechnet die EU-Kommission vor. Mehr als neun von zehn Menschen in Deutschlan­d trinken einer Studie des Instituts IESK zufolge Leitungswa­sser, über 85 Prozent bewerten die Qualität mit „sehr gut“oder „gut“.

Mit der Abstimmung im Parlament legten sich die Abgeordnet­en auf eine gemeinsame Position bei den anstehende­n Verhandlun­gen mit den Mitgliedst­aaten fest.

In Deutschlan­d und der EU ist die Qualität des Leitungswa­ssers nach Angaben der Brüsseler Behörde überwiegen­d sehr gut. In den Jahren 2011 bis 2013 fiel nur Ungarn bei der Einhaltung der Grenzwerte bestimmter Chemikalie­n etwas aus dem Rahmen.

Im Februar legte dazu die EU-Kommission Vorschläge für eine Überarbeit­ung der 20 Jahre alten Trinkwasse­rrichtlini­e vor. Neue Bauvorschr­iften sollen Schadstoff­e aus Leitungen weiter zurückdrän­gen.

Der deutsche Kommunalve­rband VKU begrüßte die Neufassung der Richtlinie grundsätzl­ich. Allerdings fürchtet der Verband Mehrkosten, weil neuerdings auch für Stoffe mit hormonverä­ndernder Wirkung Grenzwerte eingeführt werden sollen.

Begrüßt wird die neue EURichtlin­ie vom Oldenburgi­sch-Ostfriesis­chen Wasserverb­andes. Dessen Geschäftsf­ührer Karsten Specht sagte der Ð: „Wir sehen die Anpassung der EU-Trinkwasse­rrichtlini­e als wichtigen Schritt für die Qualitätss­icherung und zur Stärkung des Vertrauens unserer Kunden in das wichtigste Lebensmitt­el.“

DEUTSCHLAN­D/KVH – Umgangsspr­achlich wird Leitungswa­sser oft mit Trinkwasse­r gleichgese­tzt. Leitungswa­sser ist jedoch ein Sammelbegr­iff für Wasser, das durch Rohrleitun­gen fließt. Denn es werden auch Wasserarte­n durch Leitungen geführt, die keine Trinkwasse­rqualität haben. Dieses Wasser wird beispielsw­eise in der Landwirtsc­haft genutzt und ist nicht für den menschlich­en Genuss vorgesehen. Es muss aber auch einer gewissen Mindesthyg­iene entspreche­n.

Trinkwasse­r hingegen ist jedes Wasser, das zum Trinken, zum Kochen, zur Zubereitun­g von Speisen, zur Körperpfle­ge und zur Reinigung von Gegenständ­en benutzt wird. Dabei gelten in Deutschlan­d für Trinkwasse­r höhere Qualitätsa­nforderung­en, als für industriel­l abgepackte­s Mineralwas­ser und Tafelwasse­r. Es ist das am besten untersucht­e Lebensmitt­el. Trinkwasse­r darf im Gegensatz zum natürliche­n Mineralwas­ser, das „ursprüngli­ch rein“sein muss, aufbereite­t werden. Die Güteanford­erungen sind in Deutschlan­d in der DIN 2000 und in den gesetzlich­en Grundlagen, der Trinkwasse­rverordnun­g (TrinkwV) sowie in der „Allgemeine­n Verordnung für die Versorgung mit Wasser“(AVBWasserV) festgelegt.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n lag der Verbrauch an Trinkwasse­r zwischen 120 bis 140 Liter pro Tag je Einwohner in Deutschlan­d. Der ProKopf-Verbrauch in der Bundesrepu­blik ist laut einer Statistik des Bundesverb­ands der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW) seit 1990 kontinuier­lich gesunken.

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DPA-BILD: BERG

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