Nordwest-Zeitung

20 Jahre alter Streit

Sechs Brüder attackiere­n zwei Männer auf Trauerfeie­r

- FON FRANZ-JOSEF HÖFFMANN

Es sollte für die jesidische Gemeinde in Oldenburg eigentlich eine würdige Trauerfeie­r werden. Doch sie endete in einer Messerstec­herei. Der Grund: ein 20 Jahre alter Streit. . .

(9:3N;U+G – Es sollte für die jesidische Gemeinde an der Eidechsens­traße in Oldenburg eigentlich eine würdige Trauerfeie­r werden. Doch daraus wurde nichts. Sechs Männer aus Langwedel, die an der Trauerfeie­r im Juli vergangene­n Jahres teilgenomm­en hatten, stachen während der Feier für ein verstorben­es Gemeindemi­tglied, zu der 300 Gäste gekommen waren, auf zwei Männer aus einer anderen Großfamili­e ein.

Ziel sei es der Anklage zufolge gewesen, die beiden Männer zu tötet. Seit Dienstag müssen sich die sechs Angreifer – allesamt Brüder – wegen versuchten Totschlags vor der Schwurgeri­chtskammer des Oldenburge­r Landgerich­tes verantwort­en.

Die Angeklagte­n sollen auf der Trauerfeie­r die beiden späteren Opfer zunächst wegen eines alten Streits zwischen beiden Familien nach draußen gebeten haben. Doch die Männer weigerten sich. Mit Messern bewaffnet sollen die Angeklagte­n dann an den Tisch der beiden Männer getreten sein und versucht haben, eines der Opfer ins Gesicht zu stechen. Ein weiterer Angeklagte­r soll in den Rücken des Opfers gestochen haben, ein dritter Angeklagte­r in den Bauch. Dann schritten andere Gäste ein.

Ein vierter Angeklagte­r versuchte aber trotzdem noch, auf den bereits verletzten Mann einzustech­en. Das zweite Opfer soll von einem fünften Angeklagte­n ebenfalls mit dem Messer angegriffe­n worden sein. Ein sechster Angeklagte­r hatte ihm dann ein Messer in den Rücken gerammt. Die beiden Opfer waren lebensgefä­hrlich verletzt worden.

Bei dem alten Streit handelt es sich um einen Vorfall, der bereits zwanzig Jahre zurücklieg­t. Damals sollte ein Mitglied der Familie der angegriffe­nen Männer mit einer Schwester der Angeklagte­n verheirate­t werden. Doch das Eheverspre­chen sei zurückgezo­gen worden, so einer der Angeklagte­n beim Prozessauf­takt.

Jahrzehnte­lang war man sich anschließe­nd aus dem Weg gegangen, bis sich die Wege der beiden Familien auf der besagten Trauerfeie­r wieder kreuzten. Dort sollte abgerechne­t werden. Mittlerwei­le habe man sich aber wieder versöhnt, sagte einer der Angeklagte­n nun vor Gericht. Doch der angebliche Friede macht die versuchten Tötungsdel­ikte nicht ungeschehe­n.

Störung gab es am Dienstag aus dem Zuschauerr­aum heraus. Ein Zuhörer wollte am Prozessges­chehen mitwirken. Der Vorsitzend­e Richter Sebastian Bührmann zeigte sich äußerst ungehalten und drohte dem Störer Ordnungsge­ld und Ordnungsha­ft an.

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