Therapie im Klinikum beginnt
Rainer Schoppik soll als weiterer Vorstand für bessere Umsätze sorgen
Die politischen Gremien der Stadt haben den Weg für eine neue Führungsspitze im Klinikum frei gemacht. Rainer Schoppik wurde am Montag zum Vorstandsmitglied bestellt. Nebengeräusche begleiteten die Berufung.
OLDENBURG – Das Klinikum soll nach einer Durststrecke mit schlechten Zahlen und Negativ-Schlagzeilen über internen Streit in ruhige Fahrwasser zurückkehren. Am Montag fassten die politischen Gremien wichtige Beschlüsse. Am Dienstag berief der Verwaltungsrat des Klinikums das zweite Vorstandsmitglied.
Warum bekommt das Klinikum eine neue Führung
Das Verhältnis von Klinikchef Dr. Dirk Tenzer zu Teilen der Ärzteschaft gilt als zerrüttet. Nicht zuletzt aufgrund von Kündigungen und nicht besetzten Stellen wurden weniger Patienten behandelt; Auslastung und Einnahmen sanken. Ein Gutachten im Auftrag der Stadt empfiehlt, einen Sanierer einzustellen. Am Montag berief der Verwaltungsausschuss der Stadt ohne Gegenstimme den 53 Jahre alten Betriebswirt Rainer Schoppik zum 1. November. Er soll das Haus für eine Pbergangszeit – im Gespräch sind zunächst zwei Jahre – zusammen mit Tenzer führen.
Welche Maßnahmen ergreift der Sanierer
Das ist im Einzelnen offen. Ziel ist es, Einsparpotenziale zu suchen und die Einnahmen zu steigern. Als wichtigste Aufgabe gilt, offene (Chefarzt-)Stellen zu besetzen, die Zusammenarbeit der Abteilungen im Haus zu verbessern und Vertrauen bei den Patienten zurückzugewinnen. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann erwartet erste Ergebnisse für Anfang des Jahres.
Was sagen die Beschäftigten im Klinikum Der Betriebsrat ist grundsätzlich offen für eine Zusammenarbeit mit dem Sanierer. Man werde verfolgen, welche Schritte er ergreife. Entscheidend werde sein, ob die beiden Vorstände gut zusammenarbeiten. Es müsse gelingen, die Grabenkämpfe im Haus zu beenden, formulierte die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Dr. Hildburg Henning. Ein Vorgehen „mit der Drahtbürste“wäre für das Haus „eine Katastrophe“.
Worüber haben die politischen Gremien gestritten
Alle Parteien im Rat sind sich einig: Im Klinikum besteht Handlungsbedarf. Die Notwendigkeit, den Vorstand zu erweitern, ist unbestritten. Kritik ausgelöst haben Änderungen an Satzung und Geschäftsordnung des Klinikums. Sie sichern dem Rat ein Durchgriffsrecht auf den Verwaltungsrat des Klinikums. Grüne, Linke, WFO-LKR und AfD kritisieren, die Rechte des Gremiums würden beschnitten. Dies zeuge von Misstrauen und behindere die Zusammenarbeit. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sowie die Ratsmehrheit von SPD, CDU und FDP halten diesen Zugriff auf das 100prozentige Tochterunternehmen der Stadt für erforderlich. Wenn sich das Klinikum stabilisiert habe, werde sich die Stadt wieder auf ihre Kontrollfunktion zurückziehen.
Warum benötigt das Klinikum ein Darlehen
Das Klinikum hat aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten ein Darlehen in Höhe von zwölf Millionen Euro beantragt. Diese Mittel sollen die Auszahlung der Weihnachtsgelder sichern und die Liquidität in den ersten Monaten des neuen Jahres verbessern. Die Mittel hat der Rat am Montagabend ohne Gegenstimmen freigegeben. Das Jahr 2017 hat das Klinikum mit einem Defizit in Höhe von 17 Millionen Euro abgeschlossen, auch für das laufende Jahr werden rote Zahlen erwartet. Unklar ist, ob die Stadt 2019 weitere Zuschüsse ans Klinikum zahlen muss.
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