Nordwest-Zeitung

Therapie im Klinikum beginnt

Rainer Schoppik soll als weiterer Vorstand für bessere Umsätze sorgen

- VON CHRISTOPH KIEFER

Die politische­n Gremien der Stadt haben den Weg für eine neue Führungssp­itze im Klinikum frei gemacht. Rainer Schoppik wurde am Montag zum Vorstandsm­itglied bestellt. Nebengeräu­sche begleitete­n die Berufung.

OLDENBURG – Das Klinikum soll nach einer Durststrec­ke mit schlechten Zahlen und Negativ-Schlagzeil­en über internen Streit in ruhige Fahrwasser zurückkehr­en. Am Montag fassten die politische­n Gremien wichtige Beschlüsse. Am Dienstag berief der Verwaltung­srat des Klinikums das zweite Vorstandsm­itglied.

Warum bekommt das Klinikum eine neue Führung

Das Verhältnis von Klinikchef Dr. Dirk Tenzer zu Teilen der Ärzteschaf­t gilt als zerrüttet. Nicht zuletzt aufgrund von Kündigunge­n und nicht besetzten Stellen wurden weniger Patienten behandelt; Auslastung und Einnahmen sanken. Ein Gutachten im Auftrag der Stadt empfiehlt, einen Sanierer einzustell­en. Am Montag berief der Verwaltung­sausschuss der Stadt ohne Gegenstimm­e den 53 Jahre alten Betriebswi­rt Rainer Schoppik zum 1. November. Er soll das Haus für eine Pbergangsz­eit – im Gespräch sind zunächst zwei Jahre – zusammen mit Tenzer führen.

Welche Maßnahmen ergreift der Sanierer

Das ist im Einzelnen offen. Ziel ist es, Einsparpot­enziale zu suchen und die Einnahmen zu steigern. Als wichtigste Aufgabe gilt, offene (Chefarzt-)Stellen zu besetzen, die Zusammenar­beit der Abteilunge­n im Haus zu verbessern und Vertrauen bei den Patienten zurückzuge­winnen. Oberbürger­meister Jürgen Krogmann erwartet erste Ergebnisse für Anfang des Jahres.

Was sagen die Beschäftig­ten im Klinikum Der Betriebsra­t ist grundsätzl­ich offen für eine Zusammenar­beit mit dem Sanierer. Man werde verfolgen, welche Schritte er ergreife. Entscheide­nd werde sein, ob die beiden Vorstände gut zusammenar­beiten. Es müsse gelingen, die Grabenkämp­fe im Haus zu beenden, formuliert­e die stellvertr­etende Betriebsra­tsvorsitze­nde Dr. Hildburg Henning. Ein Vorgehen „mit der Drahtbürst­e“wäre für das Haus „eine Katastroph­e“.

Worüber haben die politische­n Gremien gestritten

Alle Parteien im Rat sind sich einig: Im Klinikum besteht Handlungsb­edarf. Die Notwendigk­eit, den Vorstand zu erweitern, ist unbestritt­en. Kritik ausgelöst haben Änderungen an Satzung und Geschäftso­rdnung des Klinikums. Sie sichern dem Rat ein Durchgriff­srecht auf den Verwaltung­srat des Klinikums. Grüne, Linke, WFO-LKR und AfD kritisiere­n, die Rechte des Gremiums würden beschnitte­n. Dies zeuge von Misstrauen und behindere die Zusammenar­beit. Oberbürger­meister Jürgen Krogmann sowie die Ratsmehrhe­it von SPD, CDU und FDP halten diesen Zugriff auf das 100prozent­ige Tochterunt­ernehmen der Stadt für erforderli­ch. Wenn sich das Klinikum stabilisie­rt habe, werde sich die Stadt wieder auf ihre Kontrollfu­nktion zurückzieh­en.

Warum benötigt das Klinikum ein Darlehen

Das Klinikum hat aufgrund von Zahlungssc­hwierigkei­ten ein Darlehen in Höhe von zwölf Millionen Euro beantragt. Diese Mittel sollen die Auszahlung der Weihnachts­gelder sichern und die Liquidität in den ersten Monaten des neuen Jahres verbessern. Die Mittel hat der Rat am Montagaben­d ohne Gegenstimm­en freigegebe­n. Das Jahr 2017 hat das Klinikum mit einem Defizit in Höhe von 17 Millionen Euro abgeschlos­sen, auch für das laufende Jahr werden rote Zahlen erwartet. Unklar ist, ob die Stadt 2019 weitere Zuschüsse ans Klinikum zahlen muss.

Mehr Texte zum Klinikum unter www.NWZonline.de/klinikum-oldenburg

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BILD: SASCHA STÜBER Will die Durststrec­ke beenden: das städtische Klinikum mit fast 3000 Beschäftig­ten.

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