Neues Sicherheitsnetz in Kliniken
Das sind die Konsequenzen aus den Morden des früheren Krankenpflegers Niels Högel
Das Votum der Politik war einstimmig. Am Dienstag beginnt der Högel-Prozess.
HANNOVER/OLDENBURG/DELMENHORST – Mit einem neuen Krankenhausgesetz reagiert das Land Niedersachsen auf die Morde des ehemaligen in Delmenhorst und Oldenburg tätigen Krankenpflegers Niels Högel. Als wichtiges künftiges Instrument bezeichnet Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) die Einführung von anonymen Meldesystemen (Whistleblowing) an Niedersachsens Krankenhäusern, mit denen kriminelles Handeln frühzeitig erkannt werden soll. Dafür sollen in Zukunft auch Stationsapotheker sowie regelmäßige Konferenzen an den Kliniken beitragen, in denen die Todesfälle analysiert werden. „Das Risiko von Behandlungsfehlern – ob aus Versehen oder vorsätzlich – wird gesenkt. Darüber hinaus wird das Bewusstsein in den Krankenhäusern gestärkt, selbst mehr Verantwortung für den Schutz der Patientinnen und Patienten zu übernehmen“, sagte die Ministerin am Mittwoch im Landtag, wo die Parlamentarier die Novelle des Krankenhausgesetzes einstimmig beschlossen. „Eine Mordserie, wie sie sich in Oldenburg und Delmenhorst ereignet hat, darf es nie wieder geben“, bekräftigte die Ministerin.
Eine Überarbeitung des Bestattungsgesetzes zur Stärkung der Patientensicherheit hatte der Landtag bereits beschlossen. Unter anderem sollen durch eine erweiterte Leichenschau unnatürliche Todesursachen besser erkannt werden.
Am kommenden Dienstag beginnt in Oldenburg einer der größten Strafprozesse Deutschlands: Ex-Krankenpfleger Niels Högel muss sich voraussichtlich für 100 Patientenmorde verantworten.