Jagd auf Wildschweine wird erleichtert
Landtag stimmt über verschärftes Gesetz ab – Auch Nutria-Population soll verringert werden
Es soll einfacher werden die Wildschwein-Population klein zu halten. Auch den Nutrias soll es an den Kragen gehen.
HANNOVER – Vor dem Hintergrund der aus Belgien und Osteuropa näher rückenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat der niedersächsische Landtag ein verschärftes Jagdgesetz verabschiedet. Abgeordnete von SPD, CDU und AfD stimmten am Mittwoch für die Novelle, die die Jagd auf Wildschweine erleichtern soll. Das Land will die Wildschwein-Population reduzieren, um das Risiko einer Ausbreitung der Tierseuche zu verringern. Das neue Jagdrecht sieht außerdem die Abschaffung des Elterntierschutzes für die Biberratte Nutria vor, die mit ihren Wühlarbeiten den Deichbau gefährdet. Die Grünen im Landtag kritisierten, der rot-schwarzen Landesregierung sei jedes Mittel recht, um im Zweifelsfall den Wildbestand reduzieren zu können.
Mitte September war die Afrikanische Schweinepest bei zwei toten Wildschweinen in Belgien 60 Kilometer von der deutschen Grenze entdeckt worden. ASP ist eine Infektionskrankheit, die bei Wild- und Hausschweinen meist innerhalb weniger Tage tödlich endet, für den Menschen aber ungefährlich ist. Die Seuche breitet sich über Wildschweine aus, kann aber auch über verseuchte Speisereste, Viehtransporter und Stallkleidung übertragen werden. Bislang gibt es keine wirksamen Medikamente.
„Niedersachsen wäre mit seinen Regionen mit vielen Schweinezucht-Betrieben von einem ASP-Ausbruch in hohem Maße betroffen“, sagte Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) während der Debatte im Landtag.
Das neue Jagdgesetz ermöglicht es der Landesregierung, bei Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest diverse Verbote für die Jagd auf Wildschweine aufzuheben. Für das Schwarzwild entfällt dann der Muttertierschutz, außerdem sind Schalldämpfer für Jagdwaffen erlaubt. Es soll zudem auch erlaubt werden, Wildschweine von einem Ansitz aus zu schießen, der auf der Ladefläche eines Fahrzeugs montiert ist. Allerdings muss das Auto dabei stehen, Schüsse von einem fahrenden Wagen aus bleiben weiterhin verboten.
Auch den Nutrias geht es an den Kragen. Die aus Südamerika stammenden Biberratten gefährden den Hochwasserschutz, weil sie Deiche und Dämme untergraben. In der aktuellen Jagdsaison sind in Niedersachsen bereits 24000 Tiere erlegt worden. Doch die Population wächst ständig, weil Nutrias das ganze Jahr über Junge zur Welt bringen. Daher wird nun der Muttertierschutz aufgehoben – auch Weibchen mit Jungen können künftig zur Strecke gebracht werden. „Wo Deiche brechen, sind Menschen in Gefahr“, sagte der CDU-Abgeordnete Uwe Dorendorf. Daher sei diese Maßnahme gerechtfertigt, auch wenn der Muttertierschutz eines der wichtigsten Grundgesetze im Jagdrecht sei.
Die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte rügte, das neue Jagdgesetz sei ein Freibrief, um diverse Verbote durch Verordnungen aufzuheben. „Sie erweisen der Jagd damit einen Bärendienst, denn sie entfremden die Jäger vom Rest der Gesellschaft.“Maßnahmen, um die tierhaltenden Betriebe vor einem Ausbruch von ASP zu schützen, enthalte das Gesetz dagegen nicht.