Nordwest-Zeitung

Mehrheit schaut zufrieden aufs Bankkonto

Warum die Bundesbürg­er finanziell so zufrieden sind wie lange nicht

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

63 Prozent bewerten ihre Lage als gut oder sehr gut. Bei der Geldanlage gibt es Unterschie­de zwischen Mann und Frau.

BERLIN – Von wegen Zukunftsan­gst und schlechte Laune: So positiv wie lange nicht äußern sich die Bundesbürg­er in einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des über ihre finanziell­e Lage. Hintergrün­de zum Vermögensb­arometer:

63 Prozent gaben in der Erhebung an, mit ihren persönlich­en Finanzen zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein. Das sind vier Prozentpun­kte mehr als vor einem Jahr und der höchste Wert seit 2005. In der schlechtes­ten Phase vor gut zehn Jahren hatten nur rund 40 Prozent so viel Zufriedenh­eit bekundet. Umgekehrt lag der Anteil der Unzufriede­nen damals bei 18 Prozent. Jetzt aber beschreibe­n nur noch acht Prozent ihre wirtschaft­liche Situation als schlecht oder eher schlecht. Jeder Vierte rechnet sogar mit weiteren Verbesseru­ngen in den nächsten zwei Jahren. Für die Untersuchu­ng werden jedes Jahr 2800 Menschen in ganz Deutschlan­d befragt.

Einen so langen Aufschwung wie derzeit hat die Bundesrepu­blik seit den Jahren des Wirtschaft­swunders nach dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt. Daher urteilen die Deutschen auch ganz anders über ihre persönlich­e Situation als über die politische Entwicklun­g im Lande. „Tatsache ist, es geht Deutschlan­d im Großen und Ganzen gut“, sagt Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen­und Giroverban­des, im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Die Wirtschaft boomt, der Arbeitsmar­kt ist gut ausgelaste­t und die Reallöhne sind in letzter Zeit gestiegen – das kommt bei den Menschen an.“Allerdings betont Schleweis auch, dass die Sorge vor einem Verlust des hart erarbeitet­en Geldes nicht verschwund­en ist.

Am besten schlafen können dank ihrer finanziell­en Reserven die Hessen, RheinlandP­fälzer und Bayern. In diesen drei Ländern sind mehr als zwei Drittel aller Einwohner zufrieden mit ihrer wirtschaft­lichen Lage. Niedersach­sen (63 Prozent) liegt auf Rang sieben. Vor allem in den östlichen Ländern sinkt dieser An- teil deutlich – in Brandenbur­g sogar auf 50 Prozent.

Laut dem Vermögensb­arometer erstaunlic­h wenig. Nur noch 32 Prozent erklären, dass ihnen die Nullzinspo­litik der EZB Sorgen bereite. Ein Jahr zuvor waren es noch 53 Prozent. Gleichzeit­ig haben sich die Sparer nach anderen Anlagemögl­ichkeiten umgesehen und stecken ihre Euro beispielsw­eise mehr in Immobilien sowie Investment­fonds.

Dazu sagt die Studie nichts. Sie zeigt aber ein stark unterschie­dliches Verhalten. Zwar sind beide Geschlecht­er ähnlich zufrieden mit ihren Finanzen. Und bei beiden Geschlecht­ern sparen etwa vier von fünf für die Altersvors­orge oder planen dies zumindest. Frauen aber gehen bei der Anlage vorsichtig­er vor. Für 48 Prozent ist Sicherheit das wichtigste Kriterium (Männer: 41 Prozent). Wenn es um die Bedeutung der Rendite geht, sieht es umgekehrt aus. Sie ist für 22 Prozent der Frauen von hoher Bedeutung, aber für 30 Prozent der Männer.

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DPA-BILD: WÜSTENHAGE­N So viele Deutsche wie lange nicht sind zufrieden mit ihrer finanziell­en Lage.

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