Nordwest-Zeitung

Die Suche nach Gerechtigk­eit

Politik und Bürgervere­ine diskutiere­n alternativ­e Modelle

- VON KATJA MIELCAREK

Noch hat Oldenburg eine Straßenaus­bausatzung. Das Modell ist umstritten. Seine Zukunft in der Stadt ist offen.

OLDENBURG – Gute zwei Millionen Euro nimmt die Stadt im laufenden Jahr durch Straßenaus­baubeiträg­e ein. In den vergangene­n Jahren waren es im Schnitt 1,35 Millionen Euro. Das Prinzip ist einfach: Anlieger werden an den Kosten für den Ausbau von Straßen beteiligt. Je stärker sie davon profitiere­n, desto mehr müssen sie zahlen. Die Summen, die dabei auf den Einzelnen zukommen, können stattlich sein. Wie stattlich im Extremfall verrät die Stadtverwa­ltung nicht – um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, sagt Pressespre­cher Reinhard Schenke. Nach seiner Auskunft liegen die Beträge meistens im vierstelli­gen Bereich, es gebe aber sehr wohl Abweichung­en nach oben und unten.

Und trotzdem gibt es in Niedersach­sen Kommunen, die auf diese Einnahmequ­elle verzichten. Das Land Niedersach­sen gibt die Entscheidu­ng darüber in die Hände der Städte und Gemeinden. „Wir gehen einen anderen Weg“, sagt beispielsw­eise Westersted­es Bürgermeis­ter Klaus Groß. Man habe den Zustand aller Straßen mit Schulnoten – und damit für alle nachvollzi­ehbar – bewertet und saniere sie nun nach Dringlichk­eit und dem Geld, das zur Verfügung steht – ausschließ­lich aus dem laufenden Haushalt. Von einer Straßenaus­bausatzung hält Groß nichts: „Da kriegen wir doch keine Gerechtigk­eit rein.“Es könne nie sauber abgegrenzt werden, wer die Straße tatsächlic­h wie viel nutze. Auch von einer Umlage auf alle Bürger – ein anderes Modell, um die Einwohners­chaft an den Kosten zu beteiligen – hält er nichts. „Das war bei uns nie ein Thema. Wir sind froh, dass wir uns für einen anderen Weg entschiede­n haben.“

In Oldenburg sei die Zukunft der Straßenaus­bausatzung offen, sagt Schenke. „Derzeit wird politisch intensiv darüber diskutiert, in welcher Form die Ausbaubeit­räge beibehalte­n, abgeschaff­t oder inhaltlich verändert werden.“Aktuelle Projekte, bei denen die Beiträge noch erhoben werden, sind die Auguststra­ße und der Hochheider Weg. In den kommenden Jahren sei nach jetzigem Stand der Komplettau­sbau von Hochheider Weg, Sandweg, Bremer Heerstraße, Ofenerdiek­er Straße, Neusüdende­rweg und Staakenweg geplant.

An dem Konzept der Zukunft arbeitet eine Arbeitsgru­ppe, in der die Bürgervere­ine und Vertreter der Politik sitzen. Ob man sich dort auf einen Vorschlag einigt, ist offen. Für die SPD könnte die Lösung in einer moderaten Anhebung der Grundsteue­r liegen, sagte Fraktionsv­orsitzende­r Ulf Prange (MdL) der Ð. Die Belastung liege dann für den Einzelnen maximal bei wenigen Euro im Monat. Und niemand müsse aus dem Stand hohe Beträge bereithalt­en. Grundsätzl­ich halte die CDU-Fraktion an der Forderung einer Abschaffun­g fest, sagt Olaf Klaukien, Mitglied des Verkehrsau­sschusses. „Aber vor der Entscheidu­ng wollen wir die Ergebnisse der Arbeitsgru­ppe bewerten und die Haushaltsb­eratungen abwarten.“

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ARCHIVBILD: SUSANNE GLOGER Noch längst nicht beendet: Der Ausbau des Hochheider Weges läuft in mehreren Bauphasen.

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