Geschichte wird im Verborgenen gemacht
Arye Sharuz Shalicar über Frieden in Nahost
Der Nahe Osten bewegt sich. Er ist sehr dynamisch. Es passieren Dinge, positive wie auch negative, von denen man wenig in den Nachrichten hört. Mir scheint mittlerweile, als ob Bürger, die sich komplett auf Medien verlassen, nur einen ganz kleinen Bruchteil der Realität mitbekommen. Das ist bedauerlich, aber irgendwie verständlich. Wir können einfach keine Fachleute für alles und jedes sein. Insbesondere in einem Zeitalter, in dem sich die Welt in einem Jahr so schnell verändert, wie einst in 40 Jahren.
Seit der Wiedergründung Israels im Jahr 1948 steht das Land im Dauerkonflikt mit der muslimischen Welt. „Der Nahostkonflikt“, so kennt man es in Deutschland, steht für den jüdischen Staat gegen die arabische Welt. Doch ist dem tatsächlich so?
Seit dem Friedensvertrag mit Ägypten im Jahre 1979 und dem Friedensvertrag mit Jordanien in den 90er Jahren steht für Israel fest, dass Frieden einen Option ist. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass gemeinsame Interessen, eine Win-win-Situation hervorbringen können, die aus Widersacher Partner macht. Es muss kei- ne Liebesbeziehung werden. Das ist es leider auch nicht im Falle Israel-Ägypten und Israel-Jordanien. Jedoch kann es eine gegenseitige Toleranz-Situation sein, in der man sich wirtschaftlich und sicherheitstechnisch unterstützt. Ja selbst die palästinensischen Sicherheitsbehörden koordinieren vieles mit den israelischen Sicherheitskräften. Nicht weil man sich besonders leiden kann, sondern weil man einen gemeinsamen Feind vor Augen hat: Hamas, Islamischen Dschihad und andere islamische Fundamentalisten, die eine Gefahr für Israel, aber insbesondere für die Stabilität der Regierung in Ramallah darstellen.
Arye Sharuz Shalicar
ist ein deutsch-iranisch-israelischer Politologe, ehemaliger Sprecher der IDF und AJteilungsleiter im Nachrichtendienstministerium im Büro des israelischen Ministerpräsidenten. Sein neues Buch „Der Neu-Deutsche Antisemit“erschien vor wenigen Wochen.
@Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de
So kommt man sich näher, wenn man ein gemeinsames Interesse verfolgt oder eine gemeinsame Bedrohung wahrnimmt. Es sollte deshalb niemanden überraschen, dass eine Anzahl arabischer Staaten, mit denen Israel keine diplomatischen Beziehungen hat, schon seit längerer Zeit, zumindest unter dem Teppich, im Austausch mit dem jüdischen Staat steht.
Der gemeinsame Nenner: die Islamischen Republik Iran – die Mullahkratie in Teheran. Die gemeinsame Bedrohung: die äußerst aggressiven Auslandsoperationen der Revolutionsgarden in fast jedem Land im Nahen Osten vom Irak über Syrien, Libanon, Gaza, Jemen bis hin zu den Golfstaaten und Teilen Afrikas und Asiens.
Die arabischen Welt fühlt sich vom Iran in zweierlei Hinsicht bedroht, sowohl ethnisch (Perser gegen AraberO als auch innerislamisch (Schiiten gegen SunnitenO. Sie wendet sich daher immer öfter und immer offener an den jüdischen Staat, um dieser Bedrohung Herr zu werden. Die arabischen Staaten wissen, dass es in der Region des Nahen Ostens nur eine einzige militärische Hightech-Nation gibt, die den Iranern das Wasser reichen kann: Israel.
Seit einer Woche ist die Katze nun letztendlich aus dem Sack: Der israelische Regierungschef Netanjahu kam im Oman mit Sultan Qabus bin Said al-Said zusammen. Nächste Woche werde ich den israelischen Geheimdienstund Verkehrsminister Israel Katz nach Oman begleiten, mit der Hoffnung, dass sich Israel und Oman, beziehungsweise Israel und die Golf Staaten, noch näher kommen werden, um eines Tages Seite an Seite und in Frieden miteinander im Nahen Osten leben zu können.
Es ist unheimlich aufregend Geschichte machen zu dürfen. Und, Frieden ist möglich!