Nordwest-Zeitung

Benzin und Diesel bleiben teuer

Rohölpreis, Dollarkurs und Wetter treiben Preise

- VON ECKART GIENKE

HAMBURG – Die hohen Preise für Benzin und Diesel werden den Autofahrer­n in Deutschlan­d noch einige Zeit erhalten bleiben. Obwohl die Ölpreise seit ihrem Jahreshoch vor einem Monat wieder gefallen sind, merken Kunden an den Zapfsäulen davon wenig. Kostete ein Liter Diesel Anfang Oktober im bundesweit­en Schnitt noch 1,34 Euro, so waren es Ende des Monats 1,42 Euro.

Superbenzi­n verteuerte sich im Laufe des Monats nach Daten des Mineralölw­irtschafts­verbandes (MWV) von 1,49 Euro auf 1,53 Euro je Liter. Im gleichen Zeitraum verbilligt­e sich ein Barrel Rohöl (159 Liter) der NordseeSor­te Brent um elf Prozent auf umgerechne­t 66,40 Euro.

In normalen Zeiten können sich die Autofahrer darauf verlassen, dass die Preise von Benzin, Diesel und Heizöl ungefähr mit dem Preis für Rohöl und dem Dollar schwanken, mal etwas mehr, mal etwas weniger. In diesem Herbst aber kommen Entlastung­en an den Märkten bei den Autofahrer­n nicht an. Grund ist die Trockenhei­t, die seit dem Frühjahr die Pegelständ­e der Flüsse immer tiefer sinken ließ. Auch der Oktober war zu trocken; es fielen nur halb so viele Niederschl­äge wie im langjährig­en Mittel.

Vor allem der Rhein und seine Nebenflüss­e spielen eine wichtige Rolle für die Versorgung Deutschlan­ds mit Öl. Hier liegen zum Teil riesige Raffinerie­n, die durch Rohrleitun­gen mit Rohöl versorgt werden. Die fertigen Produkte werden mit Binnenschi­ffen in Tanklager an den Flüssen transporti­ert und dann mit Bahn und Lkw zu den Konsumente­n.

Doch die Schiffe können wegen der niedrigen Wasserstän­de auf den Flüssen nur noch halb so viel oder noch weniger Benzin, Diesel und Heizöl transporti­eren wie gewohnt. Ersatz zu schaffen auf Schiene und Straße ist wegen knapper Kapazitäte­n schwierig und teuer. Die Produkte kommen daher nicht zum Kunden oder allenfalls zu deutlich höheren Preisen.

Das bekommen die Autofahrer vor allem im Süden zu spüren. In Karlsruhe etwa müssen die Autofahrer für einen Liter Super derzeit 1,56 Euro bezahlen, in Rostock nur 1,44 Euro – und das, obwohl Karlsruhe Standort einer großen Raffinerie ist.

Der Norden ist beinahe überversor­gt und nicht angewiesen auf die Binnenschi­fffahrt, im Süden hakt es an allen Ecken und Enden. Daran ändert auch nichts, dass der Bund zeitweilig seine NotfallRes­erve geöffnet hat, um Engpässe bei der Versorgung zu vermeiden. Einige Tankstelle­n waren schon zeitweise leergelauf­en.

Die Mineralölb­ranche gibt noch keine Entwarnung: „Wir können nicht sagen, wann sich die Situation entspannt“, sagte ein MWV-Sprecher in Berlin. Auch bei Regen steigen die Pegelständ­e der Flüsse nur langsam. Solange die Probleme in der Lieferkett­e anhalten, müssen die Autofahrer dafür bezahlen.

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